Handball:Brucker Perspektivwechsel

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Benedikt Kellner durfte sich auch im Heimspiel gegen Pfullingen der besonderen Aufmerksamkeit des Gegners sicher sein. (Foto: Johannes Simon/SZ)

Beim Drittligisten TuS Fürstenfeldbruck kündigt sich das Ende der Trainerära Martin Wild an - und damit wohl auch des Versuchs, Profihandball im Raum München zu etablieren.

Von Heike A. Batzer

Er gestikuliert, ruft, gibt Anweisungen. Martin Wild ist am Spielfeldrand immer in Aktion. Den Job als Handballtrainer füllt er mit sichtbarer Leidenschaft aus und schon so lange, dass er gar nicht mehr nach seinen Zukunftsplänen gefragt wird. Man geht einfach davon aus, dass er weiterhin den Trainer gibt bei den Fürstenfeldbrucker Handballern. Die nächste Saison, seine 15., wird aber seine letzte. "Das ist jetzt in Stein gemeißelt", sagt der 45-Jährige. Dass sich der Verein aus dem Münchner Umland seit einem Jahrzehnt in der dritten Liga nicht nur halten kann, sondern jahrelang ganz oben mitgespielt hat, ist vorwiegend Wilds Verdienst.

Seine vorletzte Saison, in der noch zwei Auswärtsspiele anstehen, behält er als eine mittelmäßige in Erinnerung, der TuS ist derzeit Achter. Dabei war die Mannschaft erneut richtig gut gestartet, mit vier Siegen in Serie. Doch in der Rückrunde leisteten sich die Brucker Panther zu viele Fehler. "Da haben wir keine Konstanz reingebracht", sagt Wild.

Manches deutete sich schon in der Saisonvorbereitung an, die Trainingsbeteiligung war ungewohnt niedrig. Doch Wild muss Verständnis aufbringen, Studium und Beruf gehen vor. Medizinstudent Benedikt Kellner etwa, vor der Saison vom Bundesligisten Erlangen gekommen, hatte sein zweites Staatsexamen hinter sich zu bringen. Viele Verletzungen trugen ihren Teil bei. Johannes Stumpf schied schon nach wenigen Spieltagen mit einer Schulterverletzung aus. Bei Torhüter Bastian Allmendinger, der sich unerwartet schnell als Nachfolger des langjährigen Keepers Michael Luderschmid etablierte, riss das Kreuzband. Zugang Han Völker musste sich am Knöchel operieren lassen, noch bevor die Saison begann.

Für die zweite Bundesliga fehlt mindestens eine Million Euro, sagt Abteilungsleiter Schneck

Eine 34:37-Niederlage vor 700 Zuschauern im letzten Heimspiel der Saison gegen den VfL Pfullingen rundet das durchwachsene Bild ab. Auch die finanzielle Lage bleibt schwierig. Die Nachwehen der Zweitligasaison 2020/2021, die wegen Corona ohne Zuschauer und damit auch ohne Zuschauereinnahmen gespielt werden musste und ein Loch von etwa 40 000 Euro in die Kasse riss, sind noch immer spürbar. Die Vision, die sportlichen Erfolge der Handballer gar in die Profiwelt zu überführen, haben sie inzwischen kassiert.

Auch immer höhere Auflagen seitens der Handball-Bundesligen machen es Amateurvereinen wie dem TuS Fürstenfeldbruck nahezu unmöglich, finanziell und organisatorisch mitzuhalten. Von Etats, wie sie in der zweiten Liga üblich seien, sei man "mindestens eine Million Euro entfernt", sagt Michael Schneck, der Abteilungsleiter. Aber auch in sportlicher Hinsicht fehlen entsprechende Voraussetzungen. In den Topklubs werde achtmal pro Woche trainiert, erzählt Martin Wild. Dort seien keine Studenten zugange, die nebenbei Handball spielten, sondern Handballprofis, die nebenbei studierten. Für den TuS Fürstenfeldbruck, der immer noch weitgehend auf dem Ehrenamt basiert, bleibt Bundesliga-Handball eine Utopie - und damit auch für den Großraum München, wo die Brucker Panther seit Jahren die Nummer eins sind. Abteilungsleiter Schneck findet es deshalb "ein ehrenwertes Ziel, den Drittligastatus zu erhalten und dort vorne mitzuspielen".

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Die Rolle in Liga drei fortzuschreiben, wird Martin Wilds Ziel auch in seiner letzten Trainersaison sein. Als Zugänge kommen Kilian Weigl, Yannick Meye (beide VfL Günzburg), Fynn Lühr (TSV Allach) und als weiterer Torhüter Tomislav Vistica (ebenfalls Allach). Vom TSV Allach waren die Top-Talente aus dessen A-Jugend-Bundesligamannschaft (die es derzeit nicht gibt) in schöner Regelmäßigkeit zu den Brucker Panthern weitergezogen - um von dort aus den Schritt zu einem Bundesligisten zu machen: wie U21-Weltmeister Stephan Seitz (HC Erlangen), wie Florian Scheerer (HC Erlangen, verliehen an den ASV Hamm-Westfalen), wie Torhüter Louis Oberosler (Bergischer HC).

Die Zäsur bei den Panthern wird in einem Jahr entstehen - wenn Wild und auch ein paar erfahrene Kräfte im Team aufhören. Der A-Lizenztrainer will dann als Sportlicher Leiter im Verein weiterwirken. Sein Antrieb: "Ich möchte in Fürstenfeldbruck weiterhin Drittliga-Handball sehen, zusammen mit meinen Freunden bei einem Bier auf der Tribüne."

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