Pokal-Überraschung durch den FCK:Jenssen trifft in der 116. Minute

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Kaiserslauterns Ruben Jenssen war der Held des Abends: Sein Treffer erledigte Bayer Leverkusen. (Foto: dpa)

Zweitligist 1. FC Kaiserslautern jubelt über das Erreichen des Halbfinals im DFB-Pokal. Ein Treffer des Norwegers Ruben Yttergård Jenssen schockt Leverkusen in der Verlängerung. Auch der VfL Wolfsburg kommt nach einem glücklichen Sieg bei 1899 Hoffenheim eine Runde weiter.

Mit dem 1:0 (0:0)-Auswärtssieg nach Verlängerung bei Bayern Leverkusen ist Fußball-Zweitligist 1. FC Kaiserslautern durch den späten Treffer von Ruben Jenssen in der 114. Minute erstmals seit 2003 wieder in die Vorschlussrunde eingezogen. Mitte April will der Pokalsieger von 1990 und 1996 seinen Traum vom Einzug ins Pokalfinale wahrmachen.

Im fünften Cup-Duell zwischen dem Bundesliga-Zweiten Bayer und den Lauterern fielen während der regulären Spielzeit vor 25 244 Zuschauern in der BayArena keine Tore. In der Verlängerung avancierte der eingewechselte Mohamadou Idrissou zunächst zum Pechvogel, als er einen umstrittenen Foulelfmeter neben das Tor von Bayer-Schlussmann Bernd Leno setzte (98.). Seinen Lapsus machte der Lautern-Stürmer aber wieder wett, als er Jenssen vor dessen Siegtreffer perfekt mit einem feinen Querpass bediente. In der zweiten Runde hatten die Pfälzer in Hertha BSC bereits einen Erstligisten ausgeschaltet.

Bayer-Trainer Sami Hyypiä rotierte angesichts der Dreifach-Belastung seiner Profis kräftig und beorderte im Vergleich mit dem 1:0-Erfolg in Mönchengladbach vier Neue in die Startformation. Als Linksverteidiger gab der neu verpflichtete Mexikaner José Andres Guardado sein Debüt für Bayer, das am Samstag in der Liga Schalke 04 und drei Tage danach Paris St. Germain im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League empfängt.

FCK-Coach Kosta Runjaic bot am Mittwoch, vier Tage nach dem 2:1 im Zweitliga-Spitzenspiel der drittplatzierten Pfälzer gegen Fürth, ebenfalls vier neue Spieler auf, darunter als Sturmspitze Olivier Occean für Idrissou, der erst in der 70. Minute auf das Feld kam. Lautern, für das Vordringen unter die Top Acht mit einer Einnahme von rund einer Million Euro belohnt, gestaltete die Partie lange offen.

Erste größere Gefahr für das von Tobias Sippel gehütete Gäste-Gehäuse beschwor ein Kopfball von Eren Derdiyok herauf (14.). Doch Sippel wehrte zur Ecke ab und hatte in der 28. Minute Glück, als ein Schuss des Südkoreaners Heung-Min Son von Florian Dick in letzter Sekunde geklärt werden konnte.

Hyypiä musste in der 34. Minute den verletzten Derdiyok gegen Stefan Kießling auswechseln. Aber auch mit dem Torjäger wurden die Aktionen des Pokalsiegers von 1993 zunächst nicht zwingender. Von einem Klassenunterschied war bis zur Pause nichts zu sehen. Stattdessen setzten die Pfälzer die Hyypiä-Elf auch nach dem Wechsel mit mutigem Spiel nach vorn unter Druck. Alexander Ring scheiterte an Bayer-Keeper Bernd Leno (63.). Bayer-Chancen blieben fast aus. Die Gäste aus Kaiserslautern verdienten sich die Verlängerung durch eine kompakte und disziplinierte Vorstellung. Auch nach dem verschossenen Elfmeter von Idrissou gaben die Pfälzer nicht auf und zogen dank des späten Treffers von Jenssen hochverdient in das Halbfinale ein.

