Novak Djokovic:Chronologie einer gescheiterten Einreise

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Vom ersten, vorläufigen Visum bis zu Djokovics jüngsten Eingeständnissen und der neuerlichen Annullierung des Visums: ein zeitlicher Überblick über die Geschehnisse rund um den serbischen Tennisspieler.

Titelverteidiger Novak Djokovic darf nach der Entscheidung des australischen Bundesgerichts nun defintiv nicht bei den Australian Open antreten, die an diesem Montag beginnen. Es ist das Ende einer wochenlangen Farce, bei der es längst um mehr ging, als die Tatsache, dass sich ein Tennisspieler offenbar nicht impfen lassen wollte. Ein Rückblick auf die Ereignisse.

18. November: Novak Djokovic bekommt ein vorläufiges Visum für die Einreise nach Australien.

29. November: Gesundheitsminister Greg Hunt schreibt dem australischen Tennisverband, dass den Grenzbehörden gesagt wurde, dass nur vollständig geimpfte Personen quarantänefrei nach Australien einreisen dürfen. Ein positiver Corona-Test in den vergangenen sechs Monaten gelte nicht als Ausnahme.

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2. Dezember: Brett Sutton, "Health Officer" des Bundesstaates Victoria, sagt allerdings auf Anfrage des Verbandes, ein positiver Corona-Test würde von der Quarantäne befreien.

10. Dezember: Die Frist für den Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung zur Teilnahme an den Australian Open endet - für Spieler, die nicht gegen das Coronavirus geimpft wurden. Nur vollständig Geimpfte dürfen an den Start gehen.

In dieser Unterkunft wollte Novak Djokovic eigentlich kein Zimmer belegen: Der Tennisprofi wird in einem Hotel für Ausreisepflichtige einquartiert, nachdem ihm die Grenzbehörden ihm die Einreise verweigern. Nun droht ihm erneut die Abschiebung. (Foto: Mark Baker/dpa)

16. Dezember: Der nicht geimpfte Djokovic nimmt an einer Veranstaltung der serbischen Post in seinem Heimatland teil. Auf diesen Tag ist sein positives PCR-Ergebnis datiert. Das steht in Unterlagen, die seine Anwälte später den australischen Behörden vorlegen. Nach den Regeln in Serbien müssen Covid-Positive, die keine schweren Symptome haben, für 14 Tage in häusliche Isolation.

17. Dezember: Djokovic, der eigentlich in Monaco lebt, ist ohne Maske und Abstand Gast auf einer Preisverleihung für junge Tennisspieler in Serbiens Hauptstadt Belgrad. Später behauptet er, zu diesem Zeitpunkt noch nichts von seinem positiven Test gewusst zu haben.

18. Dezember: Djokovic hat ein Interview mit Fotoshooting für die französische Sportzeitung L'Équipe gegeben. Nach Angaben eines Journalisten, der beim Interview dabei war, erwähnte Djokovic mit keinem Wort seinen positiven Test.

22. Dezember: Djokovic hat einen weiteren Test gemacht. Ergebnis nach eigenen Angaben: negativ.

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30. Dezember: Djokovic erhält seinen Anwälten zufolge eine Ausnahmegenehmigung für die Australian Open vom Medizinchef des australischen Tennisverbands.

Novak Djokovic trainierte Anfang Januar in Marbella (im Bild). Für seine Einreise in Australien gab er an, in den 14 Tagen zuvor nicht gereist zu sein. (Foto: KMJ/AP)

Jahreswechsel 2021/2022: Aufnahmen in sozialen Medien zeigen Djokovic in einem Tennisclub im spanischen Marbella.

5. Januar: Craig Tiley, Turnierdirektor der Australian Open, erklärt, dass 26 Personen der rund 3000 Turnierbeteiligten um eine Ausnahmegenehmigung gebeten hätten. Nur eine Handvoll sei damit erfolgreich gewesen. "Niemand wurde besonders begünstigt, es gab keine Sonderbehandlung für Novak", sagt Tiley. Das mediale Echo im Land ist verheerend. Von "Heuchelei", einer "schallenden Ohrfeige" und einer "Beleidigung für jeden Australier" ist die Rede angesichts der strengen Maßnahmen, die die Bevölkerung seit Beginn der Corona-Pandemie akzeptieren musste.

6. Januar: Djokovic reist nach Australien. Die Grenzbehörden verweigern ihm die Einreise, weil seine Dokumente ihrer Ansicht nach nicht ausreichen. Kern des Konflikts ist, dass die Ausnahmegenehmigung vom australischen Tennisverband und vom Bundesstaat Victoria, nicht aber von der australischen Bundesregierung stammt. Er kommt in ein Abschiebehotel.

"Jetzt versuchen sie Novak auf die gleiche Weise zu kreuzigen und ihm alles anzutun": Novak Djokovic's Vater Srdjan (rechts, neben Mutter Dijana) vergleicht seinen Sohn nach den jüngsten Ereignissen mit Jesus. (Foto: Pedja Milosavljevic/AFP)

6. Januar: Auf einer bemerkenswerten Pressekonferenz in Belgrad vergleicht Djokovics Vater seinen Sohn mit Jesus Christus: "Jesus wurde gekreuzigt, ihm wurde alles angetan, und er ertrug es und lebt immer noch unter uns", so Srdjan Djokovic: "Jetzt versuchen sie Novak auf die gleiche Weise zu kreuzigen und ihm alles anzutun."

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10. Januar: Ein Gericht in Melbourne gibt Djokovics Einspruch statt und lässt ihn einreisen. Grund ist ein Formfehler der Behörden, die Djokovic bei der Visa-Annullierung zu wenig Zeit zu Stellungnahmen gelassen hatten. Er darf sich frei bewegen. Wenige Stunden später steht er auf dem Trainingsplatz.

11. Januar: Es wird bekannt, dass Djokovic in seinem Einreiseformular angegeben hat, er sei in den 14 Tagen vor dem Flug nach Australien nicht gereist.

12. Januar: Tags darauf gesteht er ein, dass er doch gereist sei. Es handle sich aber um einen "menschlichen und sicher nicht absichtlichen" Fehler seines Managements. Auch bestätigt er, dass er den Termin mit der Sportzeitung L'Équipe im Dezember wahrgenommen hat, obwohl er von seinem positiven Corona-Test wusste.

14. Januar: Der australische Einwanderungsminister Alex Hawke erklärt das Visum von Djokovic in einer persönlichen Entscheidung für ungültig. Dies sei gut begründet und "im öffentlichen Interesse", teilt der Minister am Freitag mit. Dass Djokovic an den am Montag beginnenden Australian Open teilnimmt, ist damit zwar noch nicht ausgeschlossen. Seine Anwälte kündigen an, Einspruch einlegen zu wollen.

16. Januar: Das Bundesgericht weist Djokovics Einspruch ab. Der Weltlanglistenerste erhält damit kein Visum und muss Australien verlassen und darf bei den Australian Open nicht antreten. Die Begründung für die Entscheidung will das Gericht in den kommenden Tagen nachliefern. Er sei zwar "extrem enttäuscht", respektiere aber die Entscheidung des Gerichts, teilte Djokovic mit, er werde mit den Autoritäten kooperieren, was seine Abreise betreffe.

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