EM 2021:Wird München die EM entzogen?

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In der Münchner Arena sollen eigentlich Spiele der EM ausgetragen werden - doch ob es dazu auch kommt? (Foto: Matthias Balk/dpa)

Die Uefa entscheidet, ob München Spielort bleibt. Zentral ist die Forderung des Verbands, dass - trotz Corona-Lage - mindestens 20 Prozent der Zuschauerplätze belegt werden.

Von Thomas Kistner

Der Uefa-Vorstand wird am Montag entscheiden, ob München Spielort der EM im Juni und Juli bleibt. Die Uefa fordert von allen Ausrichtern Garantien, dass - trotz Corona-Lage - mindestens 20 Prozent der Zuschauerplätze belegt werden. Das haben alle anderen Bewerber zugesagt, nur im Schreiben von Bundesinnenministerium und Bayerischer Staatskanzlei fand sich für München nichts Konkretes.

Ein Signal setzte vor Tagen Italiens Ministerpräsident Mario Draghi mit dem Okay für Rom; dort soll unter anderem die Eröffnung stattfinden. Daneben sind London, Glasgow, Amsterdam, Sankt Petersburg, Kopenhagen, Baku, Budapest und Bukarest fix. Bilbao, so der Plan, wird durch Sevilla ersetzt, für Dublin soll Manchester einspringen. London könnte die vier Spiele von München übernehmen.

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Die Stadt bekommt noch einmal bis zum Ende dieser Woche Zeit, um über die Zulassung von Zuschauern zu beraten. Oberbürgermeister Dieter Reiter reagiert enttäuscht.

Falls Europas Topfunktionäre nicht erpicht auf eine neue, offene Baustelle sind, dürfte den deutschen Bewerbern kurzer Prozess gemacht werden. Zumal der DFB nur seinen obersten Amateur-Chef, Rainer Koch, im Uefa-Vorstand hat und damit keinen starken Fürsprecher. Auch hat Koch selbst große Sorgen: Er will am Dienstag vom Kongress wieder ins Vorstandsamt gewählt werden. Doch viele Parteigänger hat er nicht im Kreis um Präsident Čeferin. Hartnäckig geht zudem das Gerücht, dass just Infantinos Bürochef für Koch Stimmung machen soll.

Es ist auch eine Vor-Wahlkampfschlacht, in die zentral Bayerns Ministerpräsident Söder verwickelt ist

Die München-Frage ist vor allem Sache der Politik. Die leistet sich neben ihrem Corona-Management nun auch eine Vor-Wahlkampfschlacht, in die zentral Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) verwickelt ist, der bei jeder Entscheidung auch auf Auswirkungen auf eine mögliche Kanzlerkandidatur schielen muss. Čeferin hatte Söder am 7. April getroffen, dabei soll eine teilweise Publikumsöffnung für die Münchner Arena nicht völlig negiert worden sein, abhängig von der Pandemielage. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sagte in der Welt am Sonntag, er hoffe, "dass sich die Pandemielage bis Juni entspannt und wir unter Einbeziehung zusätzlicher Hygienemaßnahmen und eventueller Teststrategien (...) wenigstens einen gewissen Prozentsatz der Plätze für Zuschauer freigeben können".

Nun wird am Genfer See nicht nur die Melange aus Wahlkampf- und Corona-Politik verfolgt, sondern auch das geplante weitreichende Infektionsschutzgesetz, das im Bundestag zur Entscheidung ansteht: Könnte mit diesem - trotz Zusage aus Bayern - noch in letzter Sekunde doch ein Zuschauerverbot verhängt werden?

Irritiert wird auch registriert, dass die deutsche Politik lange in interner Runde avisiert habe, bis zum EM-Start seien 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung geimpft - was ein stabiles Risikomanagement ermöglichen könnte: In Verbindung mit Tests, guten Befüllungsplänen und auf Basis eines Expertengutachtens zur Virus-Übertragung im Freien. Das hat für die Uefa ein deutscher Virologe und Epidemiologe erstellt: Klaus Stöhr, Ex-Leiter des Globalen Influenza-Programms und Sars-Forschungskoordinator der Weltgesundheitsorganisation WHO. Es fand bisher offenbar andernorts mehr Widerhall.

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