Portugal vor dem Dänemark-Spiel:"Ein bisschen Nervosität tut gut"

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Gegen Dänemark muss die Sturm-Flaute der Portugiesen enden, das Team hat nicht mehr viel Spielraum. Trotzdem soll der erfolglose Stürmer Postiga wieder in der Startelf stehen - das sorgt zu Hause für Debatten, die auch Ronaldo mit braven Facebook-Einträgen nicht beruhigen kann.

Javier Cáceres, Gnewin

Es gab dann doch noch ein paar positive Nachrichten für die portugiesische Nationalelf. Zum Beispiel: dass sie in voller Mannschaftsstärke trainieren konnte, ehe sie am Dienstag ins ukrainische Lemberg aufbrach, am Mittwochabend treffen sie dort auf Dänemark. Cristiano Ronaldo ließ vor der Abreise sein Facebook-Konto füttern; er dankte Anhängern und Landsleuten schon mal im Voraus für jegliche Form des Beistands. "Danke für die Unterstützung und die Zuneigung, die uns die Portugiesen für das Spiel gegen Dänemark zukommen lassen", und: "Força Portugal!" In etwa: "Nur Mut, Portugal!"

"Nur Mut, Portugal!": Schon vor der Abreise dankte Cristiano Ronaldo auf Facebook für jegliche Form des Beistands im Spiel gegen die Dänen. (Foto: Getty Images)

Die offensive Netzwerkelei Ronaldos dürfte einen Hintergrund haben. Noch immer herrscht im heimischen Portugal Verwunderung darüber, dass Ronaldo nach der Niederlage gegen Deutschland erzürnt in die Kabine gestapft war, während ein guter Teil der Mannschaft den mitgereisten Fans zujubelte. Portugals gehobene Mittelklasse hatte immerhin alle verfügbaren Charterflüge gefüllt, so dass nicht wenige Anhänger der Portugiesen vor Ort zugegen waren.

Ronaldos Abmarsch war vor allem neues Wasser auf die Mühlen der Kritiker, die Portugals Fußballmillionäre als sozialpolitisch unsensible Fahrer von Luxusautos geißeln, die sich der ernsten wirtschaftlichen Lage ihres Landes nicht bewusst seien. Rechtsaußen Nani (Manchester United) nahm Ronaldo allerdings in Schutz. Er habe sich wegen "einer Kleinigkeit am Rücken" in die Hände der Physiotherapeuten begeben wollen, sei aber ansonsten ein prima Kapitän. Und überhaupt: "Wenn ein Spiel vorbei ist, gehen wir doch normalerweise alle rein."

Früher oder später erfolgreich

Bei der Pressekonferenz in Lemberg sagte Trainer Paulo Bento, es werde gegenüber dem Spiel gegen die Deutschen kaum Änderungen in der Startelf geben. Eine interessante Personalie hatte er aber parat: Mittelstürmer Hélder Postiga (Real Saragossa) darf sich trotz nachhaltiger Erfolgslosigkeit darauf einstellen, wieder von Beginn an zu spielen. "Hélder Postiga wird in der Startelf stehen", sagte Paulo Bento am Dienstag.

Damit dürften die daheim gärenden Debatten um die chronische Stürmerschwäche neue Nahrung erhalten. Es sei denn, es bewahrheitet sich, was Postiga versprach. Er dankte dem Coach nämlich die Festlegung mit der Ankündigung, dass die so dringend benötigten Tore "schon noch auftauchen werden." Für alle Fälle ließ Postiga allerdings offen, ob damit schon am Mittwoch in Lemberg zu rechnen sei. Er legte sich nämlich nur dahingehend fest, dass Torerfolge "eher früher als später" zu begutachten sein würden.

Nur der Sieg zählt

Allerdings muss, wenn den dringendsten Notwendigkeiten der Portugiesen Genüge getan sein soll, das "Früher" schon an diesem Mittwoch eintreten. Einen so großen Spielraum hat die Mannschaft ja nicht mehr, seit sie einigermaßen glücklos gegen die deutsche Mannschaft verlor. "Wir haben fast die Pflicht zu siegen", gestand denn auch Trainer Bento ein, "ein anderes Resultat interessiert uns nicht."

Der Druck, der daraus erwachse, sei begrüßenswert ("ein bisschen Nervosität tut gut"), zudem sei die Mannschaft der Lage gewachsen. Auch die Historie lade zu Optimismus ein: "Wir haben schon einmal bewiesen, dass wir gegen Dänemark gewinnen können." Das stimmt aber nur bedingt. Von den letzten fünf Spielen konnte Portugal nur eins gewinnen, drei Mal siegte Dänemark. Die letzte Niederlage erlebten die Portugiesen vor knapp einem Jahr in Kopenhagen (1:2) im Rahmen der Qualifikation für die laufende EM. Danach musste die Mannschaft in die quälende Relegation gegen Bosnien.

Für alle Fälle schraubte Coach Paulo Bento die Anforderungen an das eigene Team auf ein überschaubares Maß herab. "Das Einzige, was ich wirklich verlange: Dass sie nicht aufgeben. Niemals." In dieser Hinsicht sei er aber guter Dinge: "Gegen Deutschland hat die Haltung gestimmt; nun werden wir sie auch gegen Dänemark zeigen."

© SZ vom 13.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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