Bundesliga:Max Kruse - der herzensliebe Zocker

1899 Hoffenheim v VfL Wolfsburg - Bundesliga

Max Kruse bei der Niederlage in Sinsheim.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der Wolfsburger Stürmer Max Kruse soll eine große Summe Geld in einem Berliner Taxi verloren haben.
  • Das scheint zu seinem Ruf des Schnöselkickers zu passen - dabei gehört er zur netten Sorte Fußballprofi.
  • "Er ist nicht so ein Stinkstiefel, wie er manchmal rüberkommt", sagt sein ehemaliger Mitspieler Kramer.

Von Carsten Eberts

Um schnell mit einem Vorurteil aufzuräumen: Max Kruse ist gar nicht so ein Megaproll, wie Fußballdeutschland bisweilen denkt. Auch wenn es so schön zu passen scheint: Ein verwöhnter Schnöselkicker, der frühmorgens in einem Taxi 75 000 Euro vergisst. Wie wunderbar, dass der nächste Scheck von seinem stinkreichen Arbeitgeber bald kommt und ihm den Verlust ausgleicht.

Über den Wolfsburger Max Kruse ist bekannt, dass er sich manchmal eine Extravaganz leistet. In Freiburg kam er mit einem weißen Maserati Gran Turismo zum Training. In Gladbach dann ließ er sein Gefährt umlackieren, in Bundeswehrtarnfarben, grün-braun-weiß. "Das hässlichste Spieler-Auto der Liga", schrieb die Bild damals. Auf jeden Fall aber eines der schnellsten (460 PS) und eines der teuersten.

Poker-Sieg bei Stefan Raab

Und um das Image vom lebenslustigen Fußballer noch zu untermauern, kam damals vor der WM in Brasilien die Geschichte auf, Max Kruse sei gar nicht nur aus sportlichen Gründen aus dem Kader gestrichen worden. Angeblich soll sich dieser Kruse erlaubt haben, während eines Freundschaftsspiels in London Frauenbesuch auf dem Hotelzimmer empfangen zu haben. Die Geschichte wurde zwar dementiert, doch es blieb Spielraum für Interpretationen und so was bleibt kleben.

Auch ist Kruses Leidenschaft für das Pokerspiel kein Geheimnis in der Branche. Er ist sogar ziemlich gut darin, hat in den Fußball-Sommerpausen 2014 und 2015 jeweils an großen Pokerturnieren in Las Vegas teilgenommen, mit Erfolg: Einmal wurde er Dritter (36 000 Euro Preisgeld), einmal landete er auf Platz 26 (23 500 Euro). Als er bei der Poker-Nacht des früheren TV-Entertainers Stefan Raab teilnahm, fand er nicht wirklich einen Gegner am Fernsehpokertisch. Kruse gewann locker - und spendete das Geld.

Da kommt ganz schön viel zusammen. Nun bestätigt sich offenbar auch noch die Geschichte mit den 75 000 Euro. Im Oktober 2015 soll Kruse zwischen 6:15 Uhr und 7:20 Uhr in einem Taxi auf Berlins Straßen diese Riesensumme Geld verloren haben. "Wir haben das intern in einem Sechs-Augen-Gespräch zwischen Max, dem Trainer und mir aufgearbeitet. Das wird von uns sanktioniert", sagte Allofs der Bild-Zeitung. Dem Bericht zufolge muss Kruse mit einem Bußgeld in fünfstelliger Höhe rechnen.

Eigentlich gehört Kruse tendenziell zur netten Sorte Fußballprofi. Einer, der nicht immer an jedem Mikrofon stehen bleiben muss, was ihm schon mal als Divenhaftigkeit ausgelegt wird. Der aber stets freundlich daherkommt, nie zickig oder unverschämt wird. Kruse begann seine Karriere bei bodenständigen Klubs wie Werder Bremen, wo sein Talent noch verkannt wurde, und dem FC St. Pauli. Kruse ist Vater eines Jungen, von dessen Mutter er getrennt lebt - und häufig unter dieser Konstellation leidet, da er seinen Sohnemann gerne öfter sehen würde.

Ex-Teamkollege Kramer lobt Kruse

Schon bei Gladbach wussten sie über das negative Image ihres Stürmers. Sein damaliger Teamkollege Christoph Kramer hatte irgendwann das Bedürfnis, Kruse beiseitezuspringen. "Er ist nicht so ein Stinkstiefel, wie er manchmal rüberkommt", sagte Kramer in Interviews: "Er ist ein herzenslieber Mensch und eigentlich immer gut drauf. Ich habe noch nie erlebt, dass er schlecht drauf ist. Von daher wollte ich mit diesem Mythos mal aufräumen."

Der Taxi-Vorfall ist trotzdem unglücklich. Der Nationalstürmer sagt bislang nichts zum Vorfall, auch sein Manager Thomas Strunz nicht. Die beiden dürften wissen, dass in einer Welt, in der der monetäre Unterschied zwischen Fußballern und ihren Anhängern riesig ist, die Geschichte überhaupt nicht gut ankommt. Da kann der Mensch so herzenslieb sein, wie er will.

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