SpVgg Unterhaching:Manni, Money, Money

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Dumm gelaufen: Maurice Krattenmacher (links) gilt für Präsident Manfred Schwabl als nächstes großes Talent zum gewinnbringenden Verkauf - nun fällt der 17-Jährige für mehrere Monate aus. (Foto: Germann/Eibner/Imago)

Beim Regionalliga-Tabellenführer herrscht akute Personal- und Finanznot. Spieler und hauptamtliche Mitarbeiter warten seit Dezember auf ihre Gehälter. Kann und will die SpVgg überhaupt noch aufsteigen?

Von Christoph Leischwitz

Vor der Winterpause war von der SpVgg Unterhaching nur Gutes zu hören: Die Profimannschaft überwinterte auf Platz eins der Fußball-Regionalliga Bayern, der Verkauf von Karim Adeyemi von RB Salzburg nach Dortmund spülte dem Ausbildungsverein über sechs Millionen Euro in die Kasse. Ganz aktuell kommt noch eine weitere gute Nachricht hinzu: Beim Testspiel am vergangenen Freitag gegen den SV Heimstetten (1:2) wurde Stephan Hain eingewechselt, es war der erste Einsatz des früheren Bundesliga-Angreifers nach elf Monaten Verletzungspause. Doch beim vermeintlichen Aufstiegskandidaten haben sich in den vergangenen Monaten auch viele schlechte Nachrichten angesammelt, die alle Pläne infrage stellen: Es herrscht nämlich akute Personal- und Finanznot bei den Vorstädtern.

Nach SZ-Informationen warten Spieler und hauptamtliche Mitarbeiter seit Dezember auf ihre Gehälter. Außerdem wird dem Vernehmen nach bei viele kleineren Maßnahmen eingespart, zum Beispiel bei der Spielerverpflegung. Darüber hinaus sind aktuell in Niclas Anspach, Maurice Krattenmacher, Markus Schwabl, Dennis Weidner, Maximilian Welzmüller und Ben Westermeier sechs Stammspieler verletzt. Krattenmacher, so ist zu hören, fällt für mehrere Monate aus. Das 17-jährige Talent sollte nicht nur an den Profifußball herangeführt werden, er gilt auch als nächste große Hoffnung für einen gewinnbringenden Verkauf.

Kann und will also der Viertliga-Spitzenreiter überhaupt noch aufsteigen? Präsident Manfred "Manni" Schwabl bejaht das. Der 56-Jährige erklärt auf Nachfrage, dass die SpVgg die Lizenzunterlagen auf jeden Fall einreichen werde. Ob dann die geforderten Auflagen erfüllt werden können, müsse man sehen - nach der Insolvenz von Türkgücü München sei der Deutsche Fußball-Bund womöglich strenger geworden.

Aus dem Umfeld der Spieler ist zu hören, dass die Sorge groß ist darüber, ob und wie es weitergeht

Aus dem Umfeld der Spieler ist zu hören, dass die Sorge groß ist darüber, ob und wie es in Unterhaching weitergeht. Präsident Schwabl gibt sich in dieser Situation relativ gelassen: "Wir haben kein substantielles Problem, wir hatten eine vorübergehende Liquiditätslücke", sagt der 56-Jährige. Die Gehälter würden in den kommenden Tagen nachbezahlt, versicherte er.

Seit Jahren predigt Schwabl, dass die Situation im Unterbau des Profifußballs katastrophal sei, ein Aufstieg in die dritte Liga sei riskant. Millioneneinnahmen im Jahr 2022 hin oder her, das Nachwuchs-Leistungszentrum verschlinge viel Geld, sei aber zugleich "Hauptinvestor" des Vereins. Den teuren Profikader habe man zu einem Zeitpunkt zusammengestellt, als es in der Ukraine noch keinen Krieg gab - jedoch führe die gesamtpolitische Lage dazu, Mittelständler zu vergraulen, die sonst vielleicht Aktien der SpVgg zeichnen würden. Darüber hinaus habe es Verzögerungen in anderen Bereichen gegeben. So plant die SpVgg den Stadionkauf samt umliegendem Gelände, daraus resultierende Mieteinnahmen lassen noch auf sich warten.

"Dass sich in der dritten Liga was ändert, die Hoffnung habe ich zu 99,9 Prozent aufgegeben", sagt Schwabl über die ursprüngliche Idee, dass sich dort eine Förderung deutscher Talente irgendwie bezahlt macht. Wenn die Rahmenbedingungen gut seien, wolle man natürlich so hochklassig wie möglich spielen - "aber ohne Harakiri". Bleibt die Frage, ob mit der Nachzahlung der Gehälter die Stimmung gut genug bleibt, um ab dem 24. Februar (Derby gegen FC Bayern II) Platz eins verteidigen zu können.

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