Bei einem seiner ersten internationalen Auftritte hat Toni Kroos gleich ein paar verstörte Zuhörer hinterlassen. Seine Antwort war so trocken, dass fast die Sprinkleranlage angesprungen wäre, aber diese Trockenheit wirkte umso imposanter, weil drum rum alle so furchtbar aufgeregt waren. Mister Kroos, Mister Kroos, riefen die Leute von der internationalen Presse, Toni, Toni, riefen die deutschen Reporter, aber Mister Toni Kroos wusste gar nicht, was die eigentlich alle von ihm wollten. Ja, okay, er hatte eine Torchance vergeben, im WM-Halbfinale gegen Spanien, beim Stand von 0:0, und ja, sechs Minuten später war den Spaniern das einzige Tor des Abends gelungen. Ja, schon verstanden, Deutschland konnte jetzt nicht mehr Weltmeister werden, die WM 2010 hatte damit eine ausgezeichnete Geschichte verloren. Die Deutschen waren bei dieser WM in Südafrika ja zu einer weltweiten Lieblings-Elf geworden, schnell und frech hatten sie gespielt, und eine politische Aussage hatten sie auch noch. In der Elf aus dem Land der Müllers und Maiers spielten Khedira und Özil und Boateng, die Elf stand für Integration und Weltoffenheit - und jetzt war es diesem Kroos wurscht, dass er die Großchance aufs Finale vergeudet hatte?
Toni Kroos beim DFB:Meister des Weglassens
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Toni Kroos beschützt mit Souveränität und Ballsicherheit sein Team. Sprints oder Tempowechsel überlässt er denen, die nicht kicken können. Zum 100. Länderspiel des fußballerisch weltbesten Familienmenschen.
Von Christof Kneer, München
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