Sieg gegen HSV:Stuttgarts Affentanz auf Platz 16

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Martin Harnik (vorne) und Daniel Didavi (re.) führen nach dem 2:1 einen Affentanz auf. (Foto: Simon Hofmann/Getty Images)
  • Der VfB Stuttgart gewinnt im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga 2:1 gegen den Hamburger SV.
  • Die Schwaben klettern damit auf den Relegationsplatz, der HSV ist Vorletzter.
  • Den Siegtreffer feiert Torschütze Harnik mit einem Affentanz - Trainer Stevens hatte seine Spieler im Training als Affen beschimpft.
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Von Matthias Schmid, Stuttgart

Blühender Schwarzmarkt

Verzweifelte Menschen vor dem Stadion hielten ihre Schilder hoch mit der Aufschrift: "Karten gesucht." An vielen Ecken wurde gefeilscht oder verhandelt, Tickets wurden hin- und hergeschoben. Es schien fast so, als ob sich an diesem Samstagnachmittag halb Stuttgart in der Cannstatter Mercedesstraße versammelt hätte. Es muss hier erst Abstiegskampf herrschen, damit die Fans wieder Lust auf ihren VfB haben.

Das Spiel gegen den Hamburger SV, das letzte Heimspiel in dieser Saison und vielleicht für längere Zeit in der Bundesliga, wollte sich niemand entgehen lassen, 60 000 Besucher fasst die Arena, und 60 000 Besucher füllten letztlich das Stadion. Und die VfB-Fans mussten ihr Kommen nicht bereuen, im Gegenteil. Der VfB besiegte Hamburg mit 2:1 (2:1) und verbesserte sich in der Tabelle vom letzten auf den 16. Platz - der Klassenverbleib ist weiter ungewiss, der HSV liegt als Vorletzter nur einen Punkt dahinter, ebenso der Letzte Paderborn, wo Stuttgart am letzten Spieltag antreten muss.

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Der VfB, seit dem 20. Spieltag nur mit einer kleinen Unterbrechung Tabellenletzter, wollte an diesem Nachmittag keine Zeit verlieren. Die Mannschaft begann, wie es die Fans von ihr in den vergangenen Wochen gewohnt waren: mit viel Tempo nach vorne. Nach 1:10 Minuten gab es den ersten Eckball, nach 1:35 den ersten Torschuss durch Daniel Didavi. Und auch in den folgenden Minuten war die Entwicklung des VfB sehr gut zu beobachten. Spielerisch, mit schnellen Kombinationen, vor allem über den linken Außenstürmer Filip Kostic spielten sich die Stuttgarter in den gegnerischen Strafraum. Doch da verhinderte zunächst der eine oder andere schlampige Pass gute Torchancen.

Sollte Kacar erneut zum Hamburger Helden werden?

Und der HSV? Die erste gefährliche Szene war ein Zusammenprall zwischen Ivica Olic und Pierre-Michel Lasogga, der anschließend im Strafraum liegen blieb, weil er an der Stirn blutete und auf die rechte Schulter gefallen war. Fußballerisch waren die Hamburger bis dahin nicht aufgefallen - dann kam die 12. Minute. Da legte sich Rafael van der Vaart den Ball auf der rechten Seite zurecht. Mit links und viel Effet zog er den Ball nach innen, direkt auf den Kopf von Gojko Kacar, der Mittelfeldspieler wuchtete ihn aufs Tor zum überraschenden 1:0, da Ulreich ihn nur mit den Fingerspitzen berühren konnte.

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Sollte sich Kacar schon wieder zum Hamburger Helden aufschwingen, wie in der Vorwoche, als er in letzter Sekunde gegen Freiburg den Ausgleich erzielt hatte? Ausgerechnet Kacar, der schon aussortiert war und seinen gut dotierten Vertrag auf der Tribüne absaß, bis ihn der neue Trainer Labbadia wieder zum Dienst bat.

Der HSV hatte nun fünf Punkte Vorsprung auf den VfB und konnte sich nun noch intensiver der Abwehrarbeit widmen. Mit zwei Viererketten vor René Adler versperrten die Hamburger dem VfB den Weg nach vorne. Doch die Stuttgarter zeigten sich davon nicht sonderlich beeindruckt. Sie spielten weiter mutig. Auch der rechte Außenverteidiger Daniel Schwaab tat das, bei seinem Pass nach innen hatte er jedoch Glück, dass der Ball so abgefälscht wurde, dass er genau in den Lauf von Christian Gentner kam. Ein trockener Direktschuss - und schon stand es 1:1 (27.).

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Doch ein Unentschieden war noch immer zu wenig für den Tabellenletzten, um nicht nur einen Stimmungswandel, sondern auch einen tabellarischen Wandel herbeiführen zu können. Stuttgart musste gegen den HSV gewinnen, um da hinten rauszukommen. Wie eng es in der Tabelle im Abstiegskampf zugeht, verdeutlichte der Führungstreffer der Stuttgarter. Nach einem Eckball von Kostic nutzte Martin Harnik die Orientierungslosigkeit und haute mit links den Ball unter die Latte (35.) - diese Aktion genügte, damit der VfB vorübergehend vom letzten auf den 14. Rang sprang.

Wie ein Orang-Utan

Wie sehr die Emotionen nach den frustrierenden Wochen raus mussten aus Spielern und Trainer, merkte man ihnen nicht erst seit dem Wutausbrauch von Stevens im Donnerstagstraining an, als er seine Spieler öffentlich beschimpfte ("Ihr seid Affen, Affen seid ihr"). Daniel Didavi beendete das Affentheater schließlich, in dem er den Führungstreffer auf seine eigene Art und Weise feierte, mit einem frechen Affentanz, er beugte sich leicht nach vorne, nahm seine Hände unter die Achseln und hüpfte wie ein Orang-Utan in der Wihelma den Bananenblues, Daniel Ginczek machte es ihm gleich.

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Die zweite Hälfte begann mit einem Linksschuss von Kostic, der wieder ein paar Haken schlug und mit so viel Tempo von links in den Strafraum dribbelte, dass es an Franck Ribéry erinnerte. Die beste Chance auf das 3:1 verhinderte HSV-Innenverteidiger Johan Djourou, als er die Hereingabe von Harnik vor dem einschussbereiten Ginczek zur Ecke klärte (62.). Der HSV spielte in dieser Phase mit so wenig Einsatz und Leidenschaft wie eine Mannschaft, für die die Sommerpause schon am vorletzten Spieltag begonnen hat, weil sowohl nach oben als auch nach unten alles geklärt ist. Die Hamburger Anhänger in der Kurve rissen die Kicker unten auf dem Rasen aber aus ihren Urlaubsträumen und erinnerten sie daran, dass es auch bei ihnen um die Existenz in der ersten Liga geht, indem sie riefen: "Wir wollen euch kämpfen sehen." Man kann auch Panik bekommen, wenn seine Lieblingsmannschaft in der zweiten Hälfte nicht einmal aufs Tor schießt.

Der VfB hatte dagegen Chancen für mehrere Spiele, Harnik schoss an Außennetz (82.), Kostic an die Latte (83.) und Alexandru Maxim scheiterte freistehend an Adler (88.).

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