Fußball:Einer mit Stallgeruch

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Stadionkauf vor Drittligaaufstieg: Manfred Schwabl setzt klare Prioritäten. (Foto: Claus Schunk)

Bei der Aktionärsversammlung skizziert Unterhachings Klubboss Manfred Schwabl seine Zukunftspläne - auch für Marc Unterberger, der im Sommer Nachfolger von SpVgg -Trainer Sandro Wagner wird.

Von Stefan Galler

Es ist die Unterhachinger Version des American Dream: Marc Unterberger, 34, wird im Sommer als Nachfolger von Sandro Wagner neuer Cheftrainer der Spielvereinigung und folgt damit in einer Ahnenreihe auf namhafte Vorgänger wie Peter Grosser, Lorenz-Günther Köstner, Werner Lorant, Andreas Brehme, Klaus Augenthaler oder Heiko Herrlich. Unterberger hatte einst als U11-Trainer bei den Hachingern angefangen und ist jüngst mit der U19 aus der Bundesliga abgestiegen. Einst half er in der Gaststätte aus, er schaffte sozusagen den Sprung vom Tellerwäscher zum Profitrainer. Vereinspräsident Manfred Schwabl zog bei der Aktionärsversammlung am Donnerstag jedenfalls schon mal den Vergleich zum Freiburger Fußballlehrer Christian Streich und dem Heidenheimer Frank Schmidt, die in ihren Vereinen seit Jahren Erfolgsgeschichten schreiben. "Es ist Zeit für einen aus dem eigenen Stall", sagte Schwabl, der dem ehrgeizigen Coach viel zutraut.

Ein Manko ist indes, dass Unterberger nicht über die Fußballlehrer-Lizenz verfügt, die jedoch für die Betreuung eines Klubs in den obersten drei Profiligen verpflichtend ist. Die Unterhachinger Verantwortlichen haben beim für die dritte Liga zuständigen Deutschen Fußball-Bund (DFB) den Antrag gestellt, für Unterberger in der kommenden Saison eine Ausnahmeregelung zu erhalten, sollte der Tabellenführer der Regionalliga Bayern den Aufstieg schaffen - und auch finanziell im Kreuz haben. "Wir hatten sehr gute Gespräche mit dem DFB", sagt Schwabl.

Was wird aus Daniel Bierofka, der mit der U17 der SpVgg abgestiegen ist?

Noch unklar ist die Zukunft von Daniel Bierofka, der mit seiner U17-Mannschaft zuletzt ebenfalls den Abstieg aus der Bundesliga hinnehmen musste. "Wir werden uns nächste Woche mit Biero zusammensetzen, dann klären wir das", sagt Schwabl und bekräftigt, dass der frühere Löwen-Trainer nicht auf eine Wagner-Nachfolge spekuliert habe, es sei vielmehr von Anfang an klar gewesen, dass dafür Unterberger vorgesehen sei.

Eine ganze Reihe von sportlichen Themen wurde bei der Zusammenkunft der Anteilseigner, immerhin 132 waren persönlich im Sportpark anwesend, vom Präsidenten und Geschäftsführer der Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) angesprochen. Denn Finanzielles und Fußball hängen eng zusammen. Beispiel Junioren-Nationalspieler und Top-Talent Maurice Krattenmacher: Für den 17-Jährigen lag im Winter ein lukratives Angebot vor. "Die hätten ihn gekauft und zwei, drei Jahre bei uns gelassen", verriet Schwabl. Doch dann verletzte sich der Spielmacher in der Winterpause schwer am Knie. Dennoch hoffe er "auf einen lukrativen Verkauf, wenn Maurice gut aus der Verletzung rauskommt", so Schwabl.

Die Munich Ravens wollen den Sportpark nun offenbar doch nicht kaufen

Die finanzielle Situation schilderte der Präsident als einigermaßen stabil: Man habe keine Bankschulden mehr und im Geschäftsjahr 2021/22 einen Gewinn in Höhe von 1,16 Millionen Euro durch den Weiterverkauf von Karim Adeyemi von Salzburg nach Dortmund verbuchen können. Dennoch ist es finanziell so eng, dass die Drittligalizenz kein Selbstläufer sei. Man warte nun darauf, welche Auflagen der DFB stellen wird. Ein möglicher Investor sei bereits vor einem Einstieg gestanden, dann habe Corona und der Ukraine-Krieg die Pläne des Geldgebers "aufgeschoben". Vorerst trägt Schwabl selbst die finanzielle Hauptlast, er hat eine Patronatserklärung abgegeben und wird weiterhin alle Löcher stopfen.

Neuigkeiten meldete der Präsident zum weiterhin angestrebten Stadionkauf. Der Deal stehe weiter oben auf der Agenda, auch wenn es zuletzt in den Verhandlungen mit der Gemeinde einen Rückschlag gab, indem diese den Pachtvertrag zum 30. Juni kündigte. Nun sollen parallel Vereinbarungen mit der SpVgg und der neuen Football-Mannschaft Munich Ravens erarbeitet werden. Wie Schwabl erklärte, hätten die Ravens versichert, keine eigenen Ambitionen zu haben, das Stadion zu erwerben. Für den SpVgg-Chef hat der Kauf dagegen eine höhere Priorität als der Drittligaaufstieg: "Wenn beides geht, wäre das die Königslösung, aber erst einmal sollten wir uns unsere Heimat sichern."

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