Snowboarderin Hofmeister:"Ich weiß auch langsam nicht mehr, was ich noch machen soll"

Lesezeit: 2 min

Alle drei Kristallkugeln in einer Saison geholt - und zum vierten Mal den Gesamt-Weltcup gewonnen: Ramona Hofmeister hat eine makellose Saisonbilanz. (Foto: GEPA pictures/Imago)

Ramona Hofmeister rast ins Geschichtsbuch: Die 27-Jährige ist die erste Snowboarderin, die alle drei Kristallkugeln in einer Saison holt. Dennoch hat sie Probleme, Sponsoren zu finden.

Von Thomas Becker

Es war nur das Achtelfinale, gegen eine Konkurrentin, die beileibe nicht in der Liga von Ramona Hofmeister spielt. Doch als die Bischofswiesenerin mit dem Minimalvorsprung von einer Hundertstelsekunde vor Elisa Caffont über die Ziellinie gerauscht war, langte sie sich fassungslos an den Kopf: 'Geschafft! Ich hab's tatsächlich geschafft!' Nicht den Einzug ins Viertelfinale beim letzten Weltcuprennen in Winterberg - nein, der war ihr herzlich egal. Auch dass sie im Viertelfinale gegen die ewige Rivalin Ester Ledecka nach einem Sturz ausschied und letztlich Achte wurde: geschenkt.

Denn mit dem Wimpernschlag-Sieg im Achtelfinale hat sich Hofmeister nicht nur erstmals die Disziplinwertung im Parallel-Slalom gesichert, sondern sich auch im Geschichtsbuch der Snowboard-Racer verewigt: als erste Athletin, die alle drei Kristallkugeln (Slalom, Riesenslalom, Gesamtwertung) in einer Saison holt und zum vierten Mal den Gesamt-Weltcup.

Jordan Stolz bei der WM in Inzell
:Vom Gartenteich aus zu neuen Maßstäben

Der US-Amerikaner Jordan Stolz, 19 Jahre alt und jüngster Weltmeister der Geschichte, verblüfft die Eisschnelllauf-Welt. Seine Technik lässt Experten schwärmen - auch, weil sein Vater einst einen ungewöhnlichen Glatteis-Spielplatz anlegte.

Von Barbara Klimke

Ledecka hat die große Kugel auch vier Mal gewonnen, aber nie alle drei in einem Winter. Die Schweizerin Patrizia Kummer und der Slowene Zan Kosir schafften es mal, in einer Saison alle drei Kugeln abzuräumen, gewannen aber nur drei (Kummer) respektive ein Mal (Kosir) die Gesamtwertung. Will sagen: Ramona Hofmeister ist nun die Beste der Besten. Glückwunsch! Oder wie der Stadionsprecher meinte: "Habe die Ehre! Was is' denn da los?" Wie man halt so redet im Sauerland.

Die ohnehin kaum zu toppende Erfolgsgeschichte von Hofmeister hätte sogar noch kitschiger geraten können, hätte sich in ihrer Heimat nicht der Frühling schon so breit gemacht. Wegen Schneemangels musste der finale Heim-Weltcup aus den Berchtesgadener Alpen ins Sauerland verlegt werden, wo sie genügend Schnee zusammengekratzt haben. Daheim, wo alles begann, wäre der maximale Triumph wohl noch schöner zu feiern gewesen, aber auch mit Winterberg verbindet Hofmeister positive Erinnerungen: Am Poppenberghang ist sie vor acht Jahren erstmals auf einen Podestplatz gefahren.

Ramona Hofmeister ist die erfolgreichste Athletin ihrer Disziplin - und tut sich beispielsweise dennoch schwer, einen Helm-Sponsor zu finden. (Foto: Max Grote/Imago)

"Krass" fühle sich das an, sagte die 27-Jährige nach getaner Tat, eine "geile Saison" sei das gewesen. Sie sei unglaublich stolz auf sich und das gesamte Team. "Bei der Siegerehrung habe ich die ganze Zeit mit den Tränen gekämpft. Ich dachte, ich kann hier befreit auffahren, nachdem ich den Gesamtweltcup schon sicher hatte", sagte Hofmeister. "Aber ich wollte drei Kugeln mit nach Hause nehmen, und das ist heute im Kopf mitgefahren." Extrem nervös sei sie gewesen und deshalb nicht richtig reingekommen: "Aber am Ende hat's gereicht."

Umso erstaunlicher ist das Triple, wenn man weiß, dass Hofmeister vor der Saison in ihrem zehnten Weltcup-Winter den Ausrüster wechselte, einfach so. Noch erstaunlicher: Dass die erfolgreichste Athletin ihrer Disziplin sich so schwertut, einen Helm-Sponsor zu finden. Nachdem die Partnerschaft mit einem Tee-Unternehmen aus Traunstein endete, fand sich bis auf den Hauptsponsor von Snowboard Germany keine Firma, die mit der Besten der Besten werben wollte. "Ich weiß auch langsam nicht mehr, was ich noch machen soll", sagt sie.

Liegt es daran, dass Hofmeister bei Großereignissen nicht so dominierte wie im Weltcup?

Gewinnen allein genügt jedenfalls nicht. Für Hofmeister & Co. fielen zum Saisonfinale am Samstag 29 Minuten Sendezeit ab, oft ist es aber auch weniger im Kanon aus Biathlon, Skispringen, Ski alpin, Bob, Rodeln und vielem mehr. Hofmeister sagt dazu: "Wir sind eine Sportart, die einfach zu einem klassischen Wintersport-Sonntag dazugehört, vor allem weil wir so erfolgreich sind!"

Vielleicht liegt das mit den fehlenden ja auch Sponsoren daran, dass Hofmeister bei Großereignissen nicht so dominierte wie im Weltcup: Während Ledecka auf dem Board je zwei Mal Olympia- und WM-Gold holte und vom Sponsoren-Weltmeister Red Bull unterstützt wird, musste sich Ramona Hofmeister mit Olympia-Bronze sowie WM-Silber und -Bronze begnügen. Aber irgendein Ziel braucht sie auch ja noch.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusEisschwimmen
:"Man muss nicht dünn sein"

51 Minuten und 26 Sekunden in einem eiskalten See: Melissa Kegler hat den US-Rekord im Eisschwimmen aufgestellt. Ein Gespräch über die Rolle ihres Gewichts, Tauchen mit Robben und ihren gefährlichsten Moment im Wasser.

Interview von Lisanne Dehnbostel

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: