Paris Saint-Germain:Katar ist enttäuscht

Lesezeit: 3 min

Offensichtlich nicht glücklich: Neymar. (Foto: AFP)
  • "Das war eine große Lektion für alle", sagt Nasser Al-Khelaifi, der Präsident von Paris Saint-Germain, nach der 1:3-Niederlage gegen den FC Bayern.
  • Paris ist zwar Gruppensieger geworden, im Achtelfinale der Champions League wird sich aber zeigen, ob die investierten 400 Millionen richtig angelegt wurden.

Von Martin Schneider

Zuallererst muss man sagen, dass Kylian Mbappé sehr schnell ist. Nicht nur schnell im Vergleich zu normal sterblichen Menschen, nein, auch schnell im Vergleich zu Menschen, die ihr Geld damit verdienen, in der Champions League Fußball zu spielen. David Alaba zum Beispiel. Der ist nicht langsam, er weiß zudem sehr gut, was einen erwartet, er hat ja schon gegen Cristiano Ronaldo oder gegen Lionel Messi gespielt.

Als der Außenverteidiger des FC Bayern aber am Dienstagabend die ersten Duelle mit Mbappé führte, da brach das mit den Sehgewohnheiten. Der 18-jährige Franzose hat ein Tempo in seinen Sprints und in seinen Richtungswechseln, als hätte jemand einen Cyborg gebaut und den Tempo-Regler überdreht. Normalerweise wechseln Menschen mit dem Ball am Fuß nicht so fix von rechts nach links, normalerweise sind die ersten drei Schritte deutlich langsamer: Normalerweise hofft Alaba auch nicht, in jedem Zweikampf nur irgendwie hinterher zu kommen.

"Ich bin sehr enttäuscht von diesem Ergebnis"

Es ist keine steile These zu behaupten: Dieser Kylian Mbappé ist eine Attraktion. Es ist aber auch keine steile These, wenn man sagt: David Alaba und der FC Bayern haben beim 3:1 am Dienstagabend im letzten Gruppenspiel der Champions League gezeigt, dass es im Fußball nicht nur auf den Wow-Effekt ankommt.

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Der Offensivspieler läuft und läuft und bereitet ein Tor vor. Sebastian Rudy spürt in sich den Geist eines Chilenen. Corentin Tolisso ist jetzt: Doppeltorschütze. Der FC Bayern gegen Paris in der Einzelkritik.

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Und so stand anschließend Nasser Al-Khelaifi vor den Mikrofonen und tat sein Missfallen kund. Al-Khelaifi ist kein Scheich, er ist Geschäftsmann, war aber mal Teil der Regierung von Katar, gilt als Vertrauter des Emirs und ist Präsident von Paris Saint-Germain. "Es ist wahr, ich bin sehr enttäuscht von diesem Ergebnis", sagte Al-Khelaifi. "Wir haben große Spieler, da geht geht man nicht hierher, um ein 1:3 mitzunehmen. Das war eine große Lektion für alle." Und weil Paris über den Staatsfonds quasi dem Emirat gehört, kann man sagen: Katar ist nicht zufrieden.

Es kursierten sogar Meldungen, dass der Präsident seinen Unmut nicht nur nach dem Spiel, sondern schon zur Pause in der Kabine kundgetan habe und dass Trainer Unai Emery deswegen zu spät zur zweiten Halbzeit erschienen sein soll. Dem widersprach Julian Draxler, der deutsche Nationalspieler, der seit einem Jahr im Trikot der Franzosen spielt. "Der Präsident ist in der Halbzeit immer in der Kabine, zumindest nah dran, er hat sich zurückgehalten wie immer und stand am Rand", erklärte Draxler. "Ich weiß nicht, wo die Berichte herkommen."

Die öffentlich vorgetragene Schelte des mächtigen Präsidenten zeigt, dass Al-Khelaifi offenbar ein bisschen Angst um sein Investment hat. Schon am Wochenende hatte Paris gegen Aufsteiger Straßburg verloren, nun folgte die verdiente Niederlage gegen ein europäisches Schwergewicht. Dabei will man selbst ein solches sein, mehr als 400 Millionen Euro hat Katar vor der Saison in die Mannschaft investiert und dabei die Financial-Fair-Play-Regeln der Uefa ignoriert wie ein Sportwagenfahrer, der mit 130 Kilometern pro Stunde durch die 50er-Zone rast.

Ein Großteil der Kohle ging bekanntlich für den Brasilianer Neymar drauf, dem man nachsagt, er sei auch von Barcelona nach Paris gewechselt, um aus dem Schatten von Lionel Messi zu treten und selbst Weltfußballer zu werden. Während Mbappé in München seiner Spektakel-Verantwortung nachkam (er köpfte das Tor für Paris, was die Truppe wahrscheinlich vor der Blamage bewahrte, auch noch den Gruppensieg abzugeben), brauchte Neymar ganze 21 Minuten, um seine erste Aktion zu haben. Dabei wurde er von Kimmich gestoppt und in der Folgezeit auch mal von Sebastian Rudy weggerempelt.

Neymar ging wortlos und mit Kopfhörern im Ohr aus dem Stadion. Sein Auftritt passte zu den Berichten der französischen Zeitungen, die seit Wochen fragen, ob Neymar denn in Paris glücklich werden wird, oder ob er nicht daran denkt, wieder zu wechseln. Nach Madrid zum Beispiel.

Der Kader ist abhängig von einem Trio

Das Wohlbefinden des teuersten Fußballers der Welt ist ziemlich entscheidend für den weiteren Verlauf der Champions-League-Saison. Denn der Kader ist davon abhängig, dass das Trio Neymar-Cavani-Mbappé vorne tanzt und trifft. Manche nennen die Mannschaft ja die "neuen Galaktischen", aber wenn man den Kader mit den "alten Galaktischen" vergleicht - mit Real Madrid also - dann fällt auf, dass die Königlichen hinter ihrem Angriffstrio (Ronaldo-Bale-Benzema) noch die beiden Strategen Toni Kroos und Luka Modric zu bieten haben und in der Abwehr Kanten wie Sergio Ramos oder Raphael Varane.

Das ist ein Unterbau, den Paris so nicht zu bieten hat. In München spielten im Mittelfeld Julian Draxler, Marco Verrati und Adrien Rabiot - alles gute Fußballer, aber vor allem Draxler und Verrati sind auch Fußballer, denen das Dribbling und der feine Pass näher sind als Aufbauspiel und defensive Grundlagenarbeit. Es drängt sich der Verdacht auf, dass bei der Kaderzusammenstellung vielleicht ein bisschen zu viel auf Spektakel geachtet wurde. Mannschaften wie Celtic Glasgow lassen sich dadurch 7:1 aus dem Stadion schießen, Mannschaft wie der FC Bayern unter Jupp Heynckes nutzen diese Schwächen aus.

Paris ist trotzdem Gruppensieger geworden, aber der Klub wird wahrscheinlich ziemlich schnell testen können, ob er sein Geld so angelegt hat, dass es für die besten in Europa reicht. Im Achtelfinale droht zum Beispiel als Gegner Real Madrid.

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