Leon Draisaitl in der NHL:Die Botschaft der Bauarbeiter

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Neustart in alten Klamotten: Leon Draisaitl und die Edmonton Oilers feiern den Sieg gegen Calgary im "NHL Heritage Classic" in historischen Trikots. (Foto: Derek Leung/Getty/AFP)

Leon Draisaitl und die Edmonton Oilers haben den Saisonauftakt verspielt - und schon wird diskutiert, ob der Deutsche und sein Sturmpartner McDavid das Team anführen können. Oder ob sie das Problem der Oilers sind.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Es war kein Zufall, dass die Eishockeyprofis der Edmonton Oilers in Bauarbeiterkostümen zum Spiel am Sonntag gegen die Calgary Flames erschienen. Sportler in Nordamerika treten in den Tagen vor dem Gruselfest Halloween traditionell in Verkleidung auf - die der Oilers war eine Botschaft: Bauarbeiter, das sind harte Arbeiter, echte Kerle und keine sensiblen Feingeister mit zarten Händen. Denn das war den Oilers nach fünf Niederlagen in sieben Partien zu Saisonbeginn vorgeworfen worden: dass sie, spielfreudig und technisch perfekt, wunderbar anzusehen und oft gar zum Zungeschnalzen sind, aber wie so viele Hochbegabte ihre Ärmel nur hochkrempeln, damit es besser aussieht.

Edmonton gegen Calgary ist der "Battle of Alberta", eine innige Feindschaft zwischen den kanadischen Eishockeyklubs wie Stadtderbys im Fußball. Und wie im Fußball ein Kantersieg eine bis dato missratene Saison drehen kann, so war dieses 5:2 sowohl Balsam als auch Aufputschmittel für die Oilers. Leon Draisaitl schaffte zwei Assists, in den nun acht Saisonspielen hat er bereits 13 Scorerpunkte (vier Tore und neun Zuspiele) gesammelt. Sein kongenialer Sturmpartner Connor McDavid, der zwei Spiele wegen Oberkörperblessuren verpasste hatte, kehrte nach der Verletzungspause aufs Eis zurück und steuerte ein Zuspiel bei.

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Sind Draisaitl und McDavid nicht das Problem der Oilers? Es ist so wie oft im Profisport, wenn die Ergebnisse eines Titelfavoriten nicht passen: Es wird debattiert, ob der eher ruhige Kanadier auch wirklich ein Anführer sein kann, ein echter Kerl, und nicht nur einer der Begabtesten dieses Sports. Ob Draisaitl, ebenso wenig als Lautsprecher bekannt, ein Leitwolf sein kann, gern auch mal mit Worten und nicht nur tollen Leistungen. Es wird diskutiert, ob die Oilers sorgfältig verteidigen, ob sie überhaupt eine harte Truppe aus echten Kerls sind oder wieder einmal in Schönheit und Spektakel scheitern werden auf dem Weg zum Stanley-Cup-Finale. Dieses Ziel hat der Traditionsklub seit 2006 nicht mehr erreicht. Der letzte Titelgewinn liegt 33 Jahre zurück. Es soll, es muss passieren in den nächsten ein bis drei Jahren. Dann läuft der Vertrag von McDavid aus, der von Draisaitl sogar schon ein Jahr früher.

Draisaitl muss sich ein Beispiel an McDavid nehmen

Es war Connor McDavid deshalb ein Anliegen, vor dem Battle of Alberta zwei Dinge klarzustellen. Erstens: "Niemand hier sagt: Oh, wir sind talentiert, wir gewinnen sowieso. Wir wissen genau, wie hart man arbeiten muss, um in dieser Liga zu bestehen." Zweitens: "Wir müssen schon auf ein anderes Niveau kommen als das, was wir bislang gezeigt haben. Es ist jetzt an der Zeit, den Fuß aufs Gas zu stellen und ein paar Spiele zu gewinnen."

Dieses kurze Statement war Schutz der Kollegen und Anfeuerung gleichzeitig. Und nach dem furiosen Sieg im Derby gegen Calgary - einer Rivalität, gegen die jene zwischen Dortmund und Schalke als freundlich-höflich bezeichnet werden kann - lautet das Urteil über McDavid nun: So muss sich ein Kapitän verhalten. Und so muss auch der andere Schlüsselspieler, Draisaitl, agieren: an Toren beteiligt sein, aber auch gewissenhaft verteidigen und jüngere Kollegen dirigieren, auch mal laut.

Nach dem Erfolg haben die Edmonton Oilers Pause bis Donnerstag, dann spielen sie im eigenen Stadion gegen die Dallas Stars. Zeit also für Draisaitl, an Halloween sein persönliches Kostüm zu präsentieren. Kein Bauarbeiter. Er und Partnerin Celeste Desjardins verkleideten sich als David und Victoria Beckham.

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