Arjen Robben:Ein letzter Schlenker zum Karriereende

Lesezeit: 3 min

Geht als Fussballer in Rente: Arjen Robben bejubelt sein Tor beim FC Bayern zum 5:1 gegen Eintracht Frankfurt. (Foto: picture alliance/dpa)

Daheim in Groningen fuhr er mit dem Fahrrad zum Stadion, er versuchte alles, um noch einmal zurückzukehren. Doch jetzt ist für Arjen Robben endgültig Schluss - seinen Abschied verkündet er mit emotionalen Worten.

Von Jonas Beckenkamp

Die Frage ist nun natürlich, wie so einer zurücktritt? Zieht Arjen Robben auf der Geschäftsstelle seines Klubs FC Groningen noch einmal von der rechten Seite nach innen und haut das Ding zum Abschluss links oben in den Knick? Mit links? Oder geht er rechts vorbei Richtung Ausgang, damit hat ja immer keiner gerechnet. Konnte er bekanntlich auch gut, mit seinen unnachahmlichen Trippelschritten.

Am Ende wird es egal sein, traurig ist es so oder so, dass einer der besten Spieler der vergangenen 15 Jahre im Weltfußball jetzt endgültig Adieu sagt. Diesmal ist es - anders als 2019 - tatsächlich ein nachhaltiger, wohl immerwährender Abschied. Robben, 37, wird nicht mehr zurückkehren. Er hat genug. Wenn man den Spätherbst seiner Laufbahn betrachtet, muss man präzisieren: Er hat genug gelitten und seinen geschundenen Körper genug gequält.

Internationaler Fußball
:Robben verliert beim Comeback

Der frühere Bayern-Profi kehrt bei Groningen zurück. Vor dem Rückspiel in Dortmund unterliegt ManCity 1:2 in Leeds, United nutzt den Patzer. Bayern-Gegner PSG gewinnt souverän, bangt aber um Torhüter Navas.

Bei Arjen Robben wurde es immer emotional

Und weil es bei Robben immer so war, fällt auch sein letztes "tot ziens" nun ziemlich emotional aus. "Liebe Fußballfreunde", teilte der personifizierte Flügelflitzer an diesem Donnerstag in einem Statement mit, "ich habe mich entschieden, meine aktive Fußballkarriere zu beenden. Es war eine schwierige Entscheidung. Ich möchte mich bei allen für die herzerwärmende Unterstützung bedanken!"

Daheim in Groningen haben sie in den vergangenen zwölf Monaten noch einmal mit ihm gemeinsam einen allerletzten Versuch gestartet, diese schillernde Karriere in eine weitere Nachspielzeit zu hieven. Eigentlich ist Zeitspiel ja sittenwidrig, aber in seinem Fall...?

Plattform X

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von X Corp. angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von X Corp. angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Robben war nach der Verkündung seines ersten Karriereendes nach einem Jahr Pause vom FC Bayern gekommen, wo er zum Schluss fast nur noch zuschauen konnte. Überall zwickte es, jeder Muskel ächzte unter der Belastung seiner aufreibenden Spielweise. Und manchmal überholten ihn dann schon die Robbens der Zukunft, die Gnabrys oder Comans, im Training.

Zehn Jahre München, das hinterließ Spuren, bei ihm selbst, aber auch in der Stadt. Finale dahoam, Champions-League-Triumph, etwa 56 Meisterschaften, Pokalsiege, endlose Läufe die Linie entlang, ab und zu mal ein Schwälbchen - er gehörte zum Münchner Inventar wie der Radi auf dem Brotzeitbrettl und das Bier in den Maßkrügen. Wobei dieser hagere Mann aus Bedum nahe Groningen, ganz Asket, natürlich niemals ein Bier anrührte.

Robben-Entdecker Hans Nijland
:"10:0 - Arjen schoss alle zehn Tore"

Im Sommer verlässt Arjen Robben den FC Bayern - seine Karriere begann einst beim FC Groningen. Ein Gespräch mit seinem Entdecker Hans Nijland über Spiele in der B-Jugend und Rückhol-Gedanken.

Interview von Jonas Beckenkamp

Noch mal kurz reingeklickt bei transfermarkt.de, wo sich unter "Verletzungshistorie" eine Liste epischer Länge eröffnet. Zuletzt war es die Leiste und dann die Wade, an beiden Beinen. Robben und die Verletzungen, das tut schon weh beim Nachlesen.

Und wer ihm Ende April dabei zusah, wie er es etwa gegen Heerenveen noch ein letztes, verdammtes Mal auf dem Platz probierte, konnte ahnen, dass es nicht mehr ganz reicht. "Den Robben-Move bringt er immer noch im Training, fast jeden Tag", sagte damals sein Mitspieler Säm Schreck der SZ, "so was verlernt man nicht." Aber die Plackerei, immer wieder von Wehwehchen zurückzukommen, war Robben dann doch zu viel.

Corona kostete Robben den Abschied vor Zuschauern

"Ich bin dieses Abenteuer mit viel Energie und großem Enthusiasmus angegangen", sagt der Weltmeisterschaftszweite von 2010 nun. "Allerdings hatte ich schnell mit körperlichen Rückschlägen zu kämpfen." Es sei eine "sehr schwere Entscheidung" gewesen, berichtet der Neurentner Robben, "weil sich Verstand und Emotionen gegenüber standen. Das Fußballherz wollte gerne weitermachen, vor allem mit Blick auf ein volles Stadion." In Groningen kam er mit dem Fahrrad zum Training, manchmal auch zu Heimspielen, aber im Stadion (wo ein ganzer Block nach ihm benannt ist) war wegen Corona ja niemand.

Sieben Pflichtspieleinsätze wurden es letztlich noch einmal in der Eredivisie, die er als junger Bursche vom PSV Eindhoven 2004 Richtung Chelsea verlassen hatte. Er verbrachte ein paar durchwachsene Jahre bei Real Madrid, wo damals halb Holland kickte, die Haare wurden weniger, ehe sie ganz einer markanten Glatze wichen. Aber wer braucht schon Haare, wenn er Haken kann. Dann holte ihn 2009 der FC Bayern. Da war es vorbei mit durchwachsenen Jahren.

Robben schlug ein wie selten ein Offensivspieler vor ihm. Dabei wusste eigentlich jeder, was er vorhat, wenn er über rechts kam. Muss man erst mal schaffen, auf diese Weise so viele Tore zu erzielen. In der Bundesliga waren es genau 99. Aber wer will es bei so einer Karriere schon so genau nehmen?

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Niederländische Liga
:Robbens Nachspielzeit

Der ewige Flügelrenner versucht bei seinem Jugendklub in Groningen mal wieder ein Comeback. Dort schwärmen sie von seinen Fähigkeiten - doch wie lang lässt sich eine Weltkarriere strecken?

Von Jonas Beckenkamp

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: