Eishockey bei Olympia:"Wir haben Sportgeschichte geschrieben"

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Kein Halten mehr: Finnlands Spieler starten mit der Schlusssirene ihre Jubelsause. (Foto: Sergei Bobylev/imago)

Finnland gewinnt erstmals Olympia-Gold im Eishockey. Nach dem 2:1 im Finale gegen Russland feiern die Menschen in Helsinki den Triumph der Unbesiegten, die erst einmal einen Schreckmoment verdauen mussten.

Von Johannes Schnitzler

Und dann sah man sie wieder: Bilder von Männern, die ihre Zahnlücken entblößten, die ihre Körper entblößten und dabei Luftgitarre spielten (immerhin: Den Tiefschutz behielten sie dabei an), die Sektflaschen entkorkten und mit den Schaumweinfontänen zugleich ihrer Freude freien Lauf ließen. Finnlands Eishockeyspieler sind zum ersten Mal Olympiasieger, durch ein 2:1 (0:1, 1:0, 1:0) im Finale gegen Titelverteidiger Russland, also irgendwie jedenfalls: 2018 hatten die Olympischen Athleten aus Russland im Endspiel das Team des Deutschen Eishockey-Bundes 4:3 besiegt, nun in Peking mussten sich die Athleten des Russischen Olympischen Komitees geschlagen geben und verpassten somit die Gelegenheit, Kanada (das immer als Kanada antreten durfte) mit dem zehnten Olympia-Gold als Rekordsieger abzuhängen.

Den Finnen war das verständlicherweise schnuppe. Durch die Treffer von Ville Pokka (28. Spielminute), der die frühe russische Führung durch Michail Grigorenko (8.) ausglich, und Hannes Björninen (41.) blieben sie auch im siebten Turnierspiel unbesiegt und sicherten sich nach zweimal Silber und viermal Bronze erstmals die Goldmedaille. Danach ließen die für ihre Disziplin auf dem Eis berühmten Nordmänner jede Contenance fahren. Stürmer Harri Pesonen sank auf die Knie und sah glückselig zum 2,03 Meter großen Marko Anttila auf, Finnlands Weltmeister-Kapitän von 2019, der in Peking nach einem positiven Corona-Test erst einmal für sechs Tage in Isolation verschwunden war. "Ich habe darüber nachgedacht, wie es sich anfühlen würde, etwas nach der Quarantäne zu gewinnen", erzählte der 36-Jährige.

Ja, die sind echt: Harri Pesonen (links) und Petteri Lindbohm probieren den Geschmack des Goldes. (Foto: Daniel Goetzhaber/GEPA/imago)

Denn das war das Ziel der Finnen gewesen: eine Medaille, am liebsten die goldene. "Wir waren ein paar Mal dicht dran", sagte Kapitän Valtteri Filppula, und doch sei es nun "schwer, in Worte zu fassen, was das bedeutet." Sein Trainer schaffte es: "Wir haben finnische Sportgeschichte geschrieben", sagte Jukka Jalonen. "Ich bin sicher, dass die Menschen in Finnland sehr stolz darauf sind." So war es. Am frühen Sonntagmorgen strömten in Helsinki Menschen auf Straßen und Plätze, um den Triumph in der Sportart Nummer eins des Landes zu feiern, Präsident Sauli Niinistö rief an und gratulierte Jalonen.

Bronze ging an die Slowakei, die am Samstag 4:0 gegen Schweden gewann und damit erstmals eine Olympia-Medaille holte. Der erst 17-jährige Stürmer Juraj Slafkovsky war mit sieben Turniertreffern der erfolgreichste Schütze und wurde zum wertvollsten Spieler des Turniers gewählt. Neben Slafkovsky steht auch der slowakische Torhüter Patrik Rybar im All-Star-Team dieser Spiele, Olympiasieger Finnland stellt in Verteidiger Mikko Lehtonen und Stürmer Sakari Manninen zwei Spieler, Russland in Verteidiger Yegor Yakowlew und Schweden in Angreifer Lucas Wallmark je einen. Das deutsche Team war bereits in der Viertelfinal-Qualifikation mit 0:4 an den Slowaken gescheitert.

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