Zum Karriereende von Max Kruse:Vom Typ her ein Typ

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Bei Werder Bremen spielte Max Kruse mutmaßlich seinen besten Fußball. (Foto: imago/Team 2)

Pokerspieler, Wandervogel - und ein sehr begabter Kicker. Mit Max Kruse beendet eine der buntesten Figuren des deutschen Fußballs seine Karriere. Über einen Spieler, der nicht alles aus sich rausholte, sich daran aber auch nicht groß störte.

Von Thomas Hürner

Die Typfrage ist eine der liebsten Beschäftigungen an Fußball-Stammtischen, von denen manche sogar im Fernsehen übertragen werden, aber leicht zu finden sind diese Spieler nicht. Denn was ist das eigentlich, ein Typ? Eine exakte Definition hat noch niemand vorgelegt, man weiß nur, dass sie insbesondere in der Vergangenheit existierten und in der Gegenwart ganz schrecklich vermisst werden. Die Gegenwart steuert nun dauerhaft auf harte Zeiten zu: Max Kruse, der wohl letzte Hallodri auf dem Rasen, wird fortan das Fußballspielen sein lassen. Für ihn sei die Zeit gekommen, "einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen", verkündete Kruse am Mittwoch via Instagram: "Der Fußball hat sich für mich in dem Sinne erst mal erledigt."

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Wie man sich sein Image kaputt macht? Das weiß der Stürmer des VfL Wolfsburg. Der Klub bestraft ihn, weil er wohl 75 000 Euro im Taxi vergessen hat.

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Das ist zutiefst bedauerlich. Kruse, 35, war eine Karriere lang ein Typ, wie man ihn sich unterhaltsamer kaum vorstellen kann. Zuerst natürlich wegen seiner Hochbegabung am Ball, seinen Pässchen aus dem Fußgelenk, seinen etwas gemächlichen Drehungen, die seine Gegner große Schritte ins Leere machen ließen. Obwohl er zahlreiche Trikotfarben an seinem nicht immer ganz austrainierten Leib trug, sah das mitunter aus, als würden Schwarz-Weiß-Szenen durchs Stadion flimmern. Hochmodern war der Angreifer Kruse eher nicht, seine Work-Life-Balance war es schon. Kruse musste sich vieles nachsagen lassen, etwa eine Arbeitseinstellung, die gerade für die Wir-wollen-euch-kämpfen-sehen-Fraktion im Fußball nicht zu ihren Sehgewohnheiten passte. Über Kruse wurde sich viel echauffiert, ihm wurde aber auch viel applaudiert und nachgesehen.

Kruse war nicht immer engagiert - aber er war ziemlich effizient

Andernfalls kommt so eine beachtliche Reiseroute durch den Klubfußball ja kaum zusammen: Kruse spielte in der Jugend des SV Werder, von dort ging es über St. Pauli, Freiburg und Wolfsburg zurück nach Bremen. Nach Stationen bei Fenerbahce Istanbul und Union Berlin landete er wiederum im Abstiegskampf mit Wolfsburg, wo er und sein Freestyle-Fußball vor eineinhalb Jahren nicht mehr erwünscht waren. Zuletzt war Kruse beim SC Paderborn angestellt, es wurde ein recht schmuckloses Kurzzeit-Engagement in der Zweitklassigkeit: Kruse brachte es auf lediglich 194 Spielminuten, vor allem wegen Verletzungen, im November wurde sein Vertrag dann aufgelöst. Wer allerdings auf seine gesamte Karrierestatistik schaut, dürfte ein Zucken in den Augenbrauen verspüren: 307 Bundesliga-Spiele, 97 Treffer, 79 Vorlagen - das muss ein Fußballer, der seine Drehzahl mutwillig nicht immer auf Anschlag brachte, erst mal schaffen.

Wenn einer wie Kruse aufhört, hinterlässt er neben vielen Anekdoten auch die Frage, was für ihn sonst noch alles drin gewesen wäre. Seine "Skandal-Akte", wie das in Boulevardblättern gerne heißt, ist jedenfalls pickepackevoll: Bei Pokerturnieren bis tief in die Nacht gezockt, nach einem Pokerturnier mal 75 000 Euro im Taxi vergessen, regelmäßige Besuche in Nachtclubs sowie eine Vorliebe für noch regelmäßigeren Nuss-Nugat-Creme-Konsum. Vom Bundestrainer Jogi Löw wurde er der Legende nach wegen eines Damenbesuchs in seinem Hotelzimmer vor der WM 2014 aus dem DFB-Kader geworfen. Kruse stritt das zwar ab, aber die Legende wurde er nicht los. Kruse kam auf gerade mal 14 Länderspiele, dafür hat er mit seiner Frau Dilara mittlerweile dutzende Folgen einer Art Youtube-Reality-Show mit dem Namen "Die Kruses" hochgeladen.

Ob dieser Fußballer nun alles aus sich rausgeholt hat? Wohl kaum. Ob's jemanden stören muss? Nö. Und zwar am wenigsten ihn selbst.

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