Sonntagsspiele der Bundesliga:Dortmund wankt ins Nirwana

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Ärger, Frust, Enttäuschung: Dortmunds Spieler konnten ihr Unglück in Frankfurt kaum fassen. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Borussia Dortmund verliert erneut und ist nach dem 0:2 in Frankfurt nun Tabellenletzter.
  • Die Bayern-Verfolger liefern sich eine spannende Begegnung - mit dem besseren Ende für Wolfsburg. Durch ein Stochertor von Knoche gewinnen die Niedersachsen gegen Mönchengladbach 1:0.
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Dortmunder Krise vergrößert sich

Die schlimmen Sorgen für Borussia Dortmund in der Bundesliga nehmen kein Ende. Der BVB kassierte am Sonntag mit dem 0:2 (0:1) bei Eintracht Frankfurt bereits die achte Niederlage im 13. Saisonspiel und muss sich als Tabellenletzter jetzt wohl tatsächlich für den Abstiegskampf wappnen. Mit seinem achten Saisontor schoss Alexander Meier die Eintracht vor 51 500 Zuschauern in der ausverkauften Frankfurter Arena schon in der 5. Minute auf Siegkurs und übernahm die Führung in der Torschützenliste. Ein peinliches Missverständnis der Weltmeister Matthias Ginter und Roman Weidenfeller machte dann den Weg zum 2:0 für Haris Seferovic frei (78.). Das Team von Trainer Thomas Schaaf verbesserte sich mit nun 18 Punkten auf Rang neun.

Angesprochen auf einen möglichen Rücktritt als BVB-Trainer, sagte Jürgen Klopp nach der Partie: "Ich verstehe, dass die Journalisten sich solche Gedanken machen. Aber es gibt keine Tendenz dazu. Ich sehe mich in der Verantwortung", sagte er. "Wenn nur das Glück zählt und ein Trainerwechsel das bringt, muss man mich nur anrufen, dann mache ich den Weg frei", ergänzte Klopp grüblerisch: "Aber sobald keiner kommt und mir sagt, wir haben einen, der es besser macht, kann ich ja gar nicht gehen. Ich stehe nicht im Weg, aber ich kann nicht gehen, bevor es eine bessere Lösung gibt. Die Verantwortung ist groß, und der stelle ich mich."

Vier Tage nach dem ernüchternden 0:2 beim FC Arsenal in der Champions League kam der BVB auch in Frankfurt zunächst nicht auf Touren. Klopp hatte seine Startelf auf drei Positionen verändert. Erik Durm, Shinji Kagawa und Sebastian Kehl ersetzten Marcel Schmelzer, Ciro Immobile und Ilkay Gündogan. Doch in der bitterkalten WM-Arena setzte sich die Pannenserie der Dortmunder schon vier Minuten nach Anpfiff fort. Ein wohl eher als Befreiungsschlag gedachter Ball von Marco Russ landete bei Meier, der allein vor Gäste-Keeper Weidenfeller eiskalt vollendete. Es war das schnellste Saisontor der Hessen.

Wütende Antworten des BVB

Die Borussia wirkte kurz geschockt, antwortete dann mit wütenden Gegenangriffen. Vor dem Tor allerdings ließen die Westfalen wie so oft die Durchschlagskraft vermissen. Henrich Mchitarjan scheiterte ebenso am glänzend reagierenden Eintracht-Schlussmann Felix Wiedwald (7.) wie etwas später Pierre-Emerick Aubameyang (24.). Im Nachschuss traf Kevin Großkreutz den Außenpfosten.

Klopp, der das Geschehen fast durchweg im Stehen an der Seitenlinie verfolgte, sah die Schludrigkeit seiner Schützlinge mit wachsender Besorgnis. Zu allem Überfluss meldete sich dann die nächste Stammkraft verletzt ab, Lukasz Piszcek musste mit Problemen am rechten Oberschenkel für Adrian Ramos Platz machen (38.). In dieser Phase hatten die Dortmunder Glück, dass die Hausherren ihre Führung nicht ausbauten. Seferovic vergab kurz vor der Pause zweimal in guter Position (40./45.+1). Sekunden nach dem Seitenwechsel rettete Ginter in höchster Not gegen Marc Stenderas Schuss, drei Minuten später zielte Meier frei vor Weidenfeller zu hoch.

