Poker um BVB-Stürmer Lewandowski:"Kein Mensch weiß, was das soll"

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Die Berater des Dortmunders Robert Lewandowski betonen ständig dessen Wunsch, den Verein zu wechseln. Sie handeln im Einklang mit dem Stürmer, es geht um viel Geld. Doch ob das erhoffte lukrative Angebot kommt, ist völlig unklar. Am Ende könnte Lewandowski der Verlierer seines Pokerspiels sein.

Freddie Röckenhaus

Lässt seine Berater sprechen und gibt den good guy: Robert Lewandowski, in Augsburg mal wieder erfolgreicher Torjäger.   (Foto: AP)

Der Ton wird rauer. Am Samstag, beim Spiel von Borussia Dortmund beim FC Augsburg, ließ BVB-Sportmanager Michael Zorc die Diplomatie für einen Moment Diplomatie sein und teilte ordentlich aus: "Wir müssen nicht jedes Interview eines geschwätzigen Beraters kommentieren." Gemeint war Maik Barthel, Co-Manager von Stürmer Robert Lewandowski, der unter der Woche wieder Abnehmer für seine Dauer-Botschaft gesucht hatte, dass sein Klient auf dem Markt sei.

Und weil Lewandowski trotz einer sonst dezenten Leistung zum 3:1-Sieg der Borussia zwei Tore beisteuerte, nahm das Thema Fahrt auf. "Es gibt keinen neuen Stand - und es geht eben schon seit einem Jahr so", wetterte Zorc am Sonntag weiter: "Man versteht die Motivation nicht, ständig über die Öffentlichkeit Öl ins Feuer zu gießen."

Spieleragent Barthel, der Lewandowski gemeinsam mit dem Polen Cezary Kucharski betreut, hatte am Dienstag das Champions-League-Spiel des BVB bei Real Madrid zum Anlass genommen, bei Journalisten erneut die permanente Wechselwilligkeit des Polen zu lancieren. Ähnlich war Barthel schon beim Auswärtsspiel von Dortmund bei Manchester City vorgegangen.

Solche Werbeaktionen von Beratern finden sonst dezent statt und sind selten so unverblümt. "Kein Mensch weiß, was das soll", sagt Zorc. Die Ausgangslage ist schließlich klar. Lewandowski, 24, hat einen Vertrag bis 2014. Ein Angebot zur vorzeitigen Verlängerung mit "sehr angemessener Honorierung", wie Zorc süffisant sagt, liegt Lewandowski samt Beratern vor. Lewandowski spielt auf Zeit und setzt auf bessere Angebote. Reden lässt er hauptsächlich seine Berater. Klar ist auch, dass der Torjäger intern seit fast einem Jahr betont, wie sehr ihn ein Wechsel in die hoch dotierte Premier League reizt - und dass Manchester United sein Wunschverein sei.

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United-Manager Alex Ferguson hatte im Sommer bei Dortmund auch das einzige bisher reale Angebot für Lewandowski abgegeben, um ihn im Paket mit Shinji Kagawa nach England zu lotsen. Dortmund lehnte ab, offenbar zur Verwunderung des Manchester-Managers. Der wich daraufhin auf die Dienste von Torschützenkönig Robin van Persie vom FC Arsenal aus. Mit Wayne Rooney, van Persie, und dem eben erst angeheuerten 18-jährigen chilenischen Wunderkind Angelo Hernandez, ist ManU nun in der Spitze bestens besetzt. Das Fenster der Gelegenheiten hat sich für Lewandowski deshalb vorerst geschlossen. Das, so wird in Dortmund vermutet, dürfte der Grund sein, warum sein Berater-Duo nun erneut die Werbetrommel rührt. Für Lewandowski soll offenbar unbedingt das Interesse eines Topklubs geweckt werden. Wobei Real Madrids Trainer José Mourinho und auch Ferguson Dortmund zuletzt öffentlich in den Favoritenkreis für den Gewinn der Champions League befördert hatten.

