Volleyball:Bundesliga-Monotonie durch Berlin Volleys und VfB

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Friedrichshafen (dpa) - Die deutsche Volleyball Bundesliga steckt in der Langeweile-Falle. Das Dauerduell zwischen den Berlin Volleys und dem VfB Friedrichshafen begeistert zwar auch weiterhin die Fans. Doch für große Spannung bei Titel-Entscheidungen ist längst nicht mehr gesorgt.

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Friedrichshafen (dpa) - Die deutsche Volleyball Bundesliga steckt in der Langeweile-Falle. Das Dauerduell zwischen den Berlin Volleys und dem VfB Friedrichshafen begeistert zwar auch weiterhin die Fans. Doch für große Spannung bei Titel-Entscheidungen ist längst nicht mehr gesorgt.

Seit 18 Jahren kommt der deutsche Meister aus Berlin oder Friedrichshafen und in diesem Zeitraum konnte nur das mittlerweile abgemeldete Generali Haching viermal die Pokal-Herrschaft von Berlin oder Friedrichshafen durchbrechen.

„Wir brauchen eine Liga, die von mehr Spannung durchsetzt ist. Eine Liga wäre spannender, wenn der Sieger nicht schon von vorneherein feststehen würde“, räumte Volleys-Manager Kaweh Niroomand im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur ein. „Wir merken in der Berliner Sportlandschaft an den Fans, dass die Spannung in den Spielen vorgegeben ist. Vier Mannschaften in der Spitze würden fürs erste ja schon reichen.“

Soweit ist es aber noch lange nicht. Stattdessen dünnt sich die Liga gezwungenermaßen selbst aus. Den RWE Volleys Bottrop wurde im Dezember 2013 die Lizenz entzogen, die Traditionsclubs aus Moers und Haching mussten sich aus finanziellen Gründen aus dem Spielbetrieb zurückziehen. Ende 2014 stellte dann VC Dresden Insolvenzantrag. Mal waren grobe Management-Fehler die Ursache, mal führte ein Mäzen seine Leidenschaft nicht mehr weiter.

„Die Patienten, bei denen es ein wenig krankt, die kennen wir. Die begleiten wir auch. Das ist ein Vorteil des Masterplans, dass wir das wirtschaftliche Lizenzierungsverfahren in der Wertigkeit noch mehr nach vorne geschoben haben“, sagte der Geschäftsführer der Volleyball Bundesliga (VBL), Klaus-Peter Jung.

Mehr TV-Präsenz, mehr wirtschaftliche Stabilität - Grundzüge dieses Masterplans bis 2016 sind klar definiert. Bei vielen Vereinen krankt es aber weiter an zukunftsträchtigen Strukturen. Die Schwergewichte aus Berlin und Friedrichshafen mit kolportierten Etats von 1,7 Millionen und 2,5 Millionen Euro sind professionell aufgestellt und haben hauptamtliche Mitarbeiter. Hinter den Lokomotiven der Liga mit ihren Nationalspielern wird es dann aber immer dünner.

„Es ist ein Segen, dass wir zwei Leuchttürme haben, an denen sich andere Vereine orientieren können“, sagte Jung. „Dahinter herrscht bei weitem keine Arme-Leute-Landschaft von Clubs, die gar nichts erreichen und auf die man mildtätig herunterblicken muss.“

Eine höhere Leistungsdichte würde der Eliteklasse dennoch guttun. „Es wäre wünschenswert, wenn die Liga ausgeglichener wäre. In den Playoffs oder im Pokal weiß ja im Grunde jeder, wie die Spiele ausgehen“, bemängelte Friedrichshafens Kapitän Simon Tischer die vorherrschende Zwei-Klassen-Gesellschaft.

Pokal-Finalist und Playoff-Halbfinalist SVG Lüneburg will das Establishment auch in Zukunft fordern. „Wir versuchen uns breit aufzustellen und nicht nur von ein oder zwei Geldgebern abhängig zu sein“, erläuterte der Manager des Sensationsaufsteigers, Andreas Bahlburg. Die Branchenriesen will sein Verein gerne ärgern. „Für die Attraktivität der Liga ist es nicht so zuträglich, wenn sich der Erfolg einseitig kanalisiert. Die Situation ist ähnlich wie im Handball, wo nur wenige Clubs dominieren“, sagte Bahlburg.

Die Herausforderer müssen weiter an ihrem Profil arbeiten, ihre Nischen definieren. „Im Moment ist die Situation ähnlich wie beim Ziehen eines Kaugummis“, beschrieb Niroomand. „Wir dehnen das Produkt, es wird aber immer dünner. Das müssen wir andicken.“

Professionalität und auch Geld sind dafür Voraussetzungen. Man brauche Leute, die „hoch professionell denken“, sagte jüngst VfB-Trainerlegende Stelian Moculescu. Der Ehrgeiz sei ebenso ein wichtiger Faktor. „Solange sich Vereine damit zufriedengeben, dass sie Fünfter oder Sechster werden, solange kommen wir nicht weiter.“

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