VfL Wolfsburg mit Trainer Niko Kovac:"Hier werde ich gebraucht"

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Unbewaffnet, aber kämpferisch: Nico Kovac ist in Wolfsburg angekommen. (Foto: Fabian Bimmer/Reuters)

Niko Kovac stellt sich als Coach des VfL Wolfsburg vor - gegen seinen Ex-Klub FC Bayern möchte er nicht nachschießen. Die Bundesliga scheint einen anderen Kovac zurückzubekommen als jenen aus seiner Münchner Zeit.

Von Thomas Hürner, Wolfsburg

Offizielle Präsentationen von Fußballtrainern sind selten weltbewegend, doch manche Veranstaltungen sind der Nachwelt in Erinnerung geblieben. Zuständig dafür sind ausschließlich die Trainer selbst, denn die müssen sich am Vorabend ein paar Worte zurechtlegen, die mindestens zitierfähig oder sogar schlagzeilentauglich sind. José Mourinho, zum Beispiel, kürte sich einst zum Special One und gab damit eine Steilvorlage, die Jürgen Klopp Jahre später dankbar aufgriff, um sich der englischen Öffentlichkeit als Normal One vorzustellen.

Der Trainer Niko Kovac hat sich zwar nie selbst einen Markennamen verpasst, aber er hat sich mal einen prägnanten Satz überlegt, der, kaum ausgesprochen, bereits sämtliche Artikelüberschriften zierte. Vier Jahre ist es her, seitdem Kovac selbstbewusst verkündet hat: "Ich habe eine Kerbe im Colt." Der Kroate grinste selbstgewiss, Botschaft angekommen, und als er später den Raum verließ, kniff er sein rechtes Auge zu und schaute auffällig in Richtung der Fotografen - so lange, bis diese auch ganz sicher das Augenzwinkern Dutzende Male geknipst hatten.

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Gute Spieler, etwas aufbauen, in Ruhe arbeiten - geht das beim VfL, wo mit Sportchef Schmadtke zuletzt nicht jeder Coach klarkam? Der frühere Bayern-Trainer Niko Kovac wirkt zuversichtlich.

Von Thomas Hürner

Am Montag wurde Kovac erneut bei einem Bundesligisten als Coach vorgestellt, diesmal nicht beim FC Bayern, sondern beim VfL Wolfsburg. Die Veranstaltung war ein paar Konfektionsgrößen kleiner als damals in München, es waren deutlich weniger Journalisten, Kamerateams und gar kein Hasan Salihamidzic anwesend. Und auch der Niko Kovac, der vorn auf dem Podium saß, war ein anderer Niko Kovac als vor vier Jahren. Er hatte sich vorher keinen Satz überlegt, der am nächsten Tag in den Überschriften stehen könnte, und auch keine Pose, die Coolness und Selbstbewusstsein darstellen sollte. Kovac kam ohne Colt, aber er hatte durchaus eine Message dabei. Sie lautete: Liebe Leute, ich bin zurück in Deutschland - und ich freue mich darauf, endlich wieder der Trainer sein zu dürfen, der ich mal gewesen bin.

Es ist kein internes Betriebsgeheimnis, dass das Bündnis Kovac/Bayern, trotz einer gemeinsam gewonnenen Meisterschaft und eines Pokalsiegs, kein sonderlich inniges war. Kovac war bei seiner Ankunft in München zwar ein aufstrebender Trainer, der gerade mit Eintracht Frankfurt den Pokal gegen die Bayern geholt hatte (die Kerbe). Doch bevor Kovac seine Sachen ausgepackt hatte, waren bereits kritische Stimmen zu hören, die sagten, er sei zu klein für die Bayern und dass sein Gegen-den-Ball-Fußball nicht ins Milieu passen würde.

Der VfL habe alles, um ein Spitzenklub zu sein, sagt Kovac

Womöglich stimmte am Ende beides, aber das will ja nicht heißen, dass das selbsternannte "Kind der Bundesliga" nicht irgendwo ein wohliges Zuhause finden könnte. Bei der AS Monaco, wo Kovac von Sommer 2020 bis Januar 2022 angestellt war, wurde er auch nicht richtig glücklich. Ob es in Wolfsburg nun besser wird? Ja, glaubt Kovac, der bei seiner Vorstellung als VfL-Coach freilich nichts anderes behaupten konnte. "Wir haben hier alles, um erfolgreich zu sein", sagte er: Infrastruktur, Qualität im Kader, Seriosität im Umfeld - im Grunde verfüge der VfL über alles Nötige, um ein echter "Spitzenklub" zu sein.

Zuletzt war davon aber nicht viel zu sehen gewesen. Weder Mark van Bommel noch Florian Kohfeldt erwiesen sich in der vergangenen Saison als die richtigen Trainer, zeitweise roch es in der Autostadt nicht nur nach Abgasen, sondern auch nach Abstiegskampf. Kovac machte den Eindruck, als habe er genau verfolgt, wie aus einem Champions-League-Teilnehmer innerhalb weniger Monate ein Durchschnittsteam wurde - und nach eigenen Angaben haben die Studien aufgezeigt, wie es besser werden kann: mit Intensität, Physis, Pressing und ganz viel Arbeitsmoral, also nicht gerade zufällig mit den Zutaten des klassischen Kovac-Fußballs.

Nothing special!, könnten alte Bedenkenträger aus München nun in Richtung Niedersachsen hinterherrufen. Kovac gab darauf vorsorglich eine Antwort, die zwar explizit nicht an die Bayern gerichtet sein sollte, aber irgendwie doch so klang. Er sagte: "In Wolfsburg werde ich gebraucht, hier bin ich willkommen, hier habe ich Mitspracherecht." Und das ist manchmal schon eine Menge wert im Fußball.

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