2. Runde im DFB-Pokal:Hamburg feiert Aogo, Hoffenheim zwei Afrikaner

Lesezeit: 4 min

Hinten gelegen, zurückgekommen und doch noch gewonnen: Der Hamburger SV steuert bei Viertligist Eintracht Trier lange auf einen unangenehmen Abend zu, doch in der Verlängerung trifft dann Dennis Aogo per Freistoß. Hoffenheim setzt sich gegen Köln durch, weil zwei Offensivakteure treffen. Der BVB freut sich über einen Erfolg gegen Dresden - und ärgert sich über die Fans von Dynamo.

Es dauert lange, sehr lange, ehe der HSV doch noch jubeln durfte. Mit einem hübsch anzusehenden Freistoßtor bewahrte Nationalspieler Dennis Aogo den Bundesligisten vor einer Pokalblamage und sicherte Trainer Thorsten Fink seinen ersten Sieg. Die Hamburger gewannen am Dienstagabend beim Regionalligisten Eintracht Trier erst nach Verlängerung mit 2:1 (1:1, 0:1). Marcus Berg (63. Minute) erzielte in der regulären Spielzeit den Ausgleich für den Tabellenvorletzten der ersten Liga, nachdem Ahmet Kulabas (9.) den Viertligisten vor 10.300 Zuschauern im Moselstadion in Führung gebracht hatte.

Aogo schoss die Hamburger dann mit einem gefühlvollen Heber (110.) ins Achtelfinale des DFB-Pokals. Die Trierer verpassten damit eine weitere Pokalsensation nur ganz knapp. In der ersten Runde hatte die Eintracht den Hamburger Zweitligisten FC St. Pauli ausgeschaltet. In der Vergangenheit waren schon prominente Teams wie Borussia Dortmund und der FC Schalke 04 in Trier gescheitert - nicht so der Klub aus der Hansestadt. Im dritten Pokalduell beider Vereine war es der dritte HSV-Sieg.

Fink hatte seine Mannschaft im Vergleich zum 1:1 in der Bundesliga gegen den VfL Wolfsburg gleich auf sieben Positionen verändert. Für den Niederländer Jeffrey Bruma rückte Michael Mancienne in die Innenverteidigung, das Mittelfeld und den Angriff hatte Fink komplett umgekrempelt. "Ich vertraue meiner Mannschaft", hatte der neue Hamburger Trainer vor der Partie gesagt und damit seine Riesen-Rotation begründet. Doch seine Elf rechtfertigte dieses Vertrauen im ersten Durchgang nicht.

Gegen den frechen Viertligisten erspielten sich die Hanseaten in den ersten 45 Minuten nicht eine einzige Torchance. Die Gastgeber hatten ihren Respekt vor dem Favoriten daher schnell abgelegt und gingen bereits in der neunten Minute in Führung. Fahrudin Kuduzovic tanzte auf der linken Seite Slobodan Rajkovic aus und bediente in der Mitte den mitgelaufenen Ahmet Kulabas, der HSV-Keeper Jaroslav Drobny keine Abwehrchance ließ. Auch in der Folgezeit war im Moselstadion kein Klassenunterschied zu erkennen.

Die Trierer standen sicher in der Defensive, dem HSV fiel in der Offensive nichts ein - mit einer verdienten 1:0-Führung für den Regionalligazweiten ging es in die Pause. Fink reagierte und brachte mit Paolo Guerrero eine weitere Spitze. Der Bundesliga-Vorletzte agierte nun druckvoller und kam fünf Minuten nach dem Seitenwechsel durch Heiko Westermann zur ersten Chance. Der Kopfball des Kapitäns strich aber knapp am Trierer Tor vorbei. Trier hielt aber weiter dagegen und blieb durch Konter immer wieder gefährlich. In der 61. Minute hatte Kulabas das 2:0 auf dem Kopf, scheiterte aber am stark reagierenden Drobny.

Statt der Vorentscheidung für die Hausherren gab es nur zwei Minuten später den Ausgleich für den Favoriten. Berg war nach Flanke des eingewechselten Per Skjelbred per Kopf zur Stelle. Die Norddeutschen drängten nun auf den zweiten Treffer, während bei den Gastgebern die Kräfte nachließen. Am Ende der zweiten Halbzeit war der HSV am Drücker, verpasste aber die Entscheidung. In der Verlängerung war der Schwung der Gäste dann wieder verschwunden, Trier hatte in einem ausgeglichenen Spiel sogar die besseren Chancen - ehe Aogo sein feiner Schuss in den Torwinkel gelang.

Elf des Spieltages
:Kerle! Wir brauchen echte Kerle!

Augsburgs Torwart Simon Jentzsch fischt mit angebrochenem Ringfinger beinahe jeden Ball raus, Hamburgs Trainer Thorsten Fink wird von einem Klubkollegen geküsst, Dortmunds Robert Lewandowski entwickelt sich urplötzlich zu einem Killer und bringt die Kölner Fans zum Singen.

Elf des Spieltags

Der deutsche Meister Borussia Dortmund ist souverän ins Achtelfinale des DFB-Pokals eingezogen, der 1. FC Köln ist dagegen als fünfter Bundesligist in der laufenden Pokalrunde ausgeschieden. Die Rheinländer unterlagen im Erstliga-Duell bei 1899 Hoffenheim 1:2 (1:1). Dortmund erfüllte seine Pflicht ohne großen Glanz, gewann aber hochverdient mit 2:0 (1:0) gegen den Zweitligisten Dynamo Dresden. Robert Lewandowski überwand die solide Abwehr der Gäste vor der Halbzeit zum 1:0 (30.), bevor Nationalspieler Mario Götze (64.) für die Entscheidung sorgte.

Schusshaltung: Eins mit Sternchen. Dennis Aogo verwandelt einen Freistoß zum 2:1 des HSV in Trier.  (Foto: REUTERS)

Leider musste Schiedsrichter Peter Gagelmann (Bremen) das Spiel dreimal unterbrechen, weil Dresdner Fans Götze mit einem Laser störten (23.) und Feuerwerkskörper abbrannten (48./79.). "Jedes Wort darüber ist zu viel, weil es Beachtung ausdrückt", sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp und ergänzte: "Das ist ein ganz schwaches Bild." Vor der Partie war es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen einigen der rund 10.000 angereisten Dresdener Fans und der Polizei gekommen. Die Beamten wurden dabei unter anderem mit Steinen und Flaschen beworfen und setzten ihrerseits Tränengas ein. Es gab zwei Festnahmen. Die Busse beider Teams konnten daher erst verspätet am Stadion vorfahren.

Köln war in Sinsheim durch Mato Jajalo (6.) früh in Führung gegangen. Hoffenheim, dessen Trainer Holger Stanislawski fünf Stammkräfte geschont hatte, drehte dank der Nigerianer Chinedu Obasi (41.) und des 1,5 Millionen Euro teuren Neuzugangs Knowledge Musona aus Simbabwe (50.) aber die Partie. Der VfL Bochum feierte vor 3150 Zuschauern im Unterhachinger Sportpark auch einen Sieg gegen den früheren VfL-Trainer Heiko Herrlich, der inzwischen die SpVgg Unterhaching trainiert. Christoph Dabrowski (7.) und Daniel Ginczek (21.), der den verletzten Ex-Nationalspieler Paul Freier glänzend vertrat, stellten bereits vor der Pause die Weichen für Bochum auf Sieg. Sascha Bigalke machte in der 66. Minute mit einem verwandelten Foulelfmeter die Partie kurzfristig spannend, nachdem zehn Minuten zuvor Mijo Tunjic vom Elfmeterpunkt gescheitert war. Giovanni Federico (72.) und Chong Tese (75.) machten anschließend aber für Bochum alles klar.

Auch Zweitliga-Spitzenreiter SpVgg Greuther Fürth steuert im DFB-Pokal weiter von Runde zu Runde. Das Team von Fußball-Trainer Mike Büskens fertigte am Dienstag den Liga-Konkurrenten SC Paderborn mit 4:0 (3:0) ab und steht erstmals seit 2006 wieder im Achtelfinale des Cup-Wettbewerbs. Milorad Pekovic brachte die Hausherren früh in Front (5.). Christopher Nöthe (29.) und Olivier Occean (35.) legten noch vor der Pause nach, Tayfun Pektürk (79.) sorgte für den Endstand. Während Fürth seine Siegesserie auch im Pokal fortsetzte, verlor Paderborn nach acht Spielen ohne Niederlage nicht nur die Partie, sondern auch Markus Palionis per Roter Karte (60.).

Vor mehr als zwei Monaten hatte Fürth den Ostwestfalen die letzte Liga-Niederlage zugefügt, und auch im Pokal behielten die Franken klar die Oberhand. Zwar spielten die Gäste vor 6150 Zuschauern in der ersten Hälfte munter mit, effektiv waren aber allein die Fürther. Fast jede Chance nutzten sie: Erst war Pekovic per Kopf zur Stelle, dann erhöhten Nöthe ebenfalls per Kopf sowie dessen Sturmpartner Occean. Zur Pause war die Partie entschieden, der Rest war Formsache. Fürth tat nur das Nötigste, Paderborn ergab sich in die Niederlage und verlor auch Palionis nach grobem Foulspiel. Der eingewechselte Pektürk durfte dann noch für Fürth jubeln.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: