Bundesliga:FC Bayern: Der Bierdusche ganz nah

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Robert Lewandowski: Auf dem Weg zur Torjägerkanone

(Foto: AFP)

Aus dem Stadion von Maik Rosner

Hätte man die Aufstellung des FC Bayern nach Pep Guardiolas Ankündigung ausgelegt, dann wären wohl ziemlich viele seiner Profis überzeugt, den Ligatitel bereits gewonnen zu haben. "Die Spieler, die denken, dass sie schon deutscher Meister sind, werden auf der Bank sitzen", hatte der Trainer ja gesagt. Doch dass Thomas Müller, Franck Ribéry, Thiago Alcántara und Joshua Kimmich nun am Spielfeldrand Platz nehmen mussten und Javier Martínez gar nicht im Kader stand, hatte wohl kaum etwas mit zu großer Selbstgewissheit zu tun. Sondern vielmehr mit Guardiolas Fürsorge, ihnen nach der erfolgreichen Reise in der Champions League zu Benfica Lissabon und vor dem Halbfinale im Pokal am Dienstag gegen Werder Bremen eine Verschnaufpause zu gönnen.

Als kommender deutscher Meister durften sich nach dem 3:0 (0:0) gegen den FC Schalke 04 aber selbst die vorsichtigsten Münchner fühlen. Vor dem Sonntagsspiel des Tabellenzweiten Borussia Dortmund gegen den Hamburger SV beträgt der Vorsprung des Titelverteidigers ja nun zehn Punkte. Selbst wenn der BVB gewinnen sollte, dürften die dann sieben Zähler Abstand in den verbleibenden vier Spielen wohl nur noch verspielt werden, wenn Guardiola aus Sorge vor Verletzungen vor den beiden Halbfinals der Champions League gegen Atlético Madrid nur noch die Busfahrer, Zeugwarte und Mannschaftsärzte aufstellen sollte.

Das weiß natürlich auch Guardiola. Schon vor dem eine Halbzeit lang mühevollen Erfolg gegen die Schalker durch die Tore von Robert Lewandowski in der 54. und 65. Minute sowie Arturo Vidal (73.) hatte er ja davon gesprochen, man habe bei einem Sieg "die Bundesliga in unserer Hand". Das Novum des vierten Ligatitels in Folge könnte nun bereits am kommenden Sonnabend bei Hertha BSC vollendet werden. Dortmund muss dann zeitgleich beim VfB Stuttgart antreten. Der Meistersekt darf also schon einmal kalt gestellt werden bei den Münchnern, die daran bei einem planmäßigen Verlauf in Berlin allerdings allenfalls nippen dürften, so kurz vor der kniffligen Dienstreise nach Madrid.

Dass diese Hochrechnungen nun angestellt werden können, lag vor allem an Lewandowski. In Lissabon hatte sich der Angreifer mit einem Einsatz in der Schlussphase begnügen müssen. Nun durfte er wieder von Anfang an ran und brachte zu Beginn der zweiten Halbzeit den 25. Saisonsieg im 30. Ligaspiel gekonnt auf den Weg. Einen gelöffelten Ball von David Alaba köpfelte Vidal zu Lewandowski in die Mitte. Der polnische Nationalstürmer nahm die Vorlage mit der Brust an und erzielte mit einem flachen Linksschuss das 1:0. Elf Minuten später ließ er nach Rafinhas Flanke seinen 27. Ligatreffer folgen, mit einem Kopfball gegen die Laufrichtung von Torwart Ralf Fährmann.

In der ersten Halbzeit noch ideenarm

Zuvor hatten sich die Münchner ziemlich schwer getan gegen die Schalker und deren Fünferkette, an der die meisten Angriffe abprallten. Vielleicht, weil sich auch jene Spieler, die nun auflaufen durften, schon ziemlich sicher fühlten, den Titel erneut zu gewinnen. Ideenarm und ein bisschen lethargisch präsentierten sich die Bayern, nur selten kamen sie überhaupt zu Chancen. Douglas Costas Versuch nach 90 Sekunden segelte über den Winkel. Einen Kopfball von Lewandowski wehrte Fährmann gekonnt ab. Und Vidals Kopfball verfehlte sein Ziel recht deutlich.

Mehr war in der ersten Halbzeit nicht zu bestaunen gewesen, einmal abgesehen von den eher zaghaften Schalker Konterversuchen, bei denen der aus München ausgeliehene Pierre-Emile Højbjerg nur einen ziemlich harmlosen Distanzschuss zustande brachte und Bayerns Medhi Benatia einmal vor dem lauernden Klaas-Jan Huntelaar mit einer Grätsche retten musste.

Deutlich schwungvoller geriet die zweite Halbzeit, jedenfalls bei den Bayern, mit Chancen im Minutentakt von Kingsley Coman, Philipp Lahm, Mario Götze, Vidal und Costa, ehe Lewandowski den spielentscheidenden Ertrag dieses Powerplays herbeiführte. Nebenbei ist der 27-Jährige damit auch dem persönlichen Titel des Torschützenkönigs ein gutes Stück näher gekommen. Es wäre sein zweiter nach jenem vor zwei Jahren, damals noch für Borussia Dortmund, als er 20 Tore anhäufte.

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