Elfmeterspezialist Ricardo Rodriguez und Stürmer Bas Dost haben den VfL Wolfsburg in einem packenden DFB-Pokal-Duell ins Halbfinale geführt. Die Niedersachsen setzten sich in einem turbulenten Viertelfinale bei 1899 Hoffenheim 3:2 (2:1) durch und haben damit wie im Vorjahr die Runde der besten vier Teams erreicht.

Der Schweizer Rodriguez traf zweimal vom Punkt (26. und 44.), Dost in Abstaubermanier (64.). In der 70. Minute sah Rodriguez wegen Spielverzögerung die Gelb-Rote Karte. Roberto Firmino war für die Kraichgauer, die zum sechsten Mal im Viertelfinale gescheitert sind, doppelt erfolgreich (38./90.+1).

Vor lediglich 13.347 Zuschauern in der Rhein-Neckar-Arena waren die Hoffenheimer in der Anfangsphase die bessere Mannschaft. Chancen konnte sich die Elf von Trainer Markus Gisdol zunächst aber nicht erarbeiten. Das lag vor allem daran, dass der entscheidende Pass in die Spitze meist zu ungenau gespielt wurde.

Im Mittelfeld war der Bundesliga-Elfte dem Sechsten überlegen. Die Wolfsburger Stars Luiz Gustavo und Kevin de Bruyne blieben zunächst blass. Die erste Viertelstunde im Duell zwischen dem Verein von Mäzen Dietmar Hopp und dem VW-Klub ging klar an Hoffenheim. Die Wolfsburger leisteten sich Fehler in allen Mannschaftsteilen, Trainer Dieter Hecking war vom schwachen Auftakt seines Teams alles andere als angetan.

In der 24. Minute hätte sich der Unmut Heckings fast noch gesteigert. Der Brasilianer Firmino konnte die große Chance zur Hoffenheimer Führung aber nicht nutzen. Kurz darauf fiel nach der ersten guten Offensivaktion der Wolfsburger die Führung für die Gäste. Nach einem Foul von Jannik Vestergaard an de Bruyne erkannte Schiedsrichter Peter Gagelmann (Bremen) zurecht auf Strafstoß. Rodriguez ließ sich die Chance nicht entgehen.

Hoffenheim vergibt zu viele Chancen

Wenig später prüfte de Bruyne mit einem Distanzschuss den Hoffenheimer Torwart Koen Casteels (30.). Acht Minuten danach sorgte Firmino für den Ausgleich. Der Schuss des Angreifers, der bei zahlreichen Topklubs im Gespräch ist, wurde vom Wolfsburger Robin Knoche noch abgefälscht.

Der immer stärker werdende de Bruyne hätte kurz darauf den VfL fast wieder in Führung gebracht (40.). Das besorgte Rodriguez kurz darauf wiederum per Strafstoß. Zuvor war der Außenverteidiger selbst vom Hoffenheimer Innenverteidiger Niklas Süle gefoult worden. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte vergab Jungstar Maximilian Arnold die Chance auf den dritten VfL-Treffer.

Nach dem Seitenwechsel drängten die Gastgeber auf den Ausgleich. Nach tollem Zuspiel Firminos konnte der Norweger Tarik Elyounoussi die große Möglichkeit aber nicht nutzen (53.). Auf der Gegenseite boten sich den Gästen immer öfter Konterchancen. Nach einer Stunde erhöhte Gisdol das Risiko und brachte den zusätzlichen Stürmer Anthony Modeste. Der Niederländer Dost nutzte die offensive Spielweise der Kraichgauer, die nach dem dritten Gegentor vehement stürmten, im Abschluss aber kein Glück hatten. Nach dem Platzverweis gegen Rodriguez wurde es für den VfL zu einer Abwehrschlacht, das 2:3 durch Firmino kam für Hoffenheim aber zu spät.

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