RB Leipzig:Sieg durch Mainzer Harakiri

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Christopher Nkunku erzielt das dritte Leipziger Tor gegen Mainz-Keeper Zentner. (Foto: Cathrin Mueller/Getty Images)

Nach dem 4:1 gegen Mainz 05 nähert sich Leipzig wieder dem oberen Tabellendrittel. Den Triumph begünstigen ein doppeltes Missgeschick des Gegners - und ein famos aufspielender RB-Stürmer.

Von Javier Cáceres, Leipzig

Die Partie war gerade vorbei, da rief Leipzigs Trainer Domenico Tedesco seine Mannschaft noch einmal zusammen. Auf dass sie einen Kreis in der Mitte des Platzes bildeten, und im leeren Stadion noch einmal seinen Worten lauschten. Er habe das Team beglückwünscht, sollte Tedesco später verraten, und das nicht nur für das 4:1 gegen Mainz, sondern vor allem dafür, dass man die gesamte Woche über gut gearbeitet hatte.

Ganz ohne Mahnung ging die Leipziger Elf aber doch nicht in die Kabine. Er habe auch gesagt, dass kein Anlass bestehe, sich auszuruhen, sagte Tedesco, dass keiner "extrem zufrieden" sein müsse. "Wir wollen schon eine gewisse Konstanz sehen", fand der Coach. Was in den Ohren der ungarischen Offensivkraft Dominik Szoboszlai wie folgt klang: Der Triumph gegen Mainz könne "nur der Start gewesen sein".

Mangelnde Konstanz, das war in der ersten Hälfte der Saison immer wieder ein Thema gewesen, zum Jahresausklang stand Leipzig nur auf Platz zehn. Durch den Sieg vom Samstag können sich die Leipziger wieder Richtung oberes Tabellendrittel orientieren. Das 4:1 war deutlich und am Ende auch in der Höhe nicht unverdient. Was man alles andere als gering schätzen darf: Im abgelaufenen Kalenderjahr hatten die Mainzer annähernd 60 Punkte gesammelt, im ersten Spiel der Hinserie hatten sie - corona-geschwächt - mit einer Rumpftruppe die seinerzeit hoch favorisierten Leipziger geschlagen. Die einzige Unwägbarkeit, die der Sieg hinterließ, beruhte auf seinen Umständen. Denn vor den leeren Rängen der Leipziger Arena waren zwei Partien in einer zu begutachten.

Leipzig ist gegen Mainz lange überlegen

Die erste Partie, sie dauerte rund 20 Minuten. Die Mainzer erstickten den Spielaufbau der Leipziger anfangs im Keime; die Gastgeber hatten in den ersten Minuten ihre liebe Mühe, den Ball überhaupt in die Hälfte der Gäste zu transportieren. "Da haben wir, so glaube ich, vor lauter Bäumen den Wald manchmal nicht gesehen", erklärte Tedesco später und meinte: Ein lang in die gegnerische Hälfte geschlagener Ball hätte es mitunter auch getan. Dann aber kam die Szene, die Mainz-Trainer Bo Svensson "spielentscheidend" nannte und die Partie in ein vorher und nachher unterteilte. Denn Mainz-Verteidiger Alexander Hack missrieten nach gut 20 Minuten in einer einzigen Sequenz gleich zwei Aktionen - was das Mainzer Harakiri versinnbildlichte.

Hack hatte in der eigenen Hälfte den Ball zugespielt bekommen; doch die Verarbeitung des Passes geriet so ungelenk, dass 05-Sportdirektor Martin Schmidt hernach von einem "Blackout" sprach. Leipzigs Stürmer André Silva hatte Hack mit einer Pressing-Bewegung aus dem Konzept gebracht und nach der Balleroberung den Stürmerkollegen Yussuf Poulsen bedient, der aus zentraler Position Mainz-Torwart Robin Zentner anschoss.

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Als der Abpraller wieder bei Silva landete, kam Hacks zweiter Auftritt: Wenige Meter vor der Linie parierte er Silvas Schuss mit dem Arm; Schiedsrichter Deniz Aytekin entschied auf Strafstoß - den Silva sicher verwandelte - und zeigte Hack die Rote Karte. "Danach war es ein anderes Spiel", sagte Mainz-Trainer Svensson, "das ist natürlich die Höchststrafe." Denn in der Tat: Es gibt Angenehmeres, als 70 Minuten lang gegen Leipzig in Unterzahl zu spielen: Wobei RB erst richtig in Fahrt kam, als nach der Pause Christopher Nkunku eingewechselt wurde.

Denn: Der Franzose legte nicht nur zwei Minuten nach dem Wiederanpfiff den zweiten Treffer der Leipziger durch Dominik Szoboszlai auf; er war vor allem 62 Sekunden nach dem Mainzer Anschlusstreffer von Jae Sung Lee (57.) zur Stelle, um das ultimative 3:1 zu erzielen. "Das hat uns den Stecker gezogen", sagte Mainz-Torwart Zentner. In der 61. Minute war Nkunku dann so frei, Silvas zweiten Treffer vorzubereiten (61.).

Der Rest der Partie war dann - jenseits der zahlreichen Auswechslungen und den minutenlangen Passstafetten der Leipziger gegen dezimierte und ausgelaugte Mainzer - kaum noch der Rede wert. "Wir haben gezeigt, was wir alles drauf haben", sagte Silva, der in den vier Spielen unter Tedesco (zwei Siege, ein Remis, eine Niederlage) vier Tore geschossen hat. "Wir haben das gemacht, was wir uns vorgestellt haben", sagte sein Offensivkollege Szoboszlai, der schon mal die Richtung für die kommenden Wochen vorgab: "Jetzt müssen wir einfach weitermachen."

In der Liga in Stuttgart und gegen Wolfsburg; im Pokal gegen Rostock, und Anfang Februar bei der Mannschaft, mit der sich Leipzig in dieser Saison eigentlich messen wollte: dem FC Bayern des ehemaligen Leipzig-Trainers Julian Nagelsmann.

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