Olympia:Schwanitz verpasst Medaille: «War zu verkrampft»

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Rio de Janeiro (dpa) - Die Ausnahme-Kugelstoßerin Christina Schwanitz hat die Gabe, anschaulich zu formulieren. Auch den gescheiterten Versuch, Olympia-Gold zu holen, wusste sie plastisch in Worte zu fassen.

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Rio de Janeiro (dpa) - Die Ausnahme-Kugelstoßerin Christina Schwanitz hat die Gabe, anschaulich zu formulieren. Auch den gescheiterten Versuch, Olympia-Gold zu holen, wusste sie plastisch in Worte zu fassen.

„Da habe ich es mit der Brechstange probiert und versucht, dass Wasser aus der Kugel zu drücken“, analysierte die Welt- und Europameisterin das verpatzte Finale in Rio de Janeiro. „Das bringt halt nix.“

Die Goldfavoritin kam bei der olympischen Medaillenvergabe über enttäuschende 19,03 Metern nicht hinaus - Rang sechs. Olympiasiegerin wurde Michelle Carter (USA), die die Kugel im letzten Versuch überraschend auf 20,63 Meter wuchtete und Valerie Adams das historische Gold-Triple vermasselte. 20,42 Meter reichten der Neuseeländerin nicht, um als erste Frau der Geschichte den dritten Olympiasieg in Serie zu schaffen.

Gold sollte für Schwanitz eine Motivation sein, doch im Endkampf spürte sie plötzlich den großen Erfolgsdruck. „Wenn man so viel träumt und so hoch greift, kommt der eine oder andere Druckmoment“, bekannte die starke Sächsin. „Ich habe dieses Jahr zu wenige Wettbewerbe gemacht, um damit leichter umzugehen.“

Den Abend habe sie sich etwas anders vorgestellt, bekannte Deutschlands Sportlerin des Jahres 2015. Aber ein sechster Platz bei den Olympischen Spielen sei trotzdem honorig. Nur: „Die Leistung ist Kacke. Die Nicht-Weite vergessen wir schnell.“

Im ersten Versuch schaffte sie es knapp über die 19 Meter, danach machte sie vier ungültige Stöße und kam im sechsten Durchgang nicht über 18,92 Meter hinaus. „Ich hatte überhaupt kein Gefühl für das Kugelstoßen, die Leichtigkeit war weg“, berichtete die 30-jährige vom LV 90 Erzgebirge. „Ich war zu verkrampft und wollte unbedingt. Wer will, verliert.“

Nach der Qual im Olympia-Ring wollte sie nicht mal mehr ihr rituelles Bier trinken, dass sie aus der Heimat mitgebracht hatte. „Im Moment ist der Gemütszustand, dass ich einfach nur unter die Dusche, dann ins Bett gehe und die Decke über den Kopf ziehe, um nichts mehr zu hören und zu sehen“, sagte sie.

Allerdings will Schwanitz wieder aufstehen. „Ich möchte das so nicht stehen lassen, da ist mein Ehrgeiz geweckt“, erklärte sie. Die nächsten Sommerspiele 2020 hat sie noch auf dem Karriereplan. „Vom Kopf bin ich so weit, dass ich in Tokio starten möchte“, erklärte Schwanitz. „Mal sehen, ob es der Körper auch so will.“

In den vergangenen Jahren hatte sie immer wieder Zwangspausen einlegen müssen. „Da hat man auch mal keine Kraft mehr, gegen Verletzungen anzukämpfen“, sagte Schwanitz. Unterkriegen lassen will sich die Frohnatur aber nicht: „Die Leistung war schlecht, aber ich bin nicht am Boden zerstört.“

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