Mick Schumacher in der WEC:"Wenn ich in der Formel 1 gebraucht werde, liegt dort die Priorität"

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(Foto: Hasan Bratic/dpa)

Mick Schumacher sieht den Wechsel in die Langstrecken-WM als Zwischenstation: Sein Ziel bleibt die Rückkehr in die Königsklasse des Motorsports.

Von Anna Dreher

Die ersten Minuten waren vergangen und schon diverse Fragen gestellt worden, als sich eine Pressesprecherin des französischen Rennstalls Alpine zu Wort meldete. "Ich würde euch bitten, auch den anderen Fahrern Fragen zu stellen, die werden sonst eifersüchtig, und dann bekomme ich Probleme", sagte sie und schaute dabei erst entschuldigend, dann amüsiert. Die anderen Fahrer, das waren in diesem Fall der Franzose Charles Milesi sowie Ferdinand Habsburg, ein Urenkel von Kaiser Karl I. von Österreich. Und der eine, der bisher im Zentrum der Aufmerksamkeit gestanden hatte, das war Mick Schumacher.

Der 24-Jährige hatte am Donnerstagvormittag bereits allein eine digitale Runde nur für deutschsprachige Medienvertreter gegeben, direkt danach folgte eine weitere auf Englisch. Und auch das internationale Interesse an ihm war derart groß, dass es ohne Einhaken womöglich zu einer zweiten Einzel-Talkrunde gekommen wäre. Einen Tag zuvor war offiziell geworden, dass Schumacher 2024 nach einjähriger Pause auf die Rennstrecke zurückkehren wird. Wenn auch nicht in der Formel 1, sondern in der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC, wo er zu den sechs Piloten für die beiden Hypercars von Alpine gehört, also einen Prototyp der Spitzenklasse lenken wird. In diesem Rahmen soll er auch beim 24-Stunden-Klassiker in Le Mans antreten, wie 1991 sein Vater, Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher, vor dessen Aufstieg in die Königsklasse.

Schumacher will seinen "Horizont über das Racing erweitern"

"Der einzige Bezug, den ich wirklich habe, ist, als mein Papa gefahren ist", sagte Mick Schumacher zu seiner neuen Heimat in der Sportwagenserie. "Jetzt selber hier einsteigen zu können, ist natürlich ein sehr interessanter Faktor." Grundsätzlich aber geht es darum, wieder Praxis zu sammeln und im Rhythmus zu bleiben, um "zu zeigen, ich kann es". Dass er das Fahren enorm vermisst hat, hatte Schumacher bereits gesagt. In der Formel 1 hatte sich kein freies Cockpit ergeben - die Verbindung aber bleibt nun erhalten, wie auch die Hoffnung, irgendwann in der Königsklasse wieder fest in einem Auto zu sitzen. Schumacher wird wie in der laufenden Saison als Ersatzfahrer für das Formel-1-Team Mercedes arbeiten. "Wenn ich in der Formel 1 gebraucht werde, liegt dort die Priorität", sagte er. "Das ist sehr klar."

2021 war er in die Formel 1 aufgestiegen, doch nach zwei Saisons verlängerte das Team Haas seinen Vertrag nicht. Und so fuhr Schumacher 2023 fleißig im Simulator im Hauptquartier von Mercedes in Brackley und hielt sich an den Strecken bereit, um für Lewis Hamilton oder George Russell notfalls einspringen zu können. Die TV-Kameras fingen ihn oft in der Box in der Nähe von Motorsportchef Toto Wolff ein, große Kopfhörer auf, der Blick konzentriert. Er blieb nah dran, konnte lernen vom überragenden Team des vergangenen Jahrzehnts. Die Erfahrungen aus der Formel 1 will er nun in der WEC einbringen - und umgekehrt von der Langstrecke lernen, seinen "Horizont über das Racing erweitern".

Die neue Kombination jedenfalls wird eine Herausforderung. Der Kalender der Königsklasse umfasst nächste Saison 24 Grand Prix, in der Langstrecken-WM sind es acht Rennen. "Das wird ein langes, das wird ein anstrengendes Jahr", prognostizierte Schumacher. Auch der Unterschied zwischen den Autos sei "einfach immens", anderes Gewicht, andere Leistung, andere Aerodynamik, geschlossenes Cockpit, veränderte Herangehensweise: "Aber die Essenz des Rennsports ist immer noch dieselbe. Und das ist, dass man schnell fahren und gewinnen will." Nichts anderes will Mick Schumacher - und im nächsten Jahr kann er sich wieder beweisen.

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