Warum der BVB verzweifelt

Allmählich aber gewannen die Gäste wieder die Hoheit über das Geschehen. Mit hohem Aufwand und viel Tempo drängte der BVB die Eintracht in die eigene Hälfte. Der überragende Wiedwald rettete die knappe Führung der Eintracht mit einer Glanztat gegen Ramos (52.). Zumeist jedoch fehlte dem Angriffsspiel der Dortmunder die zündende Idee, die letzte Zuspitzung. So hatte das Klopp-Team ein weiteres Mal Glück, als Meiers Kopfball aus sechs Metern neben dem Pfosten und nicht zum 2:0 im Tor landete (66.). Symptomatisch für die Dortmunder Krise dann die 78. Minute: Einen weiten Pass von Meier wollte Ginter locker zu Weidenfeller köpfen. Doch der herausgeeilte Keeper war überrascht, Seferovic schob dankend ins leere Tor.

Der VfL Wolfsburg bleibt erster Verfolger von Bayern München. Das Team von Trainer Dieter Hecking bezwang Borussia Mönchengladbach im Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga mit 1:0 (1:0). Für Gladbach war es die dritte Ligapleite in Serie. Ein Torwartfehler von Yann Sommer begünstigte das Tor des Tages durch Neu-Nationalspieler Robin Knoche (12. Minute), durch das Wolfsburg mit nun 26 Punkten Platz zwei hinter den Bayern festigte.

Die Elf von Trainer Lucien Favre rutschte dagegen vorerst aus den Champions-League-Rängen und ist nach 13 Spieltagen mit 20 Zählern nur noch Fünfter. Gladbach wartet seit elf Jahren auf einen Sieg in Wolfsburg - der letzte datiert vom 22. November 2003.

Knoche nutzt die erste Chance

Arjen Robben beim FC Bayern
:Plötzlich ins Zentrum rotiert

Den Ball eng am Fuß, kleine Trippelschritte, Schlenzer mit links: Beim Bayern-Sieg in Berlin gelingt Arjen Robben ein typisches Arjen-Robben-Tor. Der Holländer ist seit Wochen bester Münchner - neuerdings glänzt er sogar in ungewohnter Rolle.

Von Sebastian Fischer

Die ersten Minuten in der mit 30 000 Zuschauern ausverkauften VW-Arena waren ereignislos. Die erste Wolfsburger Chance nutzte Knoche vor der Pause: Nach Flanke von Marcel Schäfer missglückte die Faustabwehr von Gladbachs Keeper Sommer, der VfL-Abwehrspieler musste nur noch seinen Fuß hinhalten - ein Glückstor aus kurzer Entfernung.

Das 0:1 weckte die Gäste offenbar, Wolfsburg zog sich nach der Führung zurück und gab dem Gegner mehr Raum. Nach der ersten Gladbacher Ecke wurde es auch für Wolfsburgs Keeper Diego Benaglio gefährlich: Gegen Roel Browers, der sein Startelf-Debüt in dieser Bundesligasaison gab, musste der Vorgänger von Sommer in der Schweizer Nati nach einer Ecke sein ganzes Können abrufen (18.). Großes Glück hatte Benaglio beim Kopfball von Patrick Herrmann (30.), auch Max Kruse vergab (33.).

Schlüsselspieler fehlen auf beiden Seiten

Nach der Pause drehten die Wolfsburger wieder auf, das 2:0 lag mehrmals in der Luft: Ivica Olic und Ivan Perisic scheiterten kurz hintereinander - beim Abstauber stand Kevin De Bruyne im Abseits (58.). Borussia-Coach Lucien Favre versuchte es 20 Minuten vor dem Ende noch einmal mit einem offensiven Doppelwechsel: Ibrahima Traoré und Thorgan Hazard kommen für André Hahn und Kruse (71.). Doch Chancen konnten sich die Gäste bis auf den Querschläger von Weltmeister Christoph Kramer in der Schlussminute ans Außennetz nicht mehr erarbeiten.

Beiden Europa-League-Starteren fehlte ein Schlüsselspieler im zentralen Mittelfeld: Die Sechser Luiz Gustavo (Gelb-Sperre) bei Wolfsburg und Xhaka (Gelb-Rot-Sperre) im Gästeteam. Allerdings hatten die Gladbacher mit dem zweiten Auswärtsspiel innerhalb von drei Tagen - nach dem 2:2 am Donnerstag in Villarreal - die höhere Belastung zu verkraften. Zudem fehlte der zweikampfstarke Abwehrspieler Martin Stranzl, für den Österreicher rückte Brouwers in die Innenverteidigung. Dafür kehrte der zuletzt angeschlagene Kramer in die Startformation zurück.

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