Verletzte beim FC Bayern:"Schlimmer geht's nimmer"

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16 Minuten, dann war die restliche Saison vorbei: Arjen Robben. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Saison-Aus Arjen Robben, Kiefer- und Nasenbeinbruch bei Robert Lewandowski: Der FC Bayern erlebt im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Dortmund einen fürchterlichen Abend
  • Nun gerät auch das Ziel Champions League in Gefahr.
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Von Thomas Hummel

Diese fürchterliche Nacht hielt für den FC Bayern genau eine gute Nachricht bereit. Sie umfasste sechs englische Wörter: "I don't have an injury!" Ich habe keine Verletzung. Verfasser der Nachricht war gegen ein Uhr Nachts Thiago Alcántara auf Twitter.

Noch in der Pressekonferenz hatte Trainer Pep Guardiola den kleinen Spanier mit ins Verletzten-Bulletin integriert. "Thiago Schlag" hatte er verkündet. Was als Muskelprellung interpretiert wurde, schließlich hatte Thiago nicht sonderlich gut gespielt in diesem DFB-Pokal-Halbfinale gegen Borussia Dortmund und war früh ausgewechselt worden. Doch Thiago geht's gut. Puh, wenigstens einem, werden sich der Klub und sein Anhang gedacht haben.

Die schlechten Nachrichten ließen allerdings nicht lange auf sich warten. Gegen Mittag warnte die Medienabteilung ebenfalls auf Twitter: "Achtung Bayern-Fans, bitte hinsetzen. Es folgen gleich die offiziellen Diagnosen von Robben & Lewandowski nach den Verletzungen gestern ..." Als dann alle saßen, hieß es: Arjen Robben, Muskelbündelriss in der Wade, Saison-Aus. Robert Lewandowski, Oberkiefer und Nasenbein gebrochen, dazu noch eine Gehirnerschütterung. Mediendirektor Markus Hörwick schloss mit den Worten: "Schlimmer geht's nimmer." In einer Woche geht's zum Champions-League-Halbfinale nach Barcelona, sechs Tage später ist bereits das Rückspiel.

Im Sport dreht sich das Schicksal von Athleten oder Mannschaften bisweilen in ein paar Momenten. Das Pendel wogt hin und her und dann bleibt es auf einer Seite hängen. Urplötzlich, ohne Vorwarnung. Und wann hat gerade der FC Bayern München ein solches Desaster zuletzt erlebt? Wenn nicht alles täuscht, ging am Dienstag in der heimischen Arena nicht nur ein Spiel verloren.

Dabei lobten sich die Münchner nach dem 1:3 nach Elfmeterschießen gegen Borussia Dortmund noch gegenseitig, sprachen davon, "großartig gespielt und großartig gekämpft" (Vorstandschef Rummenigge) zu haben und dass alle "stolz auf die Mannschaft" (Trainer Guardiola) seien. Es folgte Wehklagen über das Schicksal, das sich diesmal gegen den Klub verschworen habe.

Das ganze Drama verdichtete sich in der Person Arjen Robben. In der 68. Minute war er unter dem lauten Jubel der Fans für Thiago eingewechselt worden. Das Pendel schwang da sehr eindeutig Richtung FC Bayern, denn mit Robben konnte es ja nur so kommen. Hatte ihn der Klub seit seiner Bauchmuskelverletzung nicht sehnsüchtig für genau diese entscheidenden Spiele zurückerwartet? Hatte er nicht sieben Tore in den vergangenen sieben Spielen gegen Dortmund erzielt? War er nicht der "beste Feldspieler der Welt" (Rummenigge)?

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Es dauerte kaum mehr als zehn Minuten, da lag Robben am Boden. Was generell nichts Schlimmes bedeuten muss, der Niederländer liegt ja öfter mal im Gras. Doch schnell wurde klar, dass da einer geschockt wirkte. Robben stand auf, ging ein paar Meter, setzte sich wieder hin. Verzog das Gesicht zu einer Grimasse, humpelte vom Feld. 16 Minuten nach seiner Einwechslung. Später verließ er auf Krücken die Arena zusammen mit seiner Ehefrau.

"Das ging so schnell, das ist natürlich Wahnsinn", sagte Thomas Müller dazu. Im Bauch der Arena kurz nach dem Spielende hoffte Bastian Schweinsteiger noch: "Er ist für uns ein ganz wichtiger Spieler. Gerade ihn brauchen wir in den ganz großen Spielen." Das wird nun nichts. Die Diagnose stellte übrigens Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Der Arzt, der eigentlich vor kurzem hingeschmissen hatte, zu dem allerdings die lädierten Spieler weiterhin gehen.

Ob Lewandowski für Barcelona wieder einsatzbereit ist, darüber gab es zunächst unterschiedliche Einschätzungen. Der Pole war von Dortmunds Torwart Mitch Langerak in einem Luftduell rüde angegangen worden. Schiedsrichter Peter Gagelmann ließ weiterspielen, vermutlich, weil Langerak mit den Händen außer Lewandowskis Kopf auch den Ball spielte. Und Torhüter eine gewisse Freiheit in Luftduellen besitzen. Der Bayern-Stürmer aber blieb benommen liegen und torkelte in den letzten Minuten desorientiert über den Platz. Auswechseln konnten die Münchner da schon nicht mehr.

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Lewandowskis Management schickte immerhin eine hoffnungsvolle Prognose. Es bestehe die Möglichkeit, dass der 26-Jährige in Barcelona "mit einer Maske" spiele, hieß es bei der Deutschen Presse-Agentur. Eine genauere Diagnose solle zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Der Gebeutelte selbst zeigte sich auf Twitter kämpferisch.

Vor einer Woche bekümmerte einen Tag nach dem fulminanten Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Porto (6:1) die Nachricht vom Muskelriss bei Holger Badstuber. Franck Ribéry und David Alaba fehlen ohnehin verletzt. Javi Martínez scheint nach seiner monatelangen Absenz noch nicht so weit zu sein. Und die Spieler wie Xabi Alonso oder Philipp Lahm, die zuletzt im Drei-vier-Tage-Rhythmus aktiv waren, zeigten gegen Dortmund phasenweise erheblichen Kräfteverschleiß. Die irrlichternden Schüsse im Elfmeterschießen waren vielleicht auch auf die zunehmende Müdigkeit zurückzuführen.

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Das Fazit zog der prägnante Müller: "Ein katastrophaler Abend für uns. Wir gehen als Verlierer nach Hause und das kotzt mich an." Das Motto für die kommende Woche lieferte Vorstandsboss Rummenigge: "Wir müssen uns jetzt schütteln und nächsten Mittwoch in Barcelona wieder mit neuem Elan, mit neuem Spirit auf den Platz gehen." Keine leichte Aufgabe, nach so einem Erlebnis.

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