Hertha BSC:Magath schwärmt

Lesezeit: 2 min

Scheinen einen Draht zueinander gefunden zu haben: Felix Magath (Mitte) und Davie Selke, hier mit Co-Trainer Mark Fotheringham. (Foto: Jürgen Engler/Nordphoto/Imago)

Nach Corona-Infektion und Kurztrainingslager wird der Trainer nach neuneinhalb Jahren in die Bundesliga zurückkehren. Und siehe da: Es hat offenbar gefunkt zwischen Magath und seinem neuen Team.

Von Javier Cáceres, Berlin

Zu den faszinierenden Dingen rund um die Verpflichtung von Felix Magath, 68, als Trainer des abstiegsbedrohten Fußballbundesligisten Hertha BSC zählt auch die Möglichkeit, sich an dieses zu erinnern: Die gute alte Zeit war nicht die schlechteste. Seit neuneinhalb Jahren hat Magath nicht mehr auf einer Trainerbank der Bundesliga gesessen, genauer: seit er am 25. Oktober als Generalbevollmächtigter beim VfL Wolfsburg entlassen worden war, wenige Tage nach einer 0:2-Niederlage gegen den SC Freiburg.

Die aufregendste, tagesaktuelle Polit-Nachricht jenes Tages war tatsächlich die Frage, ob der damalige CSU-Chef Seehofer über einen Drohanruf des zurückgetretenen Parteisprechers Strepp beim ZDF stolpert. Außerdem bemerkte die SZ, dass sich der FC Schalke nach einem Triumph in der Champions League (!) beim FC Arsenal gerierte "wie nach einem Sieg in Würzburg". Kurios war allerdings auch, was in den großen Gazetten über Magath zu lesen war.

"Grandios gescheitert", überschrieb die FAZ einen Kommentar und kam zu einer ähnlich harten Schlussfolgerung, wie sie in der SZ wie folgt zu lesen war: Magath habe sich "mit jedem Tag weiter von der Spielergeneration entfernt, die ihm die Klubs anvertraut haben".

Dieses Urteil lebte fort, als Magath vor gut drei Wochen als neuer Hertha-Coach präsentiert wurde. Nun hat Magath nach einer Corona-Infektion, die ihn vor zwei Wochen beim 3:0-Sieg gegen Hoffenheim (3:0) um die leibhaftige Rückkehr auf die Bühne Bundesliga gebracht hatte, seit Dienstag mit der nächsten Profi-Generation zusammengelebt, in einem Kurz-Trainingslager im westfälischen Harsewinkel. Und siehe: Es hat offenbar gefunkt.

"Das war ja für mich richtig schlimm! Es gab nicht eine Ausnahme, wo ich die Augenbraue hochgezogen hätte", schwärmte Magath

Magath sprühte jedenfalls vor Euphorie, als er am Vorabend der Partie beim Tabellen-Dritten Bayer Leverkusen (Samstag, 15.30 Uhr) über die Tage von Harsewinkel räsonierte. "Das war ein Trainingslager, wie ich es so noch nie erlebt habe", schwärmte er auf der Pressekonferenz und jazzte sich zu einer Eloge nach der anderen hoch. Er sei "ein bisschen irritiert" gewesen, "wie hoch die Leistungsbereitschaft dieses Hertha-Kaders" sei, "das war ja für mich richtig schlimm!" Denn: "Es gab nicht eine Ausnahme, wo ich die Augenbraue hochgezogen und gesagt hätte: Was macht der denn da?", erklärte Magath, und das war offenkundig kein Aprilscherz. Allenfalls Altersmilde.

Beim Sieg gegen Hoffenheim, als Magath coronaerkrankt fehlte, stand noch Co-Trainer Mark Fotheringham (links) an der Seitenlinie. (Foto: Soeren Stache/dpa)

Er sei "mit ein bisschen Skepsis" an die Aufgabe in Berlin gegangen, wegen des Bildes, das er aus der Distanz gewonnen habe, und weil er über seine Kinder Umgang mit jungen Erwachsenen habe, die in etwa im gleichen Alter sind wie die heutigen Hertha-Profis. Da habe er gelernt, dass es eine Reihe von Twens gibt, die eher "die Work-Life-Balance in den Vordergrund und die Leistungsbereitschaft hintanstellen".

Weil aber ein Bundesligaspiel gegen "eine Spitzenmannschaft" ansteht, die vom Potenzial her den Bayern und Dortmund gefährlich werden könne, umgarnte er seine Spieler. Linksverteidiger Marvin Plattenhardt pries er für dessen Freistöße, den feinfüßigen Suat Serdar dafür, dass er den Unterschied machen könne, und seinen Assistenten Mark Fotheringham lobte er dafür, dass er im Training das hochhalte, was der Hertha in der Saison (Tabellenplatz 16, 26 Punkte, 60 Gegentore) bisher so oft gefehlt hat: die Intensität.

Fotheringham sei mit seiner Energie "ein Glücksfall für alle", berichtete Magath. Der Schotte habe ihm durch seine fordernde Art nicht nur Arbeit abgenommen, sondern auch die Möglichkeit eröffnet, die Spieler besser kennenzulernen. Er habe bei der Trainingsarbeit nie eingegriffen, weil er nie eingreifen musste. Das bedeute unter anderem, dass er keine Veranlassung sehe, seinen Co-Trainer groß einzubremsen. Beim Sieg gegen Hoffenheim hatte Fotheringham das Team intensiv gecoacht, als Magath in der Corona-Isolation saß. "Alles, was gut läuft, sollte man auch beibehalten", sagte Magath - und deutet damit auch an, dass er im Vergleich zum Sieg gegen Hoffenheim kaum Änderungen vornehmen wird.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Streit bei Hertha BSC
:"Doof isser also auch noch"

Im Streit bei Hertha BSC wird's nun persönlich: Axel Kruse, früherer Bundesligastürmer des Vereins, attackiert Investor Lars Windhorst - mit drastischen Worten.

Von Javier Cáceres

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: