Panama Papers:Infantino: "Mein Wille ist nun noch stärker"

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Aufklärer oder Verheimlicher? Gianni Infantino, der neue Fifa-Chef. (Foto: AP)

An seinem alten Arbeitsplatz rückte die Polizei ein. Fifa-Chef Gianni Infantino verspricht nun, bei der Aufklärung zu helfen.

Von Claudio Catuogno, München

Wenn Ermittler der Schweizer Bundesanwaltschaft mit einem Durchsuchungsbeschluss vor der Tür stehen, ändert das vieles. Auch den Ton, in dem sich ein Fifa-Präsident rechtfertigt. Als die SZ am Montag berichtete, dass auch Gianni Infantino durch die Panama Papers in Erklärungsnöte gerät - weil er in seiner Zeit beim Europa-Verband Uefa einen Vertrag mit einer Briefkastenfirma abzeichnete, der für diese Firma ein guter Deal war, für die Uefa hingegen ein nicht so guter -, da reagierte der Fifa-Chef zunächst harsch.

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In seinem Finanzbericht verkündet der Weltverband außerdem einen Verlust von mehr als 100 Millionen Euro.

Es gebe "keinerlei Anzeichen für irgendein Fehlverhalten", schrieb er. Am Mittwoch rückten dann die Berner Staatsanwälte in Nyon in die Uefa-Zentrale ein. "Beweise sichern" - an Infantinos altem Arbeitsplatz, dort, wo er von 2004 an als Leiter der Rechtsabteilung wirkte, später als oberster Hauptamtlicher, ehe er 2016 an die Spitze des Weltverbands rückte. Nun, im Lichte der staatlichen Ermittlungen, steht auf der Fifa-Homepage ein konzilianteres Statement von Infantino.

"Es ist in meinem Interesse und im Interesse des Fußballs, dass alles ans Licht kommt", schreibt er, sollte er "zur weiteren Klärung beitragen können, werde ich das natürlich tun". Und: "Wenn mein Wille, den Ruf des Fußballs wieder herzustellen, immer schon stark war, so ist er nun noch stärker."

Auch bei Fifa und Uefa ahnt man inzwischen: Nur auf der Basis der Presserecherchen in Dateien der Kanzlei Mossack Fonseca, einem der großen Offshore-Provider Panamas, die der SZ zugespielt wurden, wäre es kaum so schnell gegangen mit der Durchsuchung. Laut der Bundesanwaltschaft hätten die Veröffentlichungen "zusätzliche Hinweise" erbracht. Basiert habe die Razzia jedoch auf einer "Verdachtslage, die sich durch Erkenntnisse aus einem anderen Verfahren" sowie aus "Finanzanalysen" ergeben habe. Einen Verdacht hatten die Ermittler also schon vorher. Welchen genau? Das ist bisher unklar.

Ausschlaggebend, so die Bundesanwaltschaft weiter, sei die Bestätigung der Uefa gewesen, Verträge mit der Firma Cross Trading abgeschlossen zu haben. Dass es diese Geschäfte gab, hatte die Uefa auf SZ-Anfrage zunächst verneint, konfrontiert mit den Erkenntnissen aus den Panama Papers dann aber eingeräumt. Cross Trading, das ist eine Briefkastenfirma der argentinischen Rechtehändler Hugo und Mariano Jinkis, geführt auf der Insel Niue im Südpazifik.

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Vater und Sohn Jinkis sind in den USA wegen mutmaßlicher Bestechung von Fifa-Mitgliedern beim Erwerb von TV-Rechten angeklagt. Im konkreten Fall erwarben sie von der Uefa TV-Rechte für Ecuador und verkauften sie dort mit einer auffallend hohen Gewinnmarge an einen TV-Sender weiter (SZ vom 6.4.). Unterschrieben ist der Vertrag von Infantino.

Nach SZ-Informationen bekam auch die Agentur "Team" in Luzern, die für die Uefa die TV-Rechte makelt, Besuch von den Ermittlern. Die Uefa hatte in ihren Stellungnahmen darauf hingewiesen, dass Team das Ecuador-Geschäft angebahnt habe, man selbst habe das Angebot lediglich abgesegnet, da es das höchste gewesen sei. Allerdings macht schon ein Blick auf die Team-Website deutlich, dass die Verbindungen zwischen der Uefa und ihrem Vermarkter eng sind. Als Mitglied des Boards, einer Art Aufsichtsrats, ist dort bis heute Gianni Infantino angegeben.

Die Panama Papers brachten außerdem ans Licht: Juan Pedro Damiani, ein Anwalt aus Uruguay, war es, der die Briefkastenfirmen von Vater und Sohn Jinkins angelegt und geführt hat - wie auch weitere versteckte Firmen von Hauptverdächtigen im Fifa-Korruptionsskandal. Gleichzeitig war Damiani Mitglied der Fifa-Ethikkommission, die über korrupte Funktionäre urteilt. Von diesem Amt ist er am Mittwoch zurückgetreten.

© SZ vom 08.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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