Robert Lewandowski:Ehrung für eine Verwandlung

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Nach dem Triple-Gewinn mit dem FC Bayern München hat Torjäger Robert Lewandowski erstmals die Wahl zum Fußballer des Jahres gewonnen. (Foto: dpa)

Der ständige Torschütze und Allesgewinner Robert Lewandowski ist erstmals Deutschlands Fußballer des Jahres. Das ist auch das Verdienst von Hansi Flick - dem Trainer des Jahres.

Von Maik Rosner, München

Persönliche Ehrungen, hat Robert Lewandowski soeben in seiner Heimat Polen erklärt, seien ihm nicht so wichtig. "Mein Fokus lag auf der Champions League und nicht auf irgendeiner möglichen persönlichen Auszeichnung", sagte der Stürmer des FC Bayern dem Internet-Portal Onet Sport. Tags darauf und eine Woche nach dem 1:0-Finalsieg in Lissabon gegen Paris Saint-Germain folgte den Mannschaftstiteln die individuelle Würdigung. Und wenn es gut läuft aus seiner Perspektive, wird es nicht die letzte bleiben nach der erfolgreichsten Saison der Karriere.

Seit Sonntag darf sich Lewandowski, 32, Deutschlands Fußballer des Jahres nennen. Aber da ist ja noch die Spekulation auf die höhere Etage, demnächst, wenn der Weltfußballer dieser seltsamen, corona-bedingt in die Länge gezogenen Saison verkündet wird. Freuen durfte sich bei der nationalen Kür zunächst aber auch Lewandowskis Chef, Hansi Flick, 55, der erwartungsgemäß bei der Auszeichnung zu Deutschlands Trainer des Jahres nicht zu übergehen war. Flicks Turbo-Aufstieg wurde in den Lissabonner Tagen hinlänglich beschrieben: In nicht einmal zehn Monaten vom Assistenten seines damaligen Chefs Niko Kovac zum Triple-Coach.

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Flick kam quasi im Blitzverfahren zu seinem Titel, erst im höheren Berufsalter trat der langjährige Assistent von Bundestrainer Joachim Löw, dem er die WM 2014 zu gewinnen half, im Geschirr des FC Bayern aus der zweiten in die erste Reihe. Lewandowski musste länger warten, Tore hatte er ja schon in seiner Zeit bei Borussia Dortmund (2010 bis 2014) in Serie geschossen. Seit seiner BVB-Zeit ist er einer der prägenden Spieler der Liga, in dieser Saison wurde er mit 34 Toren bereits zum fünften Mal Torschützenkönig. In insgesamt 47 Pflichtspielen kam er auf 55 Tore, auch das ist ein persönlicher Rekord in seiner Karriere.

Torjäger und Teamplayer

Nun aber hat die Geschichte eine schöne Pointe: Geehrt wurde zwar der Torjäger, aber auch der Teamplayer; er schießt Tore, sieht aber als Vorlagengeber auch die Mitspieler. Das war schon mal anders, in der Robben-Ribéry-Zeit, in der die Offensivkräfte des FC Bayern nicht selten mit dem Ego-Shooter-Vorwurf belegt wurden. Lewandowski hat seine Qualitäten erweitert: Er ist nicht mehr der Solist von einst, als er einen Wechsel zu Real Madrid auch deshalb anstrebte, um mindestens einmal das Prädikat "Weltfußballer" in den Lebenslauf eintragen zu können.

Sein Wandel hat natürlich mit Flick zu tun, der gewaltigen Wert auf den Gemeinsinn legt. Und der ihm vermitteln konnte, wie sehr sein sozialer Beitrag erwünscht ist. In Lissabon erzielten die Bayern insgesamt zwölf Tore (acht gegen Barcelona, drei gegen Lyon, eins gegen Paris), Lewandowski steuerte selbst nur zwei bei, aber er war die lauernde Option im Angriff, auf die sich die Gegner konzentrierten - so entstand Freiraum für die Kollegen.

"Ich bin sehr stolz darauf. Umso mehr, als die Erwartungen an mich immer höher werden und ich in jedem Jahr versuche, sie noch zu übertreffen", sagte Lewandowski über die vom Fachblatt Kicker durchgeführte Wahl zu Deutschlands Fußballer des Jahres. Borussia Dortmunds Vorjahressieger Marco Reus gratulierte, Lewandowski sei "ohne Zweifel der prägende Angreifer auf dem Kontinent" gewesen. Und Flick, der Jürgen Klopp vom FC Liverpool als Trainer-Primus ablöste, sieht "aktuell keinen Spieler, der es mehr verdient hätte, zum Weltfußballer gekürt zu werden".

Die Chancen stehen gut, zumal Lewandowski mit 15 Toren auch in der Königsklasse Schützenkönig war. Er würde Lionel Messi (sechs Titel) und Cristiano Ronaldo (fünf Titel) beerben, die seit 2008 nur einen dazwischen ließen: 2018 Luka Modric, Real Madrid, für seine WM-Leistungen mit Kroatien. Unwichtig wäre Lewandowski die Auszeichnung nicht. Wem er diesen Titel verleihen würde? "Mir selbst", antwortete Lewandowski.

© SZ vom 31.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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