Paris Saint-Germain:Paris' Zauber erstarrt

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Paris Saint-Germain um Angreifer Neymar verliert erstmals in dieser Saison in der Ligue 1. (Foto: REUTERS)
  • Paris Saint-Germain verliert sein erstes Ligaspiel in der laufenden Saison - 1:2 gegen Aufsteiger Racing Club de Strasbourg.
  • Die Begegnung im kalten Straßburg hatte als Aufwärmrunde für das Spiel in der Champions League gegen den FC Bayern am kommenden Dienstag gegolten.

Von Oliver Meiler

Vielleicht lag es an der Kälte. In Straßburg wurde am späteren Samstagnachmittag minus ein Grad gemessen. Die gefühlte Temperatur im Stade de la Meinau aber soll bei minus sieben Grad gelegen haben, zumindest unten auf dem Rasen. Auf den Rängen fingen die Kameras auch Herrschaften ein, die mit entblößtem Oberkörper ihre euphorischen Kapriolen aufführten. Ins schlecht rasierte, von der Kälte verzerrte Gesicht Neymars verirrte sich während der folgenden 90 Minuten nicht ein einziges Lächeln, nicht einmal ein ironisches.

Der französische Großverein Paris Saint-Germain hat nun also tatsächlich sein erstes Ligaspiel in der laufenden Saison verloren - 1:2 gegen den Aufsteiger und Außenseiter Racing Club de Strasbourg. Unai Emery, der spanische Trainer der Pariser, fasste seine Enttäuschung in eine betriebswirtschaftliche Gesamtbetrachtung. "Jetzt kann ich es ja sagen", sprach er: "Unser Ziel war es gewesen, diese Meisterschaft ohne Niederlage zu beenden." Gemeint war: Katars Ziel. Der Präsident des Vereins, Nasser al-Khelaifi, verließ das Stadion, kaum war dieses etwas arrogant formulierte Ziel verpufft. Normalerweise hängt er gerne noch etwas herum und lässt sich feiern für den Glamour, den er mit den Millionen des Emirs nach Paris geholt hat. Diesmal nicht.

Natürlich freut sich nun mindestens die Hälfte des Landes darüber, dass das Solo der Übermacht ein bisschen gebremst wurde. Doch viel mehr als eine Bremsspur wird davon wohl nicht übrig bleiben. Die Begegnung gegen Straßburg hatte als Aufwärmrunde für das Spiel in der Champions League gegen den FC Bayern am kommenden Dienstag gegolten, als eine Art Akklimatisierung auch. In München, hieß es, werde es dann wohl ähnlich kalt sein. Und man will dann möglichst den ersten Platz in der Gruppe B bewahren, damit sich die Welt endlich an den Anspruch der Pariser gewöhnt. PSG reicht dafür fast jedes Resultat. Die Bayern können Paris nur noch abfangen, wenn sie mit mindestens vier Toren Unterschied gewinnen, weil sie im Hinspiel im Parc des Princes 0:3 verloren haben.

Ángel Di María durfte mitwirken - er spielte enttäuschend

Gegen Straßburg beließ Emery vier Stammspieler auf der Bank, unter anderen Mittelfeldspieler Marco Verratti und Mittelstürmer Edinson Cavani, die er dann zum Ende doch noch einwechselte - mit letzter Hoffnung, aber ohne Erfolg. PSG sollte ein solches Turnover eigentlich leicht verkraften können, jede Position im Kader ist mindestens doppelt und prominent besetzt.

Für Verratti spielte Javier Pastore; anstelle von Cavani durfte Ángel Di María wieder mal mitwirken, auch nicht eben der klassische Lückenbüßer. Doch vor allem dem dürren Di María merkte man an, dass er nur noch auf den Wintermercato wartet, um sich einen neuen Verein zu suchen. Der Linksfuß hatte zweimal ein Tor auf dem rechten Fuß und scheiterte. Von jeder Sekretärin erwartet man, dass sie mehrere Fremdsprachen spricht. Im Fußball verdient einer Millionen, auch wenn er nur mit einem seiner beiden Füße etwas anfangen kann.

Den Elsässern fielen im ganzen Spiel zwei Chancen zu, die sie beide nutzten. Danach warfen sie sich mit der Schlachtbereitschaft aus einer anderen Epoche und unter der Anfeuerung ihrer Fans in alle Bälle und Beine, die sich ihrem Tor näherten. Wie konnte man es ihnen verdenken? Kräfte und Können auf dem Platz waren dermaßen ungleich verteilt, dass nur das Herz imstande war, die Differenz zu überwinden. Der Marktwert aller Spieler von Straßburg liegt 628 Millionen Euro unter jenem des PSG-Personals. Dieses Mal genügten auch die beiden Stars aus Paris, Neymar und Kylian Mbappé, den immerzu immensen Erwartungen nicht, die man in sie steckt. Mbappé traf zwar zwischenzeitlich zum 1:1-Ausgleich, blieb sonst aber eher unauffällig. Und Neymar fror ganz offensichtlich so sehr, dass dabei auch aller Zauber erstarrte.

© SZ vom 04.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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