Niko Kovac beim FC Bayern:Instinkte des jungen Jägers

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Seit März 2016 als Trainer in der Liga: Niko Kovac, 46. (Foto: Johann Groder/dpa)
  • Der FC Bayern München ist in den vergangenen Jahren der Konkurrenz in der Bundesliga enteilt wie nie eine Mannschaft zuvor.
  • Nun startet der Meister mit dem neuen Trainer Niko Kovac gegen Hoffenheim in die Bundesliga-Saison.
  • Der junge Trainer hat sich die Instinkte des Jägers noch behalten - und will die siebte Meisterschaft in Folge.

Von Benedikt Warmbrunn

Als die deutsche Meisterschale zuletzt nicht an den FC Bayern überreicht wurde, im fernen Jahr 2012, war Niko Kovac wenige Wochen später ohne feste Anstellung. Ein Jahr lang hatte er in Salzburg als Co-Trainer von Ricardo Moniz gearbeitet, dann trat dieser jedoch zurück, und sein Nachfolger, Roger Schmidt, plante nicht länger mit Kovac. Seitdem ist jede von sechs zu vergebenden deutschen Meisterschaften an den FC Bayern gegangen, Ricardo Moniz hatte ein kurzes, aufregendes und wenig erfolgreiches Gastspiel beim TSV 1860 München, und Roger Schmidt ließ ein paar Jahre lang Bayer Leverkusen spektakulär risikobereiten und zerstörerischen Fußball spielen; inzwischen betreut er den neureichen chinesischen Erstligisten Beijing Guoan. Und der Mann, der im Sommer 2012 in Salzburg nicht mehr gebraucht wurde, trainiert nun den FC Bayern.

Noch nie war eine deutsche Mannschaft der nationalen Konkurrenz so sehr enteilt wie der FC Bayern in den vergangenen Jahren, und weil es einem in der Rolle des Gejagten ja auch schnell mal bequem werden kann, hat der Klub jetzt eben einen Trainer geholt, in dem selbst noch die Leidenschaft des jungen Jägers steckt.

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Vielleicht, hat Kovac vor der Auftaktpartie des FC Bayern an diesem Freitag gegen Hoffenheim ( ab 20.30 Uhr im SZ-Liveticker) erzählt, sei er "von einigen belächelt" worden, und zwar dafür, dass seine Ansprüche an sich selbst "immer sehr hoch" gewesen seien. In den Jahren, in denen stets der FC Bayern den Titel gewann, hat Kovac, 46, erst die kroatische U21 trainiert, dann die kroatische Nationalmannschaft, dann Eintracht Frankfurt. Er hat mit Kroatien an der WM 2014 teilgenommen, er rettete Frankfurt 2016 in der Relegation gegen Nürnberg vor dem Abstieg, zweimal stand er mit der Eintracht im Pokalfinale, einmal, vor wenigen Wochen gegen den FC Bayern, gewann er es. Die Instinkte des jungen Jägers sind noch zu erkennen, wenn er auf für Münchner Verhältnisse beinahe rührende Art den Wert des Supercups lobt, es war für ihn der erste Titel im neuen Job. Dass er sich aber dennoch schon wohl fühlt in seiner Rolle als Gejagter, das verdeutlichte er am Donnerstag: "Ich wollte immer das Maximum. Daher fällt es mir nicht schwer, mich hier einzubringen. Der Anspruch ist derselbe."

Kovac will etwas entstehen lassen

In seinen ersten Wochen beim FC Bayern hat Kovac sich als den eingebracht, als den er sich sieht: als gewissenhaften, unnachgiebigen, detailorientierten Arbeiter. Die Spieler mussten Läufe anhand ihres persönlichen Maximalpulses absolvieren, sie mussten sich nach dem eigentlichen Training noch einmal aufs Fahrrad setzen, sie mussten überhaupt so viel trainieren, dass sie gar nicht mehr anders konnten als zu loben, wie schön das sei, so viel zu trainieren. Kovac sagt: "Wenn wir es schaffen, Freude, Leidenschaft, Teamspirit und die Egoismen, die jede Mannschaft hat und die auch wir haben, in Eines zu tun, dann kann etwas entstehen."

Dass ihn andere Trainer herausfordern, dass sie daran arbeiten wollen, dass er, Kovac, der Neuling in München, jener Trainer wird, der erstmals seit 2012 nicht die Meisterschaft mit dem FC Bayern gewinnt? Kovac lächelt, wenn er diese Ansagen hört. Nicht, weil er sie nicht ernst nimmt. Sondern weil er gelernt hat, dass nichts gewonnen ist, wenn die Worte schneller sind als die eigenen Handlungen. "Das Gesprochene ist das eine, das Umgesetzte ist das andere", sagt er, "man muss das dann auch mit Leben füllen." Natürlich, auch er will den siebten Titel in Serie des FC Bayern gewinnen. Aber er weiß auch, was zuvor kommt: viel Arbeit.

© SZ vom 24.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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