Tischtennis:Schnupfen verboten

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Bei der Team-EM in Malmö gut in Form: Martin Allegro. (Foto: MaJo/Imago)

Der Tischtennis-Erstligist TSV Bad Königshofen hat für die Vorrunde exakt drei Spieler zur Verfügung. Ausfallen darf da niemand mehr. Und am Samstag kommt Timo Boll zu Besuch.

Von Andreas Liebmann

Das Ende war unspektakulär. Martin Allegro returnierte den Aufschlag des jungen Polen Maciej Kubik kurz hinters Netz, Kubik verschlug den folgenden Ball, Allegro ballte die Faust. In 3:2 Sätzen hatte er dieses Match bei der Team-EM in Malmö gewonnen, und im fernen Unterfranken hielt Andreas Albert, der Teammanager des deutschen Tischtennis-Erstligisten TSV Bad Königshofen, zufrieden fest: "Die Jungs sind gut drauf."

Die Jungs, damit meinte Albert den Belgier Allegro und den Kroaten Filip Zeljko, die in der Bundesliga beide für seinen Klub spielen. Zeljko hat sich in Malmö gerade ebenfalls in starker Verfassung präsentiert, auch im Spiel gegen Deutschland, als er sich glatt in drei Sätzen gegen Ricardo Walther durchsetzte, was den späteren Silbermedaillengewinner Deutschland im Viertelfinale gegen die Kroaten mit 1:2 in Rückstand und damit kurzzeitig in Nöte brachte. Timo Boll und der Bergneustädter Benedikt Duda drehten den Vergleich zum Halbfinaleinzug.

An diesem Samstag steht in Bad Königshofen nun ein großer Tag bevor, der alljährliche Besuch des deutschen Rekordmeisters Borussia Düsseldorf (19 Uhr). Für Albert ist es mindestens mal die zweitwichtigste Nachricht, dass Allegro und Zeljko gut drauf sind. Die wichtigste ist, dass die Nationalspieler - Stand jetzt - gesund und unverletzt aus Malmö zurückgekehrt sind. Beide sind unverzichtbar für das Duell mit Düsseldorf, zu dem Timo Boll bereits sein Kommen angekündigt hat und für das die Gastgeber mal wieder auf eine volle Halle hoffen. Denn ohne Zeljko und Allegro geht zurzeit gar nichts beim TSV.

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Anstelle seines Jungstars Yukiya Uda verpflichtet der TSV Bad Königshofen Jin Ueda, einen japanischen Routinier, der seit Jahren keine internationale Praxis mehr hat - dem Verein aber etwas anderes bietet.

Von Andreas Liebmann

Die Lage ist sehr übersichtlich geworden in Bad Königshofen. Drei Spieler werden für einen Mannschaftswettkampf in der Tischtennis-Bundesliga (TTBL) mindestens benötigt, exakt drei stehen dem TSV zur Verfügung, nämlich Routinier Bastian Steger, Zeljko und Allegro - was nicht etwa nur für diesen Samstag gegen Düsseldorf gilt, sondern voraussichtlich für die gesamte Hinrunde. "Die Mannschaft stellt sich völlig von alleine auf", sagt Albert, "da darf jetzt kein Schnupfen dazwischenkommen". Geschweige denn etwas Ärgeres.

Anfang der Saison hat Martin Allegro ein Einzel gewonnen - das erste in seiner dritten TTBL-Saison

Geplant war das alles natürlich mal anders. Zu fünft wären sie gewesen, doch erst gab es im Sommer dieses Malheur mit dem vergessenen Formular, das dazu führte, dass der neue Japaner Jin Ueda leider erst zur Rückrunde spielberechtigt ist. Und dann zog sich der Publikumsliebling Kilian Ort einen Bandscheibenvorfall zu. Anstatt vielleicht endlich einmal international zum Einsatz zu kommen - bei der Team-EM startete Deutschland schließlich ohne seine drei Besten in der Weltrangliste -, musste sich Ort in München einer OP unterziehen. Vielleicht klappt es schon im Dezember mit seiner Rückkehr, hofft Albert, aber sehr wahrscheinlich ist das nicht. Und nun ist es fast schon eine Ironie des Schicksals, dass Jin Ueda ausgerechnet an diesem Samstag vor seinem ersten und bisher größten Einsatz seines Auslandsabenteuers steht. Damit er nicht völlig beschäftigungslos ist während der Vorrunde, hatte ihm sein neuer Verein nämlich kurzfristig zumindest ein Champions-League-Engagement beim österreichischen Klub Wiener Neustadt vermittelt, und ausgerechnet an diesem Tag, an dem nun Timo Boll nach Unterfranken kommt, wird Ueda in Dubrovnik für seinen Zweitverein aufschlagen.

Gegen Maciej Kubik, den jungen Polen, hatte Allegro zum Saisonauftakt in der Bundesliga übrigens noch verloren, beim 0:3 gegen Grenzau. Im zweiten Saisonspiel aber war dann das passiert, auf das die TSV-Fans und vor allem der 27-jährige Belgier selbst so lange schon gewartet hatten: Er gewann tatsächlich ein Einzel! In seinen ersten beiden Spielzeiten in der TTBL - 2018/19 für Jülich und vergangenes Jahr für Bad Königshofen - hatte sich seine Einzelmisere nämlich auf die Horrorbilanz von 0:33 summiert, obwohl er international durchaus erfolgreich spielte und auch in den Doppeln in der TTBL überzeugte. Inzwischen steht seine Bilanz bei 1:35, nachdem er im dritten Saisonspiel Saarbrückens Patrick Franziska unterlegen war, äußerst knapp, 9:11 im fünften Satz. Der Fluch ist trotzdem gebrochen, davon sind sie in Bad Königshofen überzeugt. Und Gelegenheiten für weitere Siege bekommt Allegro ja nun ganz zwangsläufig, zumindest solange er fit bleibt. Für sein Team heißt es irgendwie diese Vorrunde zu überstehen. Bis Ort zurückkommt. Und Ueda. Letzterer, so versichert Albert, "freut sich schon auf den 1. Januar".

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