Nationalelf:Streit um Löw eskaliert

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Das DFB-Präsidium hat die Verlängerung des Vertrages von Joachim Löw auf seiner außerordentlichen Sitzung auf die Zeit nach der WM in Südafrika vertagt.

Thomas Kistner

Das Ringen um die Weiterbeschäftigung von Bundestrainer Joachim Löw ist zu einem verbandsinternen Stellungskampf geworden, in dem sich die Fronten offenkundig verfestigt haben. Die Verbandsspitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat sich in einer Sondersitzung am Donnerstagnachmittag eher unerwartet auf keine Lösung zur Zukunft des aktuellen Nationalcoachs einigen können und das Thema auf die Zeit nach der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika (11. Juni bis 11. Juli) vertagt.

Joachim Löw: Vertragsverlängerung erst nach der WM - wenn überhaupt. (Foto: Foto: dpa)

Damit ist neben Löws Fortbeschäftigung auch die seiner Assistenten Hans Flick und Andreas Köpke sowie die Rolle des Teammanagers Oliver Bierhoff in der Schwebe - ausgerechnet während des wichtigsten Turniers der deutschen Fußball-Auswahl.

Dass sich die Vertragscausa Löw/Bierhoff zum Machtkampf um die Zuständigkeiten bei der Nationalmannschaft ausgewachsen hatte, war im Vorfeld der Sondersitzung deutlich geworden. In nahe an der Verbandsspitze platzierten Medien waren angebliche Forderungen der sportlichen Leitung durchgesickert, die den Druck auf Löw und Mitstreiter jäh erhöht hatten.

Demnach sollen sie nicht nur mehr und klarer abgegrenzte Kompetenzen, sondern auch viel Geld gefordert haben: Die Leitung der Nationalmannschaft erwarte für einen neuen Zweijahreskontrakt eine sogenannte "Signing Fee" in Höhe eines Jahresgehalts, hieß es in Berichten am Tag der Sondersitzung. Diese Bonuszahlungen würde für Löw, Bierhoff und die Bundestrainer-Assistenten fällig.

Nach SZ-Informationen ging es bei den Vorstellungen der sportlichen Leitung zwar tatsächlich auch um eine Bonus-Zahlung, im Raum gestanden haben soll jedoch nur ein Gesamtbetrag, der auf alle vier aufgeteilt werden sollte - und der überdies noch verhandelbar gewesen sei.

Den Unmut im Lager des Bundestrainers soll zudem ein Versuch der DFB-Verbandsspitze geschürt haben, Löw und Mitstreiter durch ein kurzfristiges Ultimatum unter Druck zu haben. Wie die SZ aus DFB-nahen Kreisen erfuhr, sollen Bundestrainer und Teammanager nur zwei Tage vor der Sitzung am Donnerstag Vertragsofferten erhalten haben, die binnen von nur 48 Stunden zu unterzeichnen gewesen seien. Darin seien keine der für die sportliche Leitung als wesentlich erachteten Punkte und Forderungen berücksichtigt worden.

Dieser Vorgang wirft Fragen zum Führungsstil im DFB um Präsident Theo Zwanziger und den gut vernetzten Generalsekretär Wolfgang Niersbach auf. Die Skepsis wird zudem genährt durch den Umstand, dass die Nationalmannschaft nun in einer fragilen Gesamtverfassung zur WM nach Südafrika reisen muss. Spätestens dort, doch auch schon vorher kann nun nach jeder mäßigen Leistung die Frage gestellt werden, ob es bereits um den Job des Bundestrainers geht.

Auffallend ist zudem, dass DFB-Präsident Zwanziger schon voreilig einen neuen Handschlag-Vertrag mit Löw verkündet hatte. Nun ist alles ins Wackeln geraten. Die Frage wird auch sein, ob der Verband und die Nationalmannschaft bis zur WM eine solche Belastung aushalten werden. Die Debatte beginnt spätestens mit dem turbulenten Donnerstag.

© SZ vom 5.2.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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