Kinderbuch:Müllers Geschichten aus dem Hamsterrad

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Will Kinder für Fußball und Lesen begeistern: Thomas Müller. (Foto: REUTERS)

Der Bayern-Stürmer vergöttert sich in seinem dritten Kinderbuch nicht selbst, sondern gibt Einblicke in die Beschwerlichkeiten des Profigeschäfts.

Von Benedikt Warmbrunn

"Die schönsten Momente", sagt der Autor, "sind in den Büchern gar nicht beschrieben." Er erzählt von gruppendynamischen Erlebnissen, von intensiven Gesprächen nach dem Training, von Diskussionen, in denen man sich "ein bisschen angeht", aber danach "ist alles wieder gut". Wirklich schöne Momente. Aber: kein Wort davon in den Büchern.

Wenn der Autor das für ihn Schönste weglässt, kann das eigentlich nicht für ein Buch sprechen. Aber in dem Fall ist es kein Nachteil, es ist sogar die Strategie. In dem dritten Buch des Autors soll es nicht darum gehen, dass alles nur schön ist, sondern auch darum, dass es anstrengend sein kann, dass man nie aufgeben darf, dass man auch in schweren Zeiten immer eine Chance sehen muss. Denn wenn er nur auf schöne Zeiten gewartet hätte, wäre er nicht dort, wo er heute ist, der weltweit bekannte Autor Thomas Müller, den manche auch als Fußballer kennen.

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Von Benedikt Warmbrunn

Fußballer schreiben schon seit Jahrzehnten Bücher. Mal sind sie voller Skandale, so wie Toni Schumachers "Anpfiff", in dem es viel um Sex, Doping und Gelage geht. Mal geht es um einen liebevollen Blick auf sich selbst, so wie bei Franz Beckenbauer, der gleich vier Bücher über sich selbst geschrieben hat ("Einer wie ich", 1975; oder: "Ich - wie es wirklich war", 1992). Thomas Müller dagegen deckt keine Skandale auf, er vergöttert auch nicht sich selbst. Müller schreibt Bücher für Kinder, so wie nun zusammen mit dem Welt-Redakteur Julien Wolff "Mein Weg zum Fußballprofi", in dem es um ein Kind geht, das nicht ganz zufällig Thomas Müller heißt und mit dem weltweit bekannten Fußballprofi auch sonst auffallend viele Gemeinsamkeiten hat.

Es geht mehr um das echte Leben eines jungen Fußballers auf dem Weg zum Weltstar

Müller hat bereits zwei Kinderbücher veröffentlicht, "Mein Weg zum Traumverein" und "Mein Weg in die Startelf", und auch wenn ihm nicht mehr viel fehlt zu Beckenbauers Gesamtwerk, so hat er doch einen eigenen Ansatz. Er will nicht etwas von sich erzählen, er will, dass die Kinder etwas über ihn lesen. Müller ist Botschafter der "Stiftung Lesen", er hat vor zwei Jahren die "Hamburger Erklärung" seiner Kinderbuchautorenkollegin Kirsten Boie unterstützt, die eine Bildungsoffensive gefordert hat. Seine ersten Bücher waren Bücher für Leseeinsteiger, über sein drittes Werk sagt Müller: "Das ist jetzt vielleicht sogar für die, für die die ersten Bücher zu leicht waren. Jetzt müssen sie vielleicht auch mal eine Seite zweimal durchlesen, bevor sie sie verstanden haben. Es geht jetzt mehr ins Detail."

Es geht also auch mehr um das echte Leben eines jungen Fußballers auf dem Weg zum Weltstar - nur dass dieser junge Fußballer Thomas Müller zunächst noch nicht weiß, wohin ihn seine Leidenschaft einmal führen wird.

Müller erzählt zum Beispiel von einem Spiel auf der Ersatzbank, das andere vielleicht zerstört hätte, das ihn aber angetrieben hat. "Es geht darum, die Grenze noch ein Stück weit nach oben zu verschieben", sagt Müller am Dienstag bei einer Videopressekonferenz. Ob dieses Leben, von dem er erzählt, nicht dennoch ein Traumleben ist? "Du darfst nie aufhören", sagt Müller, "wenn du einmal im Hamsterrad drin bist, muss du treten, sonst schleudert es dich raus."

Das gelte übrigens auch jetzt noch, als deutscher Rekordmeister, Weltmeister und Champions-League-Sieger. Aktuell fühle es sich super an, "aber es gab eine Zeit im Herbst, da ist der Himmel über den FC Bayern hinein gebrochen". Doch der nun auch schon 30 Jahre alte Thomas Müller hat es dann gemacht wie der junge Thomas Müller, er hat nicht aufgegeben, obwohl ihn sein Trainer kaum noch eingesetzt hat, er hat einfach weiter auf die nächste Chance gewartet. Und dann wurde der Trainer Niko Kovac ersetzt durch Hansi Flick, unter dem Müller so viele Tore vorbereitet hat wie sonst kein Spieler in der Bundesliga. Aber das ist nun wirklich eine Geschichte für ein anderes Buch, und wer weiß, ob sie auch für Kinder geeignet ist.

© SZ vom 24.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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