Australian Open:"Es fühlt sich an wie ein anderes Turnier"

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"Es ist schon nicht einfach, aber für uns alle nicht": Tatjana Maria schied am Tag nach dem großen Regen aus. (Foto: Jürgen Hasenkopf/Imago)

Melbourne erweist sich wieder einmal als Stadt des Wetterwandels: Regen und der rasche Wechsel zwischen Hitze und Kälte machen den Spielern und Organisatoren zu schaffen.

Von Gerald Kleffmann, Melbourne

Tatjana Maria ist viel herumgekommen in der Welt, sie hat daher natürlich auch unter verschiedenen Wetterbedingungen Tennis gespielt. Aber das, was Melbourne gerade mit den Teilnehmern der Australian Open macht, bringt auch sie zum Staunen. "Es ist brutal schwer, es fühlt sich teilweise an wie ein anderes Turnier", sagte Maria am Mittwochabend, nachdem sie ihr Erstrundenmatch bestritten hatte. Die 35-Jährige, die im vergangenen Frühsommer in Wimbledon sensationell das Halbfinale erreichte hatte und als Tennismama mit zwei Töchtern gefeiert wurde, schied diesmal gleich aus; sie unterlag der italienischen Qualifikantin Lucrezia Stefanini mit 6:3, 5:7, 4:6. "Sobald das Wetter von der Hitze in die Kälte umschlägt, fühlt es sich an, als wäre man irgendwo anders angekommen", sagte Maria. "Es ist schon nicht einfach, aber für uns alle nicht."

Das stimmt, denn die ständigen Wetterumschwünge, für die Melbourne bekannt ist, treiben alle an ihre Grenzen. "Four seasons in one day", vier Jahreszeiten an einem Tag, sagen sie hier zu dem klimatischen Phänomen, das sich in den 72 Stunden seit Turnierstart mal wieder von seiner intensivsten Seite zeigte. Am Montagmorgen, als die Grand-Slam-Veranstaltung gestartet wurde, herrschten 14 Grad. Nachmittags dann 31 Grad. Am Dienstagmorgen fiel die Temperatur nicht mehr so stark, dafür stieg sie noch mehr, die Luftfeuchtigkeit erhöhte sich dazu. Und zwar so sehr in der Kombination, dass die "Extreme Heat Policy" griff und zum Schutze der Profis die Dächer der drei großen Stadien geschlossen wurden.

Alle vier Jahreszeiten an einem Tag: In Melbourne sah es manchmal so aus, als würde hier bald Wasserball gespielt. (Foto: Anthony Wallace/AFP)

Drei Stunden lang wurde auf den Außenplätzen nicht gespielt, man wollte verhindern, dass manche umkippen wie 2014, als es Temperaturen jenseits der 40 Grad gegeben hatte. Am Nachmittag schüttete es plötzlich. Heftig. Am Mittwoch folgte erst Niesel- und Sprühregen, ehe es goss, dann wieder nicht, dann plätscherte es etwas, dann war es wieder trocken. Das hatte natürlich Folgen für die angesetzten Tennismatches.

Der Australier Thanasi Kokkinakis und der Italiener Fabio Fognini wanderten am Dienstag im Grunde den ganzen Tag hin und her, kaum standen sie in der dachfreien neuen Kia Arena auf dem Platz, zack, Regen. Sie gingen, sie kamen, versuchten es, Regen. Das wiederholte sich ein drittes Mal. Am Mittwoch mussten sie wieder ewig warten, ehe sie ihre Partie fortsetzen konnten und Kokkinakis sicher die letzten benötigten Spiele gewann. Das Bizarre: Einige hatten schon die dritte Runde erreicht, da hingen andere noch in Runde eins fest. Weil sich derart viele Matches stauten, die seit Dienstag nicht gespielt werden konnten, wurden kurzerhand am Mittwoch alle Doppel abgesagt und verschoben.

"Es war natürlich schwierig", sagte auch Laura Siegemund zur Situation, doch die 34-Jährige bewältigte das ewige Warten und Sich-immer-wieder-Aufwärmen gut. Sie gewann das am Mittwoch irgendwann doch noch aufgenommene Match gegen die Italienerin Lucia Bronzetti, das wie jenes von Maria am Dienstag hätte stattfinden sollen, mit 2:6, 6:4, 6:3. In der zweiten Runde trifft sie auf die Rumänin Irina-Camelia Begu.

Siegemund ist die einzige von fünf deutschen Spielerinnen, die nicht gleich verlor. Bei den Männern steht nur Alexander Zverev in der zweiten Runde - und guckt bestimmt manchmal auf die Wettervorhersage. Annoncierter Höchstwert für Donnerstag: 18 Grad.

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