Joachim Löw:"Der richtige Zeitpunkt, den Stab an einen anderen weiterzugeben"

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Viele Pressekonferenzen wird Joachim Löw nicht mehr als Bundestrainer geben. (Foto: dpa)

Der Bundestrainer erklärt seinen angekündigten Abschied. Der Umbruch der Mannschaft solle "auf keinen Fall daran scheitern, dass der Trainer auf seinem Stuhl klebt".

Joachim Löw wirkte aufgeräumt und sehr fokussiert, als er über seinen Rücktritt im Sommer sprach. "Es ist der richtige Zeitpunkt, den Stab an einen anderen weiterzugeben", sagte der 61-Jährige am Donnerstag während einer Pressekonferenz. Die 15 Jahre als Chefcoach der Nationalmannschaft beim Deutschen Fußball-Bund seien fast "eine Ewigkeit" - und jetzt sei eine "Zeit der Erneuerung, eine Zeit der Veränderung und der Bewegung". Der Umbruch in dem jungen Team solle "auf keinen Fall daran scheitern, dass der Trainer auf seinem Stuhl klebt".

Der DFB hatte am Dienstag mitgeteilt, dass Löw nach der EM im Sommer aufhören werde. Den Entschluss, im Februar und März über seine Zukunft nachzudenken, habe er schon im vergangenen Jahr gefasst, sagte Löw. Unabhängig von der desolaten 0:6-Niederlage in Spanien. "In der Pandemie hatte man mehr Zeit nachzudenken", sagte Löw. Er habe sich konkrete Gedanken gemacht, "wo wir stehen, wo stehe ich, was möchte ich und was habe ich für ein Gefühl für die Zukunft".

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Löw richtete den Blick nach vorne - weit über das Ende seiner Amtszeit hinaus. Die Heim-EM 2024 stehe im Fokus, und er sei "zutiefst" davon überzeugt, dass die jungen Nationalspieler dann ihr Leistungszenit erreichen. "Ein Turnier im eigenen Land kann unglaublich viel bewegen, vor allem auch erneuern", sagte Löw. "Ich sehe mich 2024 nicht mehr in dieser Position." Sein Nachfolger müsse die notwendige Zeit bekommen, das Team vorzubereiten. Bei der anstehenden EM in diesem Sommer wolle er "noch einmal das Maximale erreichen".

Die Entscheidung über eine mögliche Rückkehr von Thomas Müller und Mats Hummels in die Nationalmannschaft will Löw auch nach seiner Rücktrittsankündigung unverändert erst im Mai treffen. Berichte über einen angeblich gefällten Beschluss in den brisanten Personalien wies der Bundestrainer zurück. "Ich würde mir wünschen, dass man mir auch zuhört. Ich habe weder die Tür auf- noch zugemacht", sagte der 61-Jährige. Weiterhin gelte, dass er es für nicht richtig halte, den von ihm eingeleiteten Neuaufbau abzubrechen. Eine Unterbrechung - und damit eine Rückkehr der Ex-Weltmeister - sei aber angesichts der besonderen Situation in der Corona-Pandemie denkbar.

DFB-Präsident Keller dankt Löw

DFB-Direktor Oliver Bierhoff gab keine "Zwischenstandmeldungen" zur Nachfolgersuche ab. Der Verband will sich keinen Druck machen bei der Verpflichtung eines Nachfolgers. "Wir haben absolut keine Zeitnot. Es ist eine wichtige Entscheidung. Wir werden uns die Zeit nehmen, die notwendig ist. Wir werden uns diese Entscheidungen gut durchdacht überlegen", sagte Bierhoff. Gehandelt worden waren Jürgen Klopp vom FC Liverpool, der allerdings schon sagte, nicht zur Verfügung zu stehen, Bayern-Trainer Hansi Flick, Ralf Rangnick, U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz und auch Löws derzeitiger Assistent Marcus Sorg.

"Ich bin tief dankbar, weil Jogi uns die Zeit gegeben hat, in aller Ruhe und Sorgfalt die Nachfolge vorzubereiten", sagte DFB-Präsident Fritz Keller. "Oliver Bierhoff hat schon den Auftrag bekommen zu sondieren. Wir haben alle Zeit der Welt. Das ist einfach eine sehr, sehr gute Situation."

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