Nordischen Kombination droht Olympia-Aus:Mit kreativen Ideen raus aus der einsamen Loipe

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Nathalie Armbruster kommt auf den dritten Platz beim Skispringen der Nordischen Kombination in Schonach. (Foto: Roger Buerke/Eibner/Imago)

Die Nordische Kombination hat ein Problem: Das IOC geht auf Abstand. Doch ohne die alten Disziplinen droht das Winterprogramm einförmig zu werden.

Kommentar von Volker Kreisl

Womöglich war dieser Winter-Zweikampf zu erfolgreich. Alles lief ja wie von selbst, seit 1924, seit die Nordische Kombination bei den ersten Spielen der Neuzeit dabei war, bis heute. Spannende Wettkämpfe veranstalteten sie, jedenfalls für die speziellen Fans, nur eines blieb zu lange außen vor. Ob aus Zweifeln an der Reife oder am passenden Zeitpunkt oder vielleicht auch aus Desinteresse - eine Frauen-NoKo fehlte, als letzte aller Disziplinen.

Die Entscheider im Welt-Skiverband sind dann überholt worden, und womöglich ist es nun zu spät. Seit 2017 ist die Szene der Kombiniererinnen gereift und kann nun einen ernst zu nehmenden Zweikampf bei der WM in Planica aufführen. Und doch geht die Sorge um, dass es damit bald wieder vorbei ist. Denn das Internationale Olympische Komitee (IOC) nimmt die Kombiniererinnen erst für 2030 auf, was Interessentinnen abschrecken dürfte.

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Von Volker Kreisl

Sieben Jahre noch bis zur Teilnahme an der wichtigsten Sportveranstaltung? Und das unter Vorbehalt, somit vielleicht gar länger? Am Ende dieser Gedanken steht auch das Ende der gesamten Sportart - jedenfalls befürchten Top-Kombinierer wie Olympiasieger Eric Frenzel ein schleichendes Aus der gesamten Sparte, irgendwann auch jenseits von Olympia.

Ideen gibt es genug - diskutiert wird etwa ein kreativer Skating-Parcours

Dieser Sport, seine Planer und Trainer, haben es mit mehreren Problemen zu tun. Neben der offiziell als noch zu unreif angesehenen Frauen-Sparte (die sich aber gerade fast doppelt so schnell entwickelt wie bei den Männern) drücken weitere Schwierigkeiten. Der Sport verlangt dem Zuschauer immer noch viel Geduld ab. Das bewährte Gundersen-Format (entsprechend den Spring-Ergebnissen den Langlauf starten) ist zwar gestrafft, aber immer noch ist die Stimmung bei der ersten Disziplin mäßig, obwohl es sich ums Skispringen handelt, das sonst eigentlich boomt. Hier aber ist es nur die erste Disziplin und meistens am Vormittag. Dauerhaft besteht außerdem ein Problem für den Zulauf, die NoKo ist schon deshalb kein Massensport, weil ihre Schüler auf eine Schanze in der Nähe des Elternhauses angewiesen sind.

Und dann bleibt die Frage, wie lange sich Kombi-Sport überhaupt noch halten kann - angesichts neuer, teils kompositorischer Disziplinen, allein in den spektakulären Snowboard-, Skicross- oder Parallel-Varianten, in denen es neben dem Wettkampf auch um ein Lebensgefühl geht. Die strenge alte Kombination dagegen, mit ihren bewusst gegensätzlichen Idealen (befreites Fliegen und in der Loipe schuften) verfolgt noch das Ideal vom universellen Sportler, ähnlich den manchmal langatmigen Mehrkampfdisziplinen im Turnen oder der Leichtathletik.

Für all diese Baustellen verlangt das IOC nun also Verbesserungen, sonst würde es die Kombiniererinnen nicht so lange warten lassen. Doch Verbesserungen werden schon seit Jahren immer wieder diskutiert und auch umgesetzt. Aktuell soll die Pause zwischen den Disziplinen noch kürzer werden, sodass noch mehr Live-Springen Sinn ergäben. Weiter haben die Verbände für das Projekt Olympia ein Programm gestartet. Unter dem Motto "Nations help Nations" werden auch Talente jenseits der Wintersportländer gefördert. Und sogar Eingriffe in die bewährte Ordnung sind nicht mehr tabu. Zusammen mit einem Sponsor ist eine Abwandlung des Kombi-Langlaufs in Planung: Statt durch die gute alte einsame Winterloipe zu laufen, sollen die Läufer einen Parcours mit Hindernissen wie kleineren Schanzen oder Slalom-Passagen bewältigen.

Am Ende braucht ein vielseitiges Format immer etwas mehr Zeit für den Wettkampf, der Zuschauer braucht Geduld und auch Vorkenntnisse. Der Wintersport aber benötigt weiterhin ein vielfältiges Angebot mit neuen und auch alten Disziplinen. Dass das IOC dies erkennt, wäre besonders den jungen Kombiniererinnen zu wünschen.

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