Anti-Doping-Kampf:Die Nada braucht mehr Geld

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"Sauber bleiben", heißt die Kampagne der Nada - viele Sportler halten sich nicht daran. (Foto: Jörg Carstensen/dpa)

Zwölf Millionen Euro reichen nicht: Die deutsche Nationale Anti-Doping-Agentur muss die Zahl der Kontrollen einschränken - der Spitzensport ist davon angeblich aber nicht betroffen.

Die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) macht sich große Sorgen um die Finanzierung des Kampfes gegen den Sportbetrug. "Die auslaufende Pandemie, der Krieg in der Ukraine und die enorme Preissteigerung durch die Inflation stellten und stellen die Nada vor neue Herausforderungen", sagte die Nada-Vorstandsvorsitzende Andrea Gotzmann am Dienstag bei der Vorstellung des Jahresberichts in Berlin: "Die Frage nach der Sicherheit der Nada-Finanzierung ist wieder aktueller denn je." Allein bei den Dienstleistern habe es eine Preissteigerung von 30 bis 40 Prozent gegeben. Sollte die Nada finanziell nicht bald besser unterstützt werden, sei die bisherige Qualität der Anti-Doping-Arbeit in Deutschland gefährdet.

Das Gesamtbudget der Nada betrug zuletzt rund zwölf Millionen Euro, von denen 8,2 Millionen aus Bundesmitteln stammen. Die problematische Finanzlage wird nicht folgenlos bleiben. "Ich gehe von einem leichten Rückgang der Kontrollen in 2023 aus", sagte Nada-Chefin Gotzmann - die Olympischen Spiele 2024 in Paris und der Spitzensport seien davon aber wohl nicht betroffen.

Unter der Regie der Nada sind laut der Statistik zum Jahresbericht im vergangenen Jahr 12 387 Kontrollen veranlasst worden: 6678 im Training und 5709 bei Wettkämpfen. Insgesamt seien 79 mögliche Verstöße gegen die Anti-Doping-Bestimmungen festgestellt worden, von denen 25 Fälle sanktioniert wurden. Sowohl die Zahl der Kontrollen wie auch die Zahl der auffälligen Proben und der Sanktionen bewegten sich ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres.

Der Anteil des Sports an der Nada-Finanzierung ist relativ gering

Finanzsorgen gehören bei der Nada fast schon zum Grundgefühl seit ihrer Gründung vor mehr als zwei Jahrzehnten. Lange musste sie um höhere Zuwendungen kämpfen, erst vor einigen Jahren wurde sie recht stabil aufgestellt. Auffällig ist traditionell, dass der Anteil des organisierten Sports an der Finanzierung der Nada relativ gering ausfällt. So gab es beispielsweise einen harten Kampf, bis vor einigen Jahren klar war, dass sich die Spitzenverbände mit 1,5 Millionen Euro am Nada-Budget beteiligen.

Während die Zahl der Kontrollen in etwa gleich blieb, ist nach Nada-Angaben die Anzahl der Strafanzeigen, die aufgrund von möglichen Verstößen gegen das Anti-Doping-Gesetz erstattet worden sind, auf ein "Rekordniveau" gestiegen, wie Vorstandsmitglied Lars Mortsiefer berichtete. Insgesamt 32 Anzeigen habe sie demnach eingereicht. Mortsiefer betonte, dass der Ausbau des Netzwerks für staatliche Ermittlungsstellen notwendig sei. Daneben versucht sich die Nada an der Etablierung neuer Verfahren. So wurde etwa der Test mit Trockenblut erstmals ganzjährig routinemäßig eingesetzt. Auch eine Remote-Testing-Lösung, bei der die Athleten während eines Video-Calls ihre Probe abgeben, werde weiter erforscht.

Die Weiterentwicklung der Anti-Doping-Arbeit sei essenziell, um die Werte des Sports schützen zu können, sagte Gotzmann, 65, die Ende Juli nach zwölf Jahren als Vorstandschefin der Nada abtreten wird. Ein logischer Nachfolger an der Spitze der Organisation wäre ihr bisheriger Vorstandskollege Lars Mortsiefer. Die Nada hat die Stelle ausgeschrieben.

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