Nations League:Wenn es ernst wird, verliert Österreich

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Ratlos: David Alaba. (Foto: REUTERS)
  • Trainer Franco Foda verliert mit seiner österreichischen Nationalmannschaft den Pflichtspielauftakt gegen Bosnien-Herzegowina mit 0:1.
  • Ende 2017 von Foda übernommen, spielten die Österreicher zunächst nur in Freundschaftsspielen - und überzeugten.
  • Diese Überzeugung fehlte gegen Bosnien-Herzegowina, denn ansehnlich war die Partie nicht. In den Augen der einiger Spieler hätte keiner den Sieg verdient gehabt.

Von Felix Haselsteiner, Zenica/München

Franco Foda schaute sehr nachdenklich im Bilino-Polje-Stadion von Zenica, einer kleinen, engen Arena. Vom Rasen aus sieht man Betonhochhäuser, die von außen leicht bedrohlich über dem Stadion stehen, die bosnische Provinz stellt man sich in etwa genau so vor. In dieser Kleinstadt hatte Foda gerade seine Pflichtspiel-Premiere gefeiert - und verloren. Seit November 2017 ist der 52-Jährige Nationaltrainer in Österreich, doch weil das Team die WM verpasst hatte, war Fodas Elf bislang vor allem eines: Sparringspartner. Das 0:1 in der Nations League war die erste große Vorstellung der Foda-Elf. Sie ist gescheitert - nachdem die Generalproben noch so gut gewesen waren.

In Testspielen gegen große Teams war man mit viel Elan und Erfolg in Fodas Amtszeit gestartet. Österreich gewann unter anderem gegen Uruguay und Russland und zuletzt 2:0 gegen Schweden. Der größte Sieg war das 2:1 im Juni in Klagenfurt gegen Deutschland, das damals noch als amtierender Weltmeister antrat. Vielleicht wird dieser Sieg Fodas größter Coup bleiben. Für einige Fans in Österreich hat er damit schon heute mehr erreicht als Vorgänger Marcel Koller, was zwar nicht für die Einordnungsfähigkeiten des österreichischen Fußballpublikums spricht, aber Emotionen und Erwartungen erklärt.

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Teamchef in Österreich zu sein ist ein harter Job, die meisten von Fodas Vorgängern konnten den hohen Ansprüchen nicht gerecht werden. Erschwerte Bedingungen gab es auch bei Fodas Kür, zum einen weil er diese Position als erster deutscher "Piefke" in mehr als 110 Jahren Verbandsgeschichte bekleidet - zum anderen, weil der ÖFB ihm damals dem Vernehmen nach eigentlich lieber eine österreichische Lösung wie Peter Stöger vorgezogen hätte. Doch Foda ging mit der üblichen anfänglichen Skepsis gelassen um und lieferte mit einer Serie guter Testspiele Argumente für seine Herangehensweise.

Vorgänger Koller scheiterte, weil enge Spiele verloren wurden

Dabei geht es auch um die beiden herausragenden Persönlichkeiten der Nationalelf: Marko Arnautovic und David Alaba. Beide zählten zu den Unterstützern von Ex-Trainer Koller, was diesem lange Zeit als Stärke ausgelegt wurde - am Ende jedoch als große Schwäche. Arnautovic, 29, wurde im Nationalteam über weite Strecken seiner Karriere stets kritisch beurteilt, auf dem Platz galt er als Egoist, neben dem Platz als schwieriger Charakter. Erst unter Koller wurde der Angreifer zum wichtigen Bestandteil der Mannschaft. Foda stärkte bisher Arnautovics Rolle, gegen Bosnien-Herzegowina war er erstmals Ersatz-Kapitän.

Bei Alaba gilt Ähnliches: Auch seine Nationalteam-Karriere wurde in den vergangenen Jahren von Diskussionen begleitet, es ging in erster Linie um seine Rolle auf dem Feld: Er selbst sah sich als Sechser vor der Abwehr, Koller stellte ihn meist auch im Zentrum auf. Beide wurden dafür kritisiert, weil Österreichs bester Fußballer doch besser da spielen sollte, wo er bekannt geworden ist: auf der linken Seite. Unter Foda tut Alaba dies nun, in der Regel als flexibler Außenspieler in einem System mit Dreierkette. Das kommt augenscheinlich sowohl Alaba als auch Foda zu Gute, der gezeigt hat, dass er sich von Wünschen eines Topspielers nicht die Aufstellung diktieren lässt - was bei Koller angeblich mindestens einmal so gewesen sein soll.

Österreichs Aufstellung in Bosnien-Herzegowina ging jedoch nur 20 Minuten lang gut auf: "Wir hatten da gute Abschlussmöglichkeiten. Dann haben wir einfach das Spiel aus der Hand gegeben, ich weiß auch nicht warum", sagte der Trainer nach dem Spiel erkennbar ratlos. Ein Erklärungsansatz könnte die Zweikampfstärke der Bosnier gewesen sein, die dem eher spielerisch angelegten ÖFB-Ansatz effizient entgegenwirkte. Die Österreicher, die unter Foda zuletzt ihre besten Momente meist im kreativen Spiel nach vorne hatten, ließen sich ein kampfbetontes Spiel aufzwingen. "Es war ein schlechtes Spiel von beiden Seiten", resümierte Kapitän Arnautovic.

Dass Bosnien-Herzegowina diese schwache Auseinandersetzung am Ende 1:0 gewann, lag vor allem an der Abschlussstärke von Stürmer Edin Džeko, der aus einer der vielen halbgaren Torgelegenheiten der zweiten Halbzeit den Siegtreffer erzielte. "Das war eine klassische 0:0-Partie, so verlieren wir 0:1", sagte Verteidiger Sebastian Prödl. Man habe "sehr blöd" verloren, fand Stürmer Michael Gregoritsch vom FC Augsburg.

In der Qualifikation zur Europameisterschaft 2016 hatte Österreich noch reihenweise solche knappen Spiele gewonnen und es damit bis auf Platz zehn der Fifa-Weltrangliste geschafft. Seither jedoch verlor das Team gegen ebenbürtige Gegner zumeist, die EM endete nach der Vorrunde und man verpasste daher auch die WM in Russland. Schon Fodas Vorgänger Koller, der lange hohes Ansehen genoss, war an dieser Ergebniskrise gescheitert. In Bosnien-Herzegowina hat sich dieses Szenario nun auch unter Foda fortgesetzt.

© SZ vom 13.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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