Champions League:Zu viel Speed für Leipzig

Lesezeit: 2 min

Leipzigs Trainer musste am Ende als Tröster auftreten - weil beim 0:2 in Madrid durchaus mehr drin war für sein Team. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Nach 80 guten Minuten lässt sich RB in der Schlussphase der Partie von Real Madrid überrumpeln - und verliert 0:2. Trainer Marco Rose zeigt sich dennoch erfreut darüber, dass sein Team auf neue Reize reagiert.

Von Javier Cáceres, Madrid

Zu den immer wieder faszinierenden Phänomenen, die das Estadio Santiago Bernabéu zu einem legendären Fußballstadion gemacht haben, zählt auch der Widerstand gegen die Logik. Auch vor dem Spiel gegen RB Leipzig wurde daran erinnert. Durch ein Banner, das im Fondo Sur aufgespannt wurde, wie die Südtribüne genannt wird.

"El Madrid siempre vuelve", war dort zu lesen, übersetzt: "Real Madrid kommt immer zurück." Gegen Leipzig bestand keine Notwendigkeit, zurückzukommen. Jedenfalls nicht im engeren Sinne, wie noch gegen PSG, Chelsea oder Manchester City in der vergangenen, siegreich bestrittenen Champions-League-Saison, als Real Madrid in letzter Minute K.-o.-Spiele noch drehte. So viel ließ sich am Ende des Mittwochs aber doch sagen: dass Leipzig erst am Ende durch Tore von Federico Valverde (80.) und Marco Asensio (90.+1) in die Knie gezwungen wurde. Real Madrid 2 - RB Leipzig 0. "Standesgemäß", sagte der neue Leipziger Trainer Marco Rose und lächelte am Ende einer knappen, aber stimmigen Analyse: "Ergebnis enttäuschend, Leistung ansprechend."

Den Leipziger Spielern war anzumerken, dass sie im Bernabéu die möglichst beste Version ihrer selbst anbieten wollten. Erst recht, weil sie den desaströsen Auftritt aus der Vorwoche gegen Schachtar Donezk (1:4) vergessen machen wollten. Ihre Haltung zum Spiel erhob sie lange Zeit über die Spieler Real Madrids. Deren italienischer Trainer Carlo Ancelotti sollte später sagen, dass er in der ersten Halbzeit vor allem deshalb verärgert war, weil sein Team den Matchplan nicht umgesetzt hatte.

Die jungen Mittelfeldspieler hätten viel zu ungestüm und viel zu weit oben gepresst, so dass sie Leipzig immer wieder zu den Kontern einluden, die Ancelotti vermeiden wollte. Nur: Christopher Nkunku (5./28./34.), Timo Werner (11./30.) und Emil Forsberg (21.) konnten ihre guten Gelegenheiten nicht nutzen, Real Madrid kam "aus dem Nebel" zum 2:0-Sieg, wie am Donnerstag die Zeitung El Mundo schrieb. "Am Ende haben uns ein bisschen die Körner gefehlt und wir waren in zwei Situationen nicht ganz da. Aber so ist es im Fußball: Du bekommst am Ende, was du verdienst", sagte Marco Rose.

Am Ende wollte Xaver Schlager, der im defensiven Mittelfeld zusammen mit Amadou Haidara emsig arbeitete, der Hypothese von der fehlenden Kraft nicht völlig widersprechen. "So ab der siebzigsten, achtzigsten Minute habe ich gemerkt, dass ein paar Kilometer hinter mir sind", sagte der Österreicher; Spieler wie Vinícius, Rodrygo oder eben den Torschützen Valverde zu stellen, sei dann nicht mehr so einfach: "Die haben einfach so viel Speed ..." Schlager ärgerte sich dennoch: "Wir sind quasi bei Real ausgekontert worden. Das ist bitter, das darf auf gar keinen Fall passieren." Auch Torwart Peter Gulacsi war zerknirscht. "Für 80 Minuten kannst du nichts kaufen", erklärte Leipzigs ungarischer Kapitän.

Real Madrid
:Rüdiger macht Angst

Beim Champions-League-Duell zwischen Real Madrid und RB Leipzig kommt es zu einem Wiedersehen der früheren Chelsea- und Stuttgart-Kollegen Antonio Rüdiger und Timo Werner.

Von Javier Cáceres

Was andererseits blieb: die Diagnose, dass Leipzig nach Wochen der Konfusion zu sich selbst findet. Die Option, mit einer Dreier- oder Fünferabwehr statt einer Viererkette zu operieren, verwarf Rose wegen der flügellastigen Choreografie der Madrider Offensive, aber "auch weil wir uns gegen Dortmund darin wohlgefühlt hatten". Am Samstag hatte Leipzig gegen Borussia Dortmund 3:0 gewonnen. "Ich finde, wir haben das gegen den Ball auch gegen Real Madrid sehr gut gemacht. Die Art und Weise, wie wir aufgetreten sind, gibt mir Zuversicht", erklärte Rose nach Vollendung seiner ersten Woche als Leipzig-Trainer.

Es mache "Spaß, mit der Mannschaft zu arbeiten", sagte Rose; nach allem, was er bisher wahrgenommen habe, sei Leipzig ein veritables "Team", das funktioniere, zuhöre und relativ schnell auf neue Impulse reagiert habe. Der nächste neue Impuls steht nun ante portas. Nach Angaben des Fachmagazins Kicker wird in den Tagen nach dem Spiel am Samstag bei Roses Ex-Klub Borussia Mönchengladbach Max Eberl als neuer Sportgeschäftsführer Leipzigs vorgestellt werden. Offen ist weiter die Höhe der Ablösesumme. Sicher ist nur: Sie wird sich im siebenstelligen Euro-Bereich bewegen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Champions League
:Real Madrid bleibt Real Madrid

Da war mehr drin: Durch zwei späte Gegentreffer wird RB Leipzig im Bernabéu um den Lohn für eine couragierte Leistung gegen Real Madrid gebracht - der Bundesligist ärgert sich über vergebene Chancen.

Von Javier Cáceres

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: