Ballack trifft bei Leverkusen-Sieg:Erst Tor, dann Nasenbeinbruch

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Beim erstolperten 1:0-Sieg der Leverkusener in Freiburg gelingt Michael Ballack ein Tor nach nur 103 Sekunden, später muss er raus. Die Diagnose: Nasenbeinbruch. Sein Trainer Robin Dutt bezeichnet den Sieg als "schmutzig und glücklich" - wirklich freuen kann er sich über die Leistung seiner Mannschaft nicht.

Carsten Eberts

Die Rückkehr von Robin Dutt nach Freiburg war schon eine komische Geschichte. Das lag zum einen an den Freiburgern, die nach Dutts Weggang auf den letzten Tabellenplatz gerutscht sind und ihren früheren Übungsleiter vielleicht ganz gerne wieder hätten. Zum anderen waren da die Leverkusener: Die kommen in dieser Saison schwerlich in die Gänge, was nicht wenige Dutt, dem neuen Trainer, anlasten. Wäre nicht beiden Klubs geholfen, würde Dutt einfach in den Breisgau zurückkehren? Als Angestellter? Nicht als Gast? Und zwar sofort?

Droht auszufallen: Michael Ballack am Freitagabend in Freiburg. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Arbeitsrechtlich ist die Sache natürlich komplizierter - und eigentlich möchte sich Dutt auch in Leverkusen bewähren. Das Freitagabendspiel stand trotzdem ganz in seinem Zeichen. Würden ihm ausgerechnet seine geliebten Freiburger ein Bein stellen? Sie taten es nicht - sondern präsentierten sich als freundlicher Gastgeber: Durch ein Tor von Michael Ballack (2. Minute) gewann Leverkusen glücklich 1:0 (1:0) und schob sich zumindest für einen Abend auf Tabellenplatz acht.

"Der Sieg war schmutzig und glücklich. Momentan tun wir uns mit unserer spielerischen Linie sehr schwer", gestand Dutt nach dem Spiel. Ömer Toprak ergänzte: "Das einzige, was gut war, war der frühe Führungstreffer. Ansonsten haben wir heute richtig schlecht gespielt."

Dutt hatte seine Mannschaft nach der enttäuschenden Partie gegen Schalke offensiv umgebaut. Für Simon Rolfes und Stefan Kießling begannen Gonzalo Castro und Eren Derdiyok, über links kam André Schürrle, über rechts Sidney Sam. Die Kapitänsbinde übernahm: Michael Ballack. Er sollte später noch zweimal eine wichtige Rolle spielen.

Denn für den Leverkusener Blitzstart sorgte ebenfalls: Michael Ballack. Schon nach zwei Minuten brachte Michal Kadlec den ersten Eckball in die Mitte, dort verloren die Freiburger sämtliche Kopfballduelle, Manuel Friedrich köpfte den Ball vor's Tor - wo Ballack stand. Der frühere Nationalspieler entschied sich für einen wuchtigen Dropkick, der Ball rauschte ins Tor, Leverkusen führte nach exakt 103 Sekunden. Diese Mannschaft sollte ein Offensivproblem haben?

Was die Leverkusener Defizite betrifft, war Ballacks Führungstreffer jedoch trügerisch. Bayer zog sich anschließend komplett zurück, stellte alle offensiven Bemühungen ein. Die Spielkonstitution war zwar eigentlich wie gemacht für konterstarke Akteure wie Schürrle oder Sam. Doch sie taten: nichts. War das der Meisterschaftszweite, der in der vergangenen Saison offensiv so begeisterte?

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Stattdessen robbten sich die Freiburger langsam an den Leverkusener Strafraum heran. Sie schossen auch, jedoch selten gefährlich, erarbeiteten sich über eine halbe Stunde ein Torschussverhältnis von 10:0. In der 38. Minute wurde es dann doch richtig brisant: Anton Putsila flankte, Demba Papiss Cissé versuchte sich an einem Ballackschen Dropkick - er traf aber nur den Pfosten.

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"Da war heute mehr drin"

Wenige Minuten später besserte Sidney Sam die Leverkusener Bilanz zumindest ein wenig auf. Freiburgs Rückkehrer Andreas Hinkel rutschte weg, Sam setzte den Schuss jedoch knapp am rechten Pfosten vorbei.

In der zweiten Hälfte ging es so weiter: Leverkusen gelang zwar kein frühes Tor, Freiburg übernahm jedoch erneut das Spiel, Bayer hielt den Sportclub meist erfolgreich vom eigenen Strafraum fern. Michael Ballacks Arbeitstag war alsbald beendet: Dutt nahm seinen Kapitän vom Platz und brachte Simon Rolfes.

Später berichtete Dutt, dass sich Ballack womöglich die Nase gebrochen hat. Der Verdacht bestätigte sich in der Nacht bei einer Untersuchung in der Freiburger Universitätsklinik. Damit ist auch Ballacks Einsatz im Champions-League-Gruppenspiel beim FC Valencia am Dienstag gefährdet. "Das ist jetzt natürlich doppelt bitter für ihn", sagte Teamkollege Lars Bender: "Man sieht derzeit, wie wichtig ein fitter Michael Ballack für uns ist."

Freiburgs beste Chance in der zweiten Halbzeit vergab wiederum Cissé, der eine Flanke mit der Brust herunternahm und den Schuss aus zehn Metern knapp über das Tor hämmerte. In der vergangenen Saison hätte Cissé wohl zumindest eine seiner Chancen verwertet. Kurz darauf rettete Bayer-Keeper Bernd Leno auch noch zweimal gegen Stefan Reisinger.

"Die Mannschaft hat gegen einen guten Gegner ein richtig gutes Spiel gemacht. Viel gearbeitet, viel Aufwand betrieben, aber wieder nicht belohnt worden. Momentan müssen alle unglaublich leidensfähig sein", erklärte Freiburgs Trainer Marcus Sorg. Auch Jan Rosenthal klagte: "Da war heute mehr drin. Wir haben als Tabellenletzter das Spiel gemacht, aber einfach keine Tore erzielt." So wird es schwer für den SC Freiburg. Und der Sportclub bleibt, natürlich, Tabellenletzter.

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