Überraschender Sieg gegen Russland:Griechenland bleibt Europa erhalten

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Keine Krise im griechischen Fußball: Der Außenseiter wirft Favorit Russland mit 1:0 aus der EM und zieht ins Viertelfinale ein. Dort könnten die Griechen auf Deutschland treffen. Doch der Schütze des Siegtores wird zur tragischen Figur.

Griechenlands Siegtorschütze Giorgos Karagounis riss nach dem Triumph in Warschau die Arme in die Höhe und ließ sich von seinen Mitspielern feiern. Durch seinen Treffer zum Endstand von 1:0 hat der Außenseiter den Einzug ins Viertelfinale der Fußball-EM doch noch geschafft und die favorisierten Russen aus allen Träumen gerissen. Der Europameister von 2004 trifft als Zweiter der Vorrundengruppe A nun voraussichtlich auf Deutschland - wenn die Elf von Joachim Löw den Gruppensieg schafft.

Im Viertelfinale gesperrt und trotzdem glücklich: Griechenlands Torschütze Giorgos Karagounis. (Foto: REUTERS)

Russland muss völlig überraschend schon nach den Gruppenspielen die Heimreise antreten. Karagounis stellte die gesamte Gruppe A Sekunden vor dem Pausenpfiff auf den Kopf. Er traf in der zweiten Minute der Nachspielzeit. "Diese Nacht ist wichtig für uns und für alle Griechen. Unser Land macht gerade eine schwere Zeit durch. Das sind unfassbare Momente, ich danke Gott", freute sich der Torschütze. Im Viertelfinale wird er aber nicht dabei sein, wegen einer ungerechtfertigten Gelben Karte ist Karagounis gesperrt.

Der 35-Jährige ging in der 61.Minute im Strafraum zu Boden, doch statt des fälligen Elfmeters verwarnte ihn Schiedsrichter Johan Eriksson wegen einer Schwalbe. Karagounis rannte sichtlich verzweifelt und wild gestikulierend umher, doch das half erwartungsgemäß nichts. Wenig später wurde Karagounis, der mit seinem 120. Länderspiel als Rekordnationalspieler mit Theodoros Zagorakis gleichzieht, ausgewechselt.

Vor 55.614 Zuschauern im Nationalstadion von Warschau begannen die Griechen forsch und stemmten sich gegen das drohende Aus. Einen Schuss von Kostas Katsouranis nach einer Ecke von Karagounis lenkte Russlands Torhüter Wjatscheslaw Malafejew in der sechsten Minute gerade so über die Latte.

Nach zehn Minuten übernahmen die Russen aber die Kontrolle. Für Gefahr sorgten sie vor allem nach schnellen Kombinationen. Griechenlands Schlussmann Michalis Sifakis, der für den verletzten Kostas Chalkias zwischen die Pfosten gerückt war, rettete nach zehn Minuten gegen Andrej Arschawin.

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Drei Minuten später verfehlte Alexander Kerschakow mit einem wuchtigen Schuss aus 18 Metern ebenso knapp das Tor wie Juri Schirkow fünf Minuten vor dem Seitenwechsel. Griechenlands Trainer Fernando Santos gab an der Seitenlinie immer wieder lautstark Anweisungen und orderte seine Spieler nach vorne. Vor allem Karagounis hatte offenbar auf seinen Chef gehört. Einen Patzer von Sergej Ignaschewitsch nutzte er mit einem Flachschuss zur 1:0-Führung aus.

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Bei den Russen ersetzte Denis Gluschakow im linken Mittelfeld kurzfristig den erkrankten Konstantin Sirjanow. Bei den Griechen hatte Santos nach dem 1:2 gegen Tschechien vier Änderungen vorgenommen.

Neben Sifakis rückten die früheren Frankfurter Theofanis Gekas und Giorgos Tzavellas ebenso in die Startelf wie der Bremer Sokratis, der nach abgelaufener Gelb-Rot-Sperre eine Bundesliga-Innenverteidigung mit dem Schalker Kyriakos Papadopoulos bilden konnte.

Auch nach dem Seitenwechsel hatten die Russen gute Möglichkeiten. Roman Schirokow (51.) und Igor Denisow (57.) vergaben Großchancen. Die beste aber hatte der Grieche Tzavellas, sein direkt ausgeführter Freistoß klatschte in der 70. Minute gegen die Latte des russischen Tores.

Russlands Trainer Dick Advocaat urteilte nicht besonders hart über seine Mannschaft: "Wir haben sehr gut gespielt. Wir haben angegriffen, und Griechenland hat nur verteidigt. Leider ist unsere Serie heute gerissen, so ist Fußball."

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