Dank der Psychologen der Tufts University in Massachusetts ist bekannt, dass das menschliche Gehirn verneinende Aussagen langsamer verarbeitet als bejahende. 400 Millisekunden länger dauert es im Kopf, sobald ein "Nein" in einem Satz enthalten ist, so das Ergebnis ihrer Studie, die am Mittwoch in Auckland allerdings einem Praxistest unterzogen wurde.
Ein Abseitspfiff der südkoreanischen Schiedsrichterin Oh Hyeon-jeong beim Spiel zwischen Spanien und Sambia vor dem 4:0 wurde vom VAR noch einmal überprüft, und weil die Fifa bei dieser WM als Neuerung eingeführt hat, dass aus der Videokabine getroffene Entscheidungen von der Schiedsrichterin nicht nur mit Zeichensprache, sondern auch im Wortlaut verkündet werden, sagte Frau Oh über das Stadionmikrofon folgenden Satz:
"After review the decision is: No Goal! No Offside!"
Kein Abseits - und trotzdem kein Tor? Es folgte ein enttäuschtes Aufseufzen, im Stadion und bei den Spanierinnen, dann wieder Frau Oh:
"No, no, no, sorry: No offside! Goal!"
Sechs Mal "No" multipliziert mit 400 Millisekunden - ergibt 2,4 Sekunden. In Auckland dauerte es allerdings einige Sekunden mehr, bis die Beteiligten verstanden hatten, dass das Tor doch zählte. Die amerikanischen Forscher sollten also dringend ihre Modellrechnung überprüfen.
"Oh, oh, Oh Hyeon-jeong!" werden nun viele sagen, dabei sollte man der Südkoreanerin beiseitespringen. Sie ist - genau wie die 32 anderen Schiedsrichterinnen - ja nicht wegen ihrer hervorragenden Leistungen am Mikrofon für die WM nominiert worden. "Sicherheit im öffentlichen Sprechen vor Millionenpublikum" war bislang kein Kriterium für Referees. Bleibt zu hoffen, dass das weiterhin gilt. Nicht, dass bei der EM 2024 am Ende die Stimmen von Sprechprofis wie Florian Silbereisen ("Tor!"), Markus Lanz ("Kein Tor! Was macht das mit einem?") oder Günter Jauch ("Tor nach Telefonjoker!") durch deutsche Fußballstadien hallen. Das wäre ein echtes No-no-no-Go.