Münchens Torwart Manuel Neuer:Gladbach liegt ihm ganz und gar nicht

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Nur zehn Tore hatte Manuel Neuer bis dato kassiert - und jetzt das: Wie im Hinspiel leitet Bayern-Torwart Manuel Neuer auch in Mönchengladbach eine unerwartete Niederlage mit einem Fehler ein.

Andreas Burkert, Gladbach

Als der Ball nach 18 Minuten auf Manuel Neuer zurollte, nach einem profanen Rückpass, feixten die 54.000 Fans im Borussia-Park in freudiger Erwartung. Gewöhnlich pfeift das Heimpublikum, wenn der Gast seinen Torwart anspielt, es fühlt sich dann um einen Teil seines Eintrittsgeldes betrogen.

Anfang vom Ende: Manuel Neuer spielt einen Fehlpass - und sieg dann dem Schuss von Marco Reus hinterher. (Foto: REUTERS)

Aber von Rückpässen auf Neuer hätten sie am Freitagabend in Mönchengladbach nicht genug kriegen können. Dieses Detail der Münchner Spielkontrolle bereitete ihnen ein himmlisches Vergnügen.

Neuer, 25, ist Nationaltorwart, er hat eine WM gespielt und bewiesen, dass ihn so rasch nichts umwirft. Das hat er auch bei seinen letzten Gastspielen mit Schalke 04 in München gezeigt, als sie dem Kandidaten fürs Bayern-Tor unfein empfingen; auch im Spätsommer, als er natürlich trotzdem zum erfolgreichsten Verein gewechselt war, ließ er sich wenig anmerken, obwohl seine Beziehung zum Münchner Anhang noch unterkühlt ist.

Nur Gladbach liegt ihm irgendwie nicht. Ganz und gar nicht.

Es hat ja nicht sonderlich gefährlich ausgesehen, als Holger Badstuber seinen Torwart in der elften Minute anspielte. Neuer führte ein wenig den Ball am Fuß, er hielt nach einer Anspielstation Ausschau. Es hat sich ihm dann Patrick Herrmann genähert, und Neuer merkte, dass es nun doch Zeit wäre für einen befreienden Tritt gegen die Kugel.

Er holte wuchtig aus, aber sehr weit flog der Ball nicht, und schon gar nicht hoch. Er landete direkt bei Marco Reus, der sich das alles 32 Meter vor der Tor angeschaut hatte. Reus spielte den präzisen Flachpass Neuers umgehend zurück Richtung verlassenes Tor, und Neuer, leicht rechts versetzt neben seinem Arbeitsplatz postiert, verzichtete auf einen Sprint und einer irre Grätsche.

Er glaubte nicht mehr daran, das Unheil noch verhindern zu können: Der Ball sprang einmal auf und drehte sich über die Torlinie ins Netz. Ein Tor im Rückpasstempo, die Borussia führte, Reus ließ sich feiern. Dank Neuer.

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Philipp Kreutzer, Mönchengladbach

"Ich habe die Niederlage eingeleitet, das tut mir leid", sagt er später. Bastian Schweinsteiger nahm Neuer in Schutz: "Der Platz hier war in einem katastrophalen Zustand, da kann so ein Fehler schon mal passieren. Ich weiß nicht, ob es hier die ganze Zeit geschneit hat, aber für mich ist es immer fraglich, wieso ein Platz nach so einer langen Pause in so einem schlechten Zustand ist."

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Philipp Kreutzer, Mönchengladbach

Schon im Hinspiel, beim 0:1 zum Ligastart hatte Neuer jenes Tor verschuldet, das die beinahe unheimliche Erfolgsserie der Gladbacher begründete, vielleicht sogar auslöste. Damals hatte Neuer einen langen Pass auf de Camargo falsch berechnet, der Belgier war vor ihm am Ball.

Neuer sprang wie ein taumelnder Volleyballer am Brennpunkt vorbei. Doch dieses Malheur war rasch vergessen, Rekordserien ohne Gegentor verbuchte in der Folge die Bayern-Abwehr. Nur zehn Tore kassierte Neuer, er musste wenig halten. Und jetzt das...

Als Neuer in Gladbach zur Halbzeit vom Platz lief, schaute er ernst zu Boden, ehe er im Kabinengang verschwand. Einige Münchner haben ihn aufmunternd abgeklatscht, aber der Abend war für ihn nicht mehr zu retten.

Es stand ja schon 0:2, ein Schuss aufs Tor, vier, fünf Rückpässe, mehr hatte Neuer nicht zu tun gehabt. Und doch ließ sich schon jetzt vor allem an ihm die drohende Niederlage festmachen, die niemand in München erwartet hatte nach einer Vorbereitung ohne große Zwischenfälle.

Nach der Pause hatte Neuer die Gladbacher Fans im Rücken. Sie sangen und warteten auf Rückpässe. Neuer wirkte gelassen, nach einem Befreiungsschlag lief er dem Ball entgegen, das Volk schrie und feixte, aber er leitete sicher mit dem Kopf zu Philipp Lahm weiter, mit dem er fehlerfrei Doppelpass spielte.

Aber dann lief schon wieder dieser Herrmann auf ihn zu und umkurvte ihn lässig zum 3:0. Neuer ärgerte sich erstmals sichtbar. Denn dieser Abend in Mönchengladbach war für ihn gelaufen.

© SZ vom 21.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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