Fußball-WM: USA gewinnen gegen Vietnam:Sophia Smith bringt die USA ins Turnier

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US-Doppeltorschützin zum Auftakt: Sophia Smith gegen die WM-Debütantinnen aus Vietnam. (Foto: Jose Breton/Imago)

Die junge US-Amerikanerin besiegt Vietnam nahezu im Alleingang - und freut sich darüber, dass sie ihre WM-Premiere hinter sich hat. Die USA sind mit dem erwarteten Sieg gestartet, müssen sich aber noch steigern.

Von Felix Haselsteiner, Auckland

Bei all der Aufmerksamkeit, die die Amerikanerinnen nach ihrem ungefährdeten 3:0 im Eröffnungsspiel bekamen, wäre der vielleicht bedeutendste Moment in der Fußballgeschichte des Landes Vietnam beinahe untergegangen. Er ereignete sich in der 44. Spielminute: 1:0 führten die Turnierfavoritinnen aus den USA zu diesem Zeitpunkt, und Stürmerin Alex Morgan, deren Vita unter anderem zwei WM-Titel enthält, hatte sich den Ball am Elfmeterpunkt zurechtgelegt für ein sehr ungleiches Duell gegen Thi Kim Thanh Tran, die vietnamesische Torhüterin, die gerade einmal 165 Zentimeter groß ist - sich aber so mutig ins richtige Eck warf, dass sie den schwach getretenen Strafstoß von Morgan parierte.

Elf Vietnamesinnen fanden sich daraufhin vor dem eigenen Tor ein um gemeinsam zu jubeln. Mehrere tausend Zuschauer, die mit roten Flaggen und gelben Sternen den Eden Park in Auckland bevölkerten, stimmten mit ein. Was immer noch passieren mag während dieser Fußball-WM, der erste in der Geschichte Vietnams: Thi Kim Thanh Tran hatte ein Highlight gesetzt mit ihrer Parade gegen die USA, für eine sehr kleine Fußballnation, die die große Bühne nicht gewohnt ist.

Jubel nach dem gehaltenen Elfmeter: Die Vietnamesinnen feiern ihre Torhüterin. (Foto: Andrew Cornaga/AP)

Dass die Vietnamesinnen ihr Spiel am Ende verloren und dass das Ergebnis noch allzu schmeichelhaft ausfiel angesichts von 28:0 Torschüssen, war in gewisser Weise erwartbar. Spiel eins in Gruppe E war von vornherein eines der eindeutigsten Match-Ups gewesen, und eine Wiederholung des 13:0, das die Amerikanerinnen vor vier Jahren bei der WM gegen Thailand geschafft hatten, nicht ausgeschlossen. So einfach machten die Vietnamesinnen es den USA nicht, sie spielten mit einer defensiven Ordnung, viel Disziplin und Zweikampfhärte: "Manche Teams werden das probieren, so ist es nun mal. Wir mussten in unserem Rhythmus bleiben", sagte US-Kapitänin Lindsey Horan.

Die Mittelfeldspielerin von Olympique Lyon hatte mit einem genialen Moment das Spiel in die aus ihrer Sicht richtige Richtung gebracht. Horans Schnittstellenpass in der 14. Minute leitete Morgan im besten Spielzug des Spiels sehenswert direkt weiter zur besten Spielerin an diesem Tag: Sophia Smith vollendete zum 1:0, traf kurz vor der Halbzeitpause zum 2:0 und das 3:0 durch Horan bereitete sie in der 77. Minute ebenfalls vor.

Auftakt der Sophia-Smith-Show: Die US-Amerikanerin trifft zum 1:0 gegen Vietnam. (Foto: Kim Price/Imago)

Smith, 22 Jahre alt, gilt als eines der größten Talente bei dieser Weltmeisterschaft - aber sie steht auch stellvertretend für das Thema, das den Titelverteidiger am meisten beschäftigt: Kommen die vielen jungen Spielerinnen auf der großen Bühne sofort zurecht? Smiths Leistung immerhin lieferte Belege dafür, dass das möglich ist. "Es war einfach sehr gut, endlich ein Spiel gemacht zu haben. Ich bin normalerweise nicht sehr nervös, aber heute war ich es schon", sagte Smith nachher, sichtlich erleichtert darüber, dass die Zeit der großen unbestätigten Erwartungen nun endlich vorbei ist. Den ersten WM-Auftritt hinter sich zu haben, sei von großer Bedeutung, sagte auch Morgan, die dieselbe Situation bei ihrer WM-Premiere 2011 erlebt hatte: "Teams und Spielerinnen brauchen Zeit auf dem Feld, um reinzukommen."

Auch Trainer Vlatko Andonovski verwies darauf, dass die USA in dieser Konstellation noch nie zusammengespielt hatten: "Dafür waren die Kombinationen wirklich flüssig." Was bei all der Spielfreudigkeit in der Offensive fehlte, waren effiziente Abschlüsse. Das galt sowohl für die jungen Spielerinnen (Rose Lavelle, in der 86. und 97. Minute) als auch für die besonders Erfahrenen wie Megan Rapinoe, die nach ihrer Einwechslung in der 63. Minute ebenfalls eine hervorragende Gelegenheit vergab.

Im zweiten WM-Spiel wartet ein Härtetest auf die US-Frauen

Die 38-Jährige, die ihre letzte Weltmeisterschaft spielt, sah in dem soliden 3:0 dennoch einen guten Turnierstart: "Ich vertraue den jungen Spielerinnen komplett, sie sind die Besten in ihren Vereinen zuhause und werden mit dem Druck auch hier weiter gut zurecht kommen." Der wird allerdings nicht geringer werden, im zweiten Gruppenspiel geht es gegen die Niederlande. "Wir kennen sie gut, sie sind sehr physisch und werden uns fordern", sagte Rapinoe über die Gegnerinnen am kommenden Donnerstag.

Die Niederlande dürften dann zum ersten Härtetest für die spielerisch starken, aber noch nicht eingespielten USA werden. Denn so viel steht fest: Ein gehaltener Elfmeter wird ihnen nicht als fußballhistorischer Moment ausreichen - dafür bräuchte es bei den Niederlanden schon einen Sieg gegen die großen Turnierfavoritinnen, die allerdings schnell in einem neuen Modus angekommen sind. Von Nervosität war bei Smith nach dem Auftakt nicht mehr viel übrig: "Ich kann es kaum erwarten, wieder zu spielen."

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