Dortmund gehört deshalb aber nicht zu den Klubs, die astronomische Gehälter zahlen. Und darum, da ist man in Dortmund sicher, geht es sowohl Lewandowski als auch seinen Beratern. "Es sind mehrere inoffizielle Angebote von Topklubs bei uns eingegangen", hatte Barthel gegenüber englischen Medien geraunt. Auch im Frühjahr hatte Barthel betont, er wolle "nicht die heile BVB-Welt zerstören", aber es gebe Angebote für Lewandowski. Dortmunds Trainer Jürgen Klopp hatte darauf geantwortet: "Typen wie der hätten in meinem Kader sicher keinen Platz."

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Barthel und Kucharski betreiben gemeinsam die Firma "Eurosportmanagement GmbH" mit Firmensitz im landschaftlich schönen Liechtenstein. Kucharski ist dabei die ungleich schillerndere Figur. Er war selbst Berufsfußballer, ohne allerdings über Adressen wie Legia Warschau und FC Aarau hinauszukommen, er nahm für Polen an der WM 2002 teil und wechselte in 17 Profi-Jahren zehn Mal den Verein. Der Fußball-Wandervogel ist zudem seit letztem Jahr Mitglied des Sejm, des polnischen Parlaments. Im Portfolio der beiden Berater findet sich, nach Lewandowski, als bekanntester Name Dimitar Rangelow, sonst aber ein paar Viert- und Fünftligaspieler von Klubs wie dem SV Meppen.

Weder in Deutschland noch in Polen gelten beide bei Spielern offenbar als sonderlich vielversprechend bei der Karriereplanung. Lewandowski, den Kucharski in der zweiten Mannschaft von Legia Warschau kennenlernte, ist der einzige Joker der Firma. Wenn Lewandowski wechselt, verdienen seine Berater am schnellsten. Bisher wurde er dreimal erfolgreich transferiert, zuletzt im Sommer 2010 für 4,75 Millionen Euro von Lech Posen zum BVB.

In Dortmund geht allerdings niemand davon aus, dass Kucharski und Barthel ihren Klienten fremdsteuern oder manipulieren, sondern dass weitgehend Einigkeit unter den Dreien herrscht, wobei der Spieler, mit Rücksicht auf die Fans, stets den Part des Guten einnimmt und seine Berater den der Bad Guys übernehmen. In Dortmund könnte sich der polnische Nationalspieler wohl in die Gehaltskategorie von Schlüsselfiguren wie Götze, Reus und Hummels verbessern. Die Ausgangslage ist deshalb klar: Wenn Lewandowski mehr verdienen kann als bei Borussia Dortmund machbar, wird er gehen. Nur scheint noch kein zahlungskräftiger Kunde an der Angel zu sein, seit die ManU-Chance verstrichen ist.

Die Ablöse für Lewandowski, der in Dortmund Lucas Barrios erst im vergangenen Jahr verdrängte, als der Argentinier lange verletzt war, wird auf rund 25 Millionen Euro taxiert, würde er im Sommer 2013 wechseln wollen. Ohne Scheichs oder Oligarchen im Rücken wäre dies eine sehr hohe Hürde für interessierte Käufer. Verlieren kann Lewandowski bei der Öffentlichkeitsarbeit seiner Berater jedoch wenig: Im schlimmsten Fall bliebe ihm noch das Angebot Dortmunds, das bei geschätzten vier bis fünf Millionen Euro pro Jahr liegen dürfte.

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Es sei denn, Dortmund würde bei seiner Suche nach einem Nachfolger schneller fündig als gedacht. Dann könnte Lewandowski gar als Verlierer dastehen, wenn Dortmund sein Vertragsangebot zurückzöge. Lucas Barrios, vor vier Monaten nach China gewechselt und dort schwer gefrustet, hat sich schon selbst angeboten: Er würde gerne der Nachfolger seines Nachfolgers werden.

© SZ vom 12.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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