Als Carlos Tévez im September 2011 das bisher letzte Mal die Münchner Arena besuchte, hat er bei der 0:2-Niederlage von Manchester City skandalträchtig die Einwechslung verweigert. Auch an diesem Mittwoch, beim Audi Cup, wird er sich unter gar keinen Umständen für den Klub von Scheich Mansour auf den Platz bequemen.
Der schnell gekränkte Argentinier hat dieses Mal aber eine gute Entschuldigung: Er ist zwischenzeitlich zu Juventus gewechselt. City ließ Tévez, 29, für nur zwölf Millionen nach Turin ziehen; in dessen letztem Vertragsjahr wäre sonst die wahnwitzig anmutende Gehaltszahlung von gut 17 Millionen Euro fällig geworden.
Wichtiger als die Bilanz verschönernde Wirkung dieser Maßnahme war aber ihre personalpolitische Symbolik. Mit Tévez musste nach Mario Balotelli (im Januar zum AC Milan abgeschoben) und dem ständig zwischen Impulsivität und Gefühlskälte changierenden Trainer Roberto Mancini der dritte und letzte Hauptdarsteller der hellblauen Seifenoper gehen.
Die teuerste Belegschaft der Welt - 230 Millionen Euro betrug der Spieleretat 2012/13 - hatte im Vorjahr jede Menge tolldreiste Geschichten auf europäischem Topniveau, aber keine akzeptablen Ergebnisse mehr geliefert.
Dieses Missverhältnis soll sich auf Weisung von Geschäftsführer Ferran Soriano und Sportdirektor Txiki Begiristain, den katalanischen Statthaltern von Mansour, in der kommenden Saison umkehren. Mancini-Nachfolger Manuel Pellegrini hat den Auftrag verstanden. Über die Maßen pflichtbewusst flog der chilenische Trainer in der Vorbereitung nur für einen einzigen Tag zurück in seine Heimat, um der Beerdigung seiner Mutter beizuwohnen.

Rekord-Transfers der Bundesliga:Thiago Alcántara und die Monopoly-Liga
Es ist die Top-Meldung im deutschen Fußball: Thiago Alcántara wechselt zum FC Bayern. Im Ranking der teuersten Spieler der Bundesliga belegt er aber nur ein der Mittelfeldplatz - Javi Martínez oder Mario Götze waren noch kostspieliger. Zweistellige Millionenablösen gab es auch früher schon. Sind die Luxus-Spieler der Liga ihr Geld wert? Stimmen Sie ab!
Zurück in Hongkong führte er City mit zwei nüchternen 1:0-Siegen gleich zum Sieg im Barclays Premier League Asia Cup, bei dem neben Tottenham Hotspur und Sunderland auch die Lokalhelden von South China über den durch sintflutartigen Regen aufgelösten Rasen schlittern durften.
Soriano und Begiristain hätten am liebsten Pep Guardiola als Übungsleiter installiert. Doch der weniger namhafte Pellegrini (zuvor bei Malaga, dem Klub von Scheich Al Thani aus Katar, tätig) steht dem um Ruhe bemühten Verein ebenfalls gut zu Gesicht. Jenseits des ganz großen Interesses hat Manchester City in diesem Transferfenster für 103 Millionen Euro bereits vier Spieler verpflichtet, die das Team in der Offensive entscheidend verstärken werden.

Einzelkritik des FC Bayern:Zu viele Missgeschicke im Glutofen
Philipp Lahm japst wegen der enormen Hitze nach Luft und erzielt diesmal kein Kopfballtor, Thiago wandelt zwischen Xavi-esk und Rumpelfußball und Thomas Müller wird ausnahmsweise abgeschüttelt wie ein Leichtgewicht. Die Bayern beim 2:4 gegen Dortmund in der Einzelkritik.
Der Brasilianer Fernandinho begeisterte als Spielmacher von Schachtjor Donetsk in der Vorsaison. Die Spanier Jesús Navas und Álvaro Negredo (beide vom FC Sevilla) sind international erprobte Könner. Dazu kam mit Stevan Jovetic, 23, aus Florenz ein Mann mit dem Potenzial für die absolute Weltspitze. Der Montenegriner wird beim Audi Cup, an dem neben dem FC Bayern und Manchester City noch der AC Mailand und der FC São Paolo teilnehmen, erstmals für City auflaufen.
Ist das die beste Angriffsreihe in der Premier League? "Ich denke ja. Das ist korrekt. Wir sind sehr stark", sagt Pellegrini ohne Überheblichkeit. Schließlich seien mit Sergio Agüero und Edin Dzeko noch weitere Topmänner verfügbar.
Letzterer hatte viele Wechsel-Angebote vorliegen, will sich aber nach dem Abschied von Mancini, der den ehemaligen Wolfsburger mit seiner frostigen Art verstörte, durchsetzen. In Asien war der Bosnier mit zwei Toren schon mal der beste City-Spieler.
City darf sich bereits jetzt als Gewinner der Sommerpause fühlen. Während sich die direkten Meisterschaftskonkurrenten noch krampfhaft um den großen Transfer-Wurf bemühen - Chelsea will Wayne Rooney (Manchester United), Manchester United will Cesc Fàbregas (Barcelona), Arsenal will Luis Suárez (Liverpool) -, hat City schon extrem smart eingekauft.
Nur in der Defensive könnte noch eine Stelle frei sein, da sich Verteidiger Matija Nastasic am Knöchel verletzt hat. Als Ersatzmann steht Real Madrids Überzeugungsgrätscher Pepe zur Disposition. "Vielleicht reagieren wir noch, vielleicht auch nicht", sagt Pellegrini entspannt. Genügend Geld, so heißt es in Manchester nicht arg überraschend, wäre schon noch da.