Kreuzbandriss bei Schiedsrichter Felix Brych:Klare Fehlentscheidung!

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Tut fast gar nicht weh: Felix Brych wird noch auf dem Platz erstversorgt. (Foto: Michael Berm/Eibner/Imago)

Schiedsrichter Felix Brych erleidet mitten in seinem Rekordspiel einen Kreuzbandriss. Auf diese Weise seine Karriere zu beenden, dürfte für den 48-Jährigen nicht in Frage kommen.

Von Christof Kneer

Erst mit dem Wissen des nächsten Morgens lässt sich ermessen, welche Leistung der Sportler da am Nachmittag zuvor vollbracht hatte. In den Zusammenfassungen des Spiels zwischen Eintracht Frankfurt und dem VfB Stuttgart sieht man den Schiedsrichter Felix Brych hochprofessionell übers Spielfeld rennen, man sieht ihn das Tor des Stuttgarters Deniz Undav wegen Abseitsverdachts aberkennen; man sieht, wie er an sein Headset greift, wie er auf die Bildinterpretation der Gutachter im Kölner Keller wartet und dann doch auf Tor entscheidet. Von Schmerzen sieht man nichts.

Felix Brych, 48, hat eine halbe Halbzeit mit einem Kreuzbandriss geleitet, diese Erkenntnis drängte sich bereits am späten Samstagabend auf und wurde am Sonntagmorgen von einem unbestechlichen Bild, wenngleich nicht aus dem Kölner Keller, bestätigt. Mitte der ersten Halbzeit hatte Brych sich das Knie verdreht, ein Platzfehler vermutlich; nach einer Erstversorgung durch den Frankfurter Mannschaftsarzt war er mit einem soliden Tape noch mal aufs Feld zurückgekehrt, bevor er sich in der Halbzeitpause doch dem Rat der Experten beugte. Er übergab die Leitung des Spiels an den vierten Offiziellen Patrick Schwengers, einen 28-Jährigen mit sehr geringfügiger Zweitliga-Erfahrung.

Das Wörtchen "ausgerechnet" wird im Fußball nie gefragt, bevor es verwendet wird, es muss so oft ran, dass es bestimmt mal eine ausgedehnte Sommerpause gebrauchen könnte. Aber was sollte man machen, wenn es doch wieder mal so gut passte? Ausgerechnet an jenem Tag, an dem Felix Brych sein 344. Bundesliga-Spiel leitete und mit dem bisherigen Rekordhalter Wolfgang Stark gleichzog, schied er aus dem Wettbewerb - mit einer Verletzung, die bei älteren Fußballspielern reflexhaft Fragen nach der Zukunft hervorruft.

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Felix Brych hat alles erreicht, was ein Fußball-Schiedsrichter so erleben kann: Champions-League-Finale, bester Referee der Welt, aber immer war da dieser Druck. Den hat er nun in einem bemerkenswerten Buch verarbeitet.

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Brych hat seine große Karriere auch seiner Fitness zu verdanken

Und bei Brych, der mit 48 Jahren ohnehin schon ein Jahr über jener Altersgrenze liegt, die der DFB einst definierte, um auf dieser Grundlage die Rentenbescheide an seine Schiedsrichter zu schicken? Inzwischen wird diese Grenze nicht mehr so streng überwacht - weshalb all jene, die Brychs Aussagen nach dem Spiel gehört haben, davon ausgehen, dass er es nach einer mehrmonatigen Pause noch mal versuchen wird. Brych ist stolz darauf, den Spielerekord in der Bundesliga eingestellt zu haben - und dass ihm nun ausgerechnet ein einziges Spiel fehlt, um alleiniger Rekordhalter zu sein ...

Felix Brych ist bekannt dafür, nicht nur ein ausgezeichneter Schiedsrichter zu sein, sondern auch über eine klare Selbsteinschätzung zu verfügen. Er weiß, dass er seine große Karriere auch seiner exorbitanten Fitness zu verdanken hat, er war nie der große Zampano an der Pfeife, er war immer ein Athlet. Er musste dem Spiel nie hinterherlaufen, er war stets mit ihm auf Ballhöhe.

Man kann sich das wahrscheinlich so vorstellen, dass Brych jetzt zu einem Monitor rausläuft, sich noch mal Undavs Treffer aus der 45. Minute anschaut und dann überlegt: Und das soll das letzte Tor gewesen sein, über das ich als Schiedsrichter entschieden habe? Felix Brych wird das für eine klare Fehlentscheidung des Schicksals halten.

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