Sieg gegen Schalke:Guardiola schimpft über müde Bayern

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Gar nicht einverstanden mit der Leistung seiner Spieler: Pep Guardiola (Archivbild). (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Nach dem 3:0 über Schalke echauffiert sich Pep Guardiola über seine Spieler.
  • Er klagt: "Heute haben wir nur 35 Minuten gespielt"
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Aus dem Stadion von Thomas Hummel, München

Nach einer Weile redete sich Pep Guardiola richtig in Fahrt. Er wurde ein bisschen emotional und man merkte, dass er in diesem Moment im Presseraum der Münchner Arena eine Botschaft senden wollte: "Es ist keine Entschuldigung für die Spieler, wenn sie sagen: Oh, drei Tage später nach der Champions League schon wieder spielen."

Er hob und senkte den Kopf und wedelte ein bisschen mit den Händen. So als würde er mit seinen Spielern sprechen. "Wenn sie sagen: Oh, es ist schwer, für Bayern München zu spielen. Wenn sie sagen, sie seien doch schon Weltmeister oder dies und das." Und Guardiola stellte die Frage in die Runde: "Warum ist das schwer?" Er fand: "Laufen und kämpfen" müsse immer drin sein.

Pep Guardiola ist nun im seinem dritten und letzten Jahr Trainer des FC Bayern. In den ersten beiden Spielzeiten ist er zweimal frühzeitig deutscher Meister geworden, und seine Worte, die er damals an gleicher Stelle gesendet hatte, hallen bis heute nach: Die Bundesliga ist vorbei! Ihm und seiner Mannschaft hatte er anschließend den Schongang verordnet, um Kräfte für Pokal und Champions League zu sparen. Wie alle wissen, führte das mit dem Kraft sparen zu zwei bitteren Halbfinal-Pleiten gegen Real und Barça.

Diesmal soll die Spannung hoch gehalten werden

Nach dem 3:0 gegen Schalke 04 hat der FC Bayern vor dem Sonntagsspiel der Dortmunder zehn Punkte Vorsprung in der Meisterschaft bei noch vier ausstehenden Partien. Die Sache dürfte gelaufen sein, wenngleich noch nicht rechnerisch. Unter der Woche folgt das Pokal-Halbfinale gegen Werder Bremen und wenig später die große Aufgabe Atlético Madrid in der Champions League.

Und nun? Ist die Bundesliga vorbei, Pep Guardiola?

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Der Spanier betonte am Samstagabend auffallend nachdrücklich, dass die Bundesliga diesmal erst nach dem 34. Spieltag zu Ende sei. Egal, wann genau sein FC Bayern zum vierten Mal in Serie das Ding gewinnen wird. Denn das ist nicht das Ziel. Das Ziel ist, es diesmal auch in den beiden anderen Wettbewerben zu schaffen. Vor allem in Europas Königsklasse. Und dazu will der Trainer diesmal die Spannung hochhalten. Bis zum Schluss.

Schon während des Spiels wedelte, fuchtelte und gestikulierte Guardiola neben dem Platz so sehr, dass ihn der vierte Schiedsrichter mehrfach vom Betreten des Spielfelds abhalten musste. In der ersten Halbzeit sprach er hektisch mit Juan Bernat, mit David Alaba, mit Douglas Costa, mit Arturo Vidal. Die Reaktionen der Spieler ließen deutlich vermuten, dass sie Kritik einstecken mussten. Der Trainer war nicht zufrieden, überhaupt nicht zufrieden.

"Heute haben wir nur 35 Minuten gespielt. In der ersten Halbzeit waren wir nicht auf dem Platz, in den letzten zehn Minuten auch nicht", schimpfte er nach dem Spiel. Es tue ihm leid für die Fans. Die Körpersprache seiner Spieler drückte nicht aus, dass sie hundert Prozent Vollgas gehen wollten. Er verstehe die Mannschaft, es sei schwer, drei Tage nach so einem Champions-League-Viertelfinale im infernalischen Lärm von Lissabon. "Aber wir müssen jeden Tag Vollgas geben. Jedes Training. Jedes Spiel."

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"Das war nicht gut von uns Trainern"

Seine Spieler unterstützten ihn sogar in seiner Kritik. Robert Lewandowski erklärte: "Für uns ist es wichtig, dass wir in der Bundesliga gut spielen. Weil es sonst schwierig wird: einmal gut spielen, einmal mit weniger Power." Man könne nicht so einfach umschalten. Genau das war ja das Problem, zumindest vor zwei Jahren. "Das war nicht gut von uns Trainern. Zu sagen: Vergiss die Bundesliga", übte Guardiola sogar öffentliche Selbstkritik. In der vergangenen Saison sei ihnen allerdings wegen der vielen Verletzungen einfach die Kraft ausgegangen.

Derzeit fehlen in Jérôme Boateng und Arjen Robben wieder zwei wichtige Spieler. Aber der Kader wurde vor der Saison so erweitert, dass die Mannschaft insgesamt fit genug erscheint für die wichtigen K.-o.-Spiele. Gegen Schalke konnten Javi Martínez, Thiago, Thomas Müller geschont werden, Xabi Alonso war ohnehin gesperrt. Außerdem kamen Franck Ribéry und Joshua Kimmich erst nach der Pause. Trotzdem war der FC Schalke letztlich chancenlos. An der Kraft soll es diesmal nicht liegen. Und auch nicht an der Einstellung.

Zehn Punkte Vorsprung? Der BVB hat die Jagd auf die Bayern aufgegeben? Egal, die Bayern wollen um jeden Preis den Spannungsabfall vermeiden. Pep Guardiola antwortete: "Wir sind noch nicht deutscher Meister."

© SZ vom 17.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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