0:0 zwischen Union und Schalke:Eine zähe Angelegenheit

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Der FC Schalke 04 ist zwar seit vier Spielen ungeschlagen - aber auch sieglos. (Foto: Annegret Hilse/Reuters)

Der FC Schalke 04 spielt in der Bundesliga zum vierten Mal nacheinander nur 0:0. Der 1. FC Union Berlin verpasst zwar die Tabellenführung - steht aber nun vor zwei großen Spielen.

Von Javier Cáceres, Berlin

Am Tag nach der öffentlichen Revision des Saisonziels - bisher: Klassenerhalt, nunmehr: Europa - hat der 1. FC Union Berlin den Sprung an die Spitze der Bundesliga verpasst. Eine Woche vor dem Gipfeltreffen bei Tabellenführer und Rekordmeister FC Bayern kam Union gegen den Remiskönig des bisherigen Kalenderjahres, den FC Schalke 04, über ein 0:0 nicht hinaus. Die Köpenicker bleiben damit aber auch nach dem 21. Spieltag auf einem Champions-League-Rang - weit über den angestrebten Ertragszielen. Für Schalke war es das vierte Liga-0:0 in Serie.

Union ist so etwas wie die Justitia der Liga. So wie die Göttin der Gerechtigkeit ohne Ansehen der Person richtet, so begegnen die Berliner jedem Gegner auf die gleiche Art und Weise. Egal, ob sie auf ein Champions-League-Team wie RB Leipzig treffen, ob als Gegner eine Elf im geschichtsträchtigen Ajax-Weiß-Rot aufläuft (wie beim 0:0 in Amsterdam am Donnerstag) - oder ob der Bundesligaletzte, der als abgeschlagen geltende FC Schalke zu Besuch ist: Niemals lassen es die Unioner an Arbeit missen, nie schätzen sie einen Gegner als übermächtig oder gering ein, sie spielen ihren Stiefel runter. Das war am Sonntag gegen Schalke nicht anders. Aber: Die Partie geriet zu einer weit zäheren Angelegenheit als vermutet.

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Das Spielgeschehen reflektierte weitgehend die Rollen, die beiden Mannschaften vor dem Spiel zugeschrieben werden mussten. Hier die Unioner, die nicht nur auf einem Königsklassen-Platz stehen, sondern auf eigenem Terrain seit mehr als einem Jahr ungeschlagen sind. Dort die Schalker, die zwar zuletzt drei torlose Unentschieden feiern durften, aber eben auch mit einer sensationellen Serie von 37 Auswärtspartien ohne Sieg nach Berlin reisten.

Es gab, den Prämissen entsprechend, in der ersten Halbzeit nur wenige Chancen, und wenn, dann für die Unioner: Einmal lenkte Schalke-Tormann Ralf Fährmann einen ungelenken Schuss von Verteidiger Danilho Doekhi zur Ecke (24.), dazu gab es noch einen homöopathischen Fernschuss des defensiven Berliner Mittelfeldstrategen Rani Khedira.

Die mildernden Umstände für die Unioner lagen auf der Hand. Zwar hatte Trainer Urs Fischer gleich fünf Wechsel vorgenommen. Es fehlte den Hauptstädtern aber drei Tage nach der Europa-League-Visite bei Ajax Amsterdam an der Elastizität der Gedanken und an Dynamik und Präzision, um die Schalker wirklich in eine Sinnkrise zu stürzen. Für eine Mannschaft, die vor dem 21. Spieltag 41 Gegentore kassiert hatte, stand das mehr wegen seiner Körperlichkeit denn wegen fußballerischer Argumente bestechende Team aus Gelsenkirchen zudem überaus stabil.

Was sich nach der Pause zunächst änderte: Schalke kokettierte mit einem Tor. Das Problem der Gelsenkirchener blieb aber, dass sie den Ball nicht aufs gegnerische Tor bekamen, wenn sie sich denn mal in aussichtsreichen Positionen befanden. Es galt für Alex Kral und für Stürmer Michael Frey. Auf der anderen Seite reagierte Union-Coach-Fischer mit einer personellen Erneuerung der Offensivkraft. Er brachte zunächst Sheraldo Becker (58.), später auch Jordan Siebatcheu und Paul Seguin (beide 65.). Sie ersetzten Sven Michel, Kevin Behrens und Aïssa Laïdouni - und veränderten bei Ballbesitz das Tempo der Bemühungen der Unioner.

Jedoch: Das änderte kein Jota daran, dass die Unioner einen nachgerade dramatischen Aufwand betreiben mussten, um zu Chancen zu kommen. Erst in der 77. Minute kamen die Berliner zu einem aussichtsreichen Abschluss; Kapitän Christopher Trimmel scheiterte jedoch mit seinem schwächeren linken Fuß per Schlenzer an Fährmann. Kurz darauf wechselte Fischer neuerlich - und brachte Jérôme Roussillon sowie Morten Thorsby für Niko Gießelmann und Janik Haberer (81.) - in der Hoffnung, einen späten Sieg durch Sturm und Drang zu erzwingen. Doch es blieb bei der Absicht. Der Punkt aber lässt Unions Chancen intakt, die Bayern am Sonntag zu überflügeln - drei Tage nach dem Rückspiel gegen Ajax.

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