FC Bayern und Leroy Sané:Der Preis der Liebe

Sané lehnt Vertragsverlängerung ab

Leroy Sané: Kommt er schon bald nach München?

(Foto: dpa)

Die Bayern wollen Leroy Sané und Sané will nach München. Nun muss sich der Klub fragen, ob er den Nationalspieler schon bald holen will - oder lieber erst das Budget entlasten.

Von Benedikt Warmbrunn

Pep Guardiola hat im Laufe seines Trainerlebens vielen seine Liebe versichert, nicht immer war er dabei ganz aufrichtig. Als er als Münchner Trainer gesagt hatte, dass er gerne "1000 Dantes" hätte, da war allen Zuhörern klar, dass er mit dem einen, den er hatte, schon gut bedient war. Als er dagegen gesagt hatte: "Ich liebe Hermann Gerland!", da war das die Wahrheit. Jeder, der Hermann Gerland gut kennt, liebt Hermann Gerland.

Komplizierter ist es dagegen mit der Liebe zwischen Guardiola und Leroy Sané.

"I love him so much", sagte der Trainer von Manchester City am Freitag, er sei aber auch "enttäuscht", weil Sané seinen Vertrag nicht verlängern wollte. Guardiola wird von vielen Fußballern als bester Trainer der Welt verehrt; wenn Guardiola einen holen oder halten will, bekommt er diesen Wunsch üblicherweise erfüllt. Doch Sané konnte er noch so oft seine Liebe gestehen - laut Guardiola im vergangenen Jahr mit drei Angeboten zur Vertragsverlängerung -, der spezielle Charme des Katalanen verfing bei dem Flügelstürmer nicht mehr. (Möglicherweise, weil dieser weiß, dass Guardiola viele seiner Spieler liebt, und vielleicht manchen gar noch mehr.)

Seit Freitag ist die Wahrscheinlichkeit also gestiegen, dass Sané zu einem Klub wechseln wird, bei dem sie ihm am Wochenende in keiner Andeutung ihre Liebe gestanden haben. Sie haben dort allenfalls gesagt, dass sie nichts sagen.

Aber natürlich würden sie beim FC Bayern Sané schon sehr gerne lieben als einen ihrer Spieler, am liebsten schon in diesem Sommer - auch wenn Guardiola gesagt hat, dass Sané auch erst nach seinem Vertragsende 2021 wechseln könnte.

Angesprochen auf den 24 Jahre alten Nationalspieler sagte Vorstand Oliver Kahn am Samstag im ZDF-Sportstudio, dass dieser noch ein Jahr lang vertraglich gebunden sei, "und mehr gibt es jetzt dazu nicht zu sagen". Wobei er noch zu sagen hatte, dass die Monate in der Corona-Krise eine Zeit seien, "in der man sehr vorsichtig, gerade auch wirtschaftlich, agieren muss".

Dass die Bayern Sané wollen, und dass Sané zu den Bayern will, ist schon lange kein Geheimnis mehr, doch noch sind letzte Details nicht ausgehandelt, nicht zwischen dem Spieler und dem Klub, und auch nicht zwischen den beiden Vereinen. Dazu passt, dass Kahn davon sprach, dass selbst der FC Bayern die Auswirkungen der Krise noch spüren werde, "möglicherweise auch in der nächsten Saison". Und da könnte ein ablösefreier Sané, der ein Jahr später kommt als ein 40, 50 oder gar 70 Millionen teurer Sané, der dafür schon in diesem Sommer den Kader verstärkt, auch das Budget entlasten. Diese Details sollen in den kommenden Wochen geklärt werden, die Frage also, ob Sané zu den Bayern kommt, und danach womöglich die Frage, wann.

"Wir haben noch einiges vor in dieser Saison"

Ob es etwas zu vermelden gebe im Werben um Sané, wurde am Samstag auch Hansi Flick gefragt. Der Münchner Trainer antwortete wahrheitsgemäß: "Nein!" Und er betonte, dass er "über die Zukunft, über Transfers nicht sprechen" wolle, er sagte stattdessen: "Wir haben noch einiges vor in dieser Saison." Doch dies darf nicht als fehlende Liebe verstanden werden, es entspricht vielmehr Flicks Pragmatismus. Er will mit den Spielern arbeiten, die er bei sich hat, und diese Spieler berichten auch, dass Flick immer für sie da sei; und er muss dabei nicht über die Liebe reden.

Wie wirkungsvoll Flick mit seinem Ansatz der pragmatischen Zuneigung arbeitet, das war auch beim 3:1 (3:1) gegen Freiburg zu beobachten. Flick hatte seine Startformation auf fünf Positionen verändert, im Tor spielte Sven Ulreich statt Manuel Neuer, in der Innenverteidigung Javier Martínez statt David Alaba, der gesperrte Linksverteidiger Alphonso Davies wurde vertreten von Lucas Hernández, und im Mittelfeld spielten Mickaël Cuisance und Sarpreet Singh für Serge Gnabry und Kingsley Coman. Doch solange die Bayern ernst machten - also in der ersten Halbzeit -, verlor das Team trotz der Wechsel nichts von seinem kompromisslosen Drang nach vorne. Warum sich nichts verändert hatte? Flick sagte: "Es ist einfach so, dass wir das gerne so haben wollen."

Flüssig kombinierten sich die Münchner in der ersten Halbzeit in den Strafraum; unermüdlich suchten sie den schnellsten Weg nach vorne, auch über Cuisance, auch über Singh. Joshua Kimmich traf nach einem Zuspiel von Robert Lewandowski (16.), der später seine Saisontore 32 und 33 erzielte (24., 37.). Das Tor zum Endstand (zwischendurch hatte Freiburgs Lucas Höler getroffen) bereitete Hernández vor, es war die erste Torbeteiligung des 80-Millionen-Euro-Mannes in der Bundesliga. "Es ist schon so, dass wir den Anspruch haben, Spielfreude zu zeigen, dass wir den Anspruch haben, Tore rausspielen zu wollen, dass wir den Anspruch haben, Spiele zu gewinnen", sagte Flick.

Dass die Mannschaft schon vor der Partie Meister war, reduzierte zumindest bei den Spielern auch nicht diese eigenen Ansprüche. "Wir sind gierig, wir wollen weiter gierig bleiben", sagte Thomas Müller. "Das hat mit einem inneren Antrieb zu tun, der uns berechtigt, beim FC Bayern zu spielen." Wer diesen inneren Antrieb in sich findet, den schätzen sie dann auch in diesem stolzen Verein, und manchmal kann das mehr wert sein als ein zu schnell ausgesprochenes Liebesbekenntnis